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Kirche in WDR 3 | 04.07.2023 | 07:50 Uhr

Ulrich – der erste heiliggesprochene Heilige

Einen wunderschönen guten Morgen!

Es gibt Dinge, die regeln sich normalerweise von selbst. Bei Wäldern zum Beispiel geht man immer mehr dazu über, diese sich selbst zu überlassen. Die Bäume regeln das mit dem Absterben und Neuerstehen meist ganz gut. Was im Wald heute wieder geschätzt ist als organische Form der Kultivierung, war viele Jahrhunderte auch ein Prinzip im „heiligen Hain“ der Kirche – das Bild bietet sich hier einmal an. Denn es geht um die Kirchen-„Gewächse“, die die Zeit überdauern: Ich spreche von den Heiligen. In der Kirchengeschichte war es nämlich lange so, dass Heilige dann als heilig bezeichnet wurden, wenn die Gläubigen sie als solche verehrten. Wenn man so will, war das ein organisches Verständnis von Heiligkeit. Petrus, Paulus, Maria von Magdala, Nikolaus von Myra oder Martin von Tours: Alle wurden offiziell nicht heiliggesprochen. Das war auch gar nicht notwendig. Denn heilig war, wer getauft war. Paulus spricht in seinen Briefen an die Gemeinden die Adressaten oft als „Heilige“ an, auch wenn diese noch lebten. Es gab aber natürlich auch Christen, die hatten einen höheren Bekanntheitsgrad als andere. Das waren in der Urkirche die Apostel und in der Zeit danach in erster Linie Bischöfe oder Ordensleute. Und wenn die schon zu Lebzeiten besonders beliebt waren, dann wurden sie oft nach ihrem Tod von den Gläubigen als Heilige verehrt.

Auch beim heutigen Tagesheiligen war das so. Ulrich von Augsburg heißt er. Ulrich lebte im neunten und zehnten Jahrhundert und war als Bischof von Augsburg einer der einflussreichsten Leute der damaligen Zeit. Die Augsburger verdanken ihm die Verteidigung der Stadt gegen die Einfälle der Ungarn. Ulrich hatte die einfache Palisadenbefestigung durch einen festen Mauerring ersetzt. Viele durch die Ungarn zerstörte Kirchen und Klöster hat Ulrich wieder aufgebaut. Aber Ulrich war nicht nur ein geschickter Stratege, ein großes Anliegen war ihm die Seelsorge in seinem Bistum. Das machte ihn beliebt bei den Menschen. Er war also ein richtiger Bischof zum Anfassen. Ein knappes Jahr vor seinem Tod wollte Ulrich sein Bischofsamt in die Hand eines Jüngeren abgeben und sich in ein Kloster zurückziehen. Dies scheiterte jedoch am Veto des Kaisers. Am 4. Juli 973, also heute vor genau 1050 Jahren, starb Ulrich und wurde in der von ihm wiederaufgebauten Kirche St. Afra in Augsburg beigesetzt. Wegen seines vorbildlichen Lebensstils setzte schon bald eine Verehrung als Heiliger ein. Die Afrakirche wurde nun auch ihm geweiht und heißt bis heute St. Ulrich und Afra.

Und jetzt kommts – und das macht ihn für viele zum ersten „offiziellen Heiligen“: 20 Jahre nach seinem Tod soll Ulrich auf einer römischen Synode durch den Papst heiliggesprochen worden sein. So ein formaler Akt durch den Papst war zu damaliger Zeit unüblich. Und es ist auch bei Wissenschaftlern umstritten, ob dieser Akt denn wirklich stattgefunden hat. Denn die Urkunde der Heiligsprechung durch Papst Johannes XV. ist nur in späteren Abschriften überliefert. Sollte diese formale Heiligsprechung also wirklich stattgefunden haben, es wäre die erste in der Kirchengeschichte gewesen. Ulrich wäre also der erste heiliggesprochene Heilige.

Es ist sicherlich richtig, wenn heute angesichts der vielen existierenden Heiligen genau geprüft wird, wer denn nun wirklich als ein solcher verehrt werden sollte und wer nicht. Sonst sieht man den Wald vor lauter Heiligen nicht. Sonst gibt es sicherlich zuviel Wildwuchs. Schon jetzt lässt mich die derzeitige Anzahl den Überblick verlieren. Vor knapp 20 Jahren hatte Rom zuletzt systematisch gezählt: Da waren es knapp 6.600[1]. Aber ich muss mir ja auch nicht jeden neuen Heiligen merken.

Mir gefällt aber, dass ein Indikator fürs Heiligsein die Beliebtheit bei den Gläubigen ist und damit der Beginn einer Verehrung. Denn ohne dies ist ja jede Heiligsprechung sinnlos. Und so ist es auch eher unwichtig, ob Ulrich nun wirklich von Papst Johannes XV. heiliggesprochen worden ist oder nicht. Auch für die Augsburger war schnell nach dem Tod Ulrichs klar, dass dieser ein heiligmäßiger Mensch war. Auch im evangelischen Namenstagskalender ist sein Name enthalten.

Und so möchte ich heute allen zum Namenstag gratulieren, die Ulrich, Ulrike oder Uli heißen. Einen schönen Ulrichstag wünscht Ihnen Ihr Jan Hendrik Stens aus Köln.





[1] https://religion.orf.at/v3/stories/2739027/

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