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Kirche in WDR 3 | 12.07.2023 | 07:50 Uhr
Schlüsselmomente
Guten Morgen.
Welche Türen haben Sie heute Morgen schon aufgeschlossen?
Ich habe mein Fahrradschloss geöffnet und meine Wohnungstür auf- und zugeschlossen.
Im Büro angekommen, habe ich die Tür mit dem elektronischen Chip aufgemacht.
Schlüssel verschaffen Zugang zu Zimmern, Fahrzeugen, meinem Schließfach oder Tagebuch. Und wie schön, wenn sich der passende Schlüssel im Schloss dreht und Türen aufgeschlossen werden. Ein Schlüsselmoment. „Schlüsselmomente“ gibt es übertragen auch im Leben.
Da sagt eine das richtige Wort, da passiert etwas, das wie ein Schlüssel wirkt. Manchmal wie ein erhellender Blitz, wenn Licht in das Dunkel kommt:
Ich erkenne oder durchschaue etwas.
Da hat sich mir etwas erschlossen, was vorher undurchsichtig war.
Aber wehe, mein Schlüssel geht verloren. Dann bin ich draußen, ausgeschlossen, komme nirgendwo mehr herein. Der Zugang - versperrt. Auch im übertragenen Sinn. Wenn ich blockiert bin, nichts an mich herankommt, ich innerlich dicht mache. Aus Schutz vor mir selbst und anderen. Manche Menschen werden ausgeschlossen, haben keine Chance, sind nicht Teil der Gesellschaft, weil sie anders aussehen, sprechen, leben und lieben.
Ein Schlüsselmoment der ganz anderen Art, schmerzhaft und ungerecht.
Welche Welten sind mit meinem persönlichen Schlüssel verbunden? Was schließt mein Schlüssel für mich auf? Und was hat sich mir noch nicht erschlossen?
Jesus sagt einmal zu seinem Lieblingsjünger Petrus: „Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben…“ (Matthäus 16,19, Basisbibel)
Es ist eine der Schlüsselszenen in der Beziehung zwischen den beiden.
Sie haben ein besonderes Verhältnis. Jesus traut Petrus viel zu, er sieht in ihm viele Gaben und Talente, sich für das Reich Gottes, für Liebe, Gerechtigkeit und Frieden auf der Erde einzusetzen. Und darum schenkt Jesus Petrus sein Vertrauen und überträgt ihm eine besondere Aufgabe: „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben!“
Das Himmelreich, von dem Jesus hier spricht, ist kein Reich weit weg über den Wolken, in einer anderen Welt. Der Himmel, von dem Jesus oft erzählt, ist kein Ort, sondern eher etwas,
das ich im Miteinander hier und jetzt spüren kann: Deshalb sagt er auch:
„Das Reich Gottes ist schon da – mitten unter euch“. (Lukas 17,21, Basisbibel).
Aber wie erschließt sich mir dieses Himmelreich?
Da sagt zum Beispiel jemand zu mir: „Das hast Du richtig super hingekriegt, ich bin stolz auf Dich!“ Ein kostbarer Schlüsselmoment.
Diese wertschätzenden Worte öffnen mir mein Herz für mich selbst und die Türen zwischen mir und anderen. In den Augen Jesu spielen alle eine Schlüsselrolle im Leben. Ich kann dazu beitragen, dass sich für andere Türen öffnen. Manchmal, ohne es zu merken.
Lassen Sie uns miteinander Schlüsselkinder sein, die nicht abschließen und trennen, sondern aufschließen und verbinden, zusammenführen und vereinen.
Ihre Pfarrerin Christiane Neufang aus Köln.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze