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Kirche in WDR 3 | 07.08.2023 | 07:50 Uhr
Mut zum Aufbruch
Guten Morgen.
Anfang August 1492. Im Hafen von Palos in Südspanien. Um acht Uhr morgens stechen drei ziemlich kleine Schiffe in See. Sie brechen zu einer Reise auf, die Geschichte schreiben wird. Kommandant dieser Expedition ist der Sohn eines Wollwebers aus Genua: Christoph Kolumbus. Er ist aus wirtschaftlicher Not Seefahrer geworden und begeistert sich seit seinem 14. Lebensjahr für die Seefahrt. Jetzt will er einen neuen Seeweg nach Indien suchen. Und zwar in westlicher Richtung, was zuvor noch keiner gewagt hat. Es wird eine schwierige Reise. Nach zwei Monaten sind die Mannschaften kurz davor zu meutern. Da sieht Kolumbus endlich Land. Auch wenn er bis zu seinem Tod glauben wird, er habe Indien entdeckt, wissen wir heute: Er hat an diesem 12. Oktober Amerika „entdeckt“. Einen bis dahin in Europa unbekannten Kontinent. Noch am Abend zuvor hatte Kolumbus ziemlich enttäuscht im Bordbuch vermerkt: „Ich muss niederschreiben, was mich bewegt. Denn es kann sein, dass dies meine letzte Eintragung ist, weil meine Mannschaft das Bordbuch ins Wasser werfen wird. Aber vielleicht erfährt die Königin trotzdem eines Tages, dass ich kein Phantast war, kein weltfremder Träumer. Denn ich habe am Horizont ein Licht gesehen.“ Kolumbus ist sich die ganze Zeit bewusst gewesen, dass sein Aufbruch höchst gefährlich ist. Doch er hat ihn trotzdem gewagt. Und das finde ich faszinierend. Zum Aufbrechen in das, was neu und unbekannt für mich ist, braucht es Mut und Hoffnung.
Das kenne ich auch. Zum Beispiel als ich meinen ersten Beruf als Bankkaufmann aufgegeben habe. Ich habe ein sozialwissenschaftliches Studium begonnen, um künftig im sozialen Bereich zu arbeiten. Mut und Hoffnung habe ich auch gebraucht, als mir später als junger unerfahrener Mann die Leitung einer Fachklinik für Suchtkranke anvertraut wurde. Bei solchen Neuanfängen und Aufbrüchen war und ist es mir ganz wichtig, meine Ängste, meine Befürchtungen und Unsicherheiten im Gebet Gott vorzutragen. Ihn darum zu bitten, dass er mir den Mut dazu schenkt, Neues und Unbekanntes anzupacken. Und dass er mir in schwierigen Situationen die Kraft schenkt, dass ich durchhalte und die Herausforderungen bewältigen kann. Dankbar sehe ich im Rückblick, dass Gott mir das immer wieder in meinem Leben geschenkt hat.
Auch bei Kolumbus hat zu seinem mutigen Aufbruch eine gehörige Portion Gottvertrauen dazugehört. Zumindest hat er später einmal geschrieben: „Jetzt sollen der König und die Königin unserem Herrn Jesus Christus danken und lobsingen, dass er uns zum Erfolg geführt hat“.
Ja, Glauben macht Mut zum Aufbrechen. Das wünsche ich Ihnen für den Beginn dieser neuen Woche. Und ebenso für das, was für Sie an Neuem und noch Unbekannten auf Sie einstürmt.
Ihr Prädikant Werner Brück aus Remscheid.
Quelle: Christoph Columbus: Schiffstagebuch. Aus dem Spanischen. Übersetzung von Jürgen Hell, Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1986, 4. Aufl., S. 112.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze