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Kirche in WDR 3 | 25.09.2023 | 07:50 Uhr

Schmerz macht einsam

Liebe Hörerinnen und Hörer,

ich habe so einen spirituellen Notvorrat an Bibelstellen. Und dazu gehört die Begegnung zwischen Jesus und dem blinden Bartimäus. Sie fasst das zusammen, worum es im Kern der Botschaft Jesu geht. Es geht um Aufmerksamkeit für die Menschen am Rande des Weges und um die heilende Kraft der Zuwendung.

Und jedes Mal, wenn ich diese Geschichte lese, lenken aktuelle Erfahrungen meines Lebens den Blick auf etwas Neues in dieser Begegnung. Ich möchte Sie heute Morgen einladen, mit mir einen Blick auf den Bartimäus zu wagen, der vor der Ankunft Jesu dort am Rande der Straße sitzt. Die Menschen, die an ihm vorbeigehen, beachten ihn kaum. Sie sehen einen blinden Menschen mit zerschlissenen Kleidern. Einige werden vielleicht noch denken, was er oder seine Vorfahren falsch gemacht haben, dass ihn dieses Schicksal ereilt hat. Das war ein weitverbreitetes Denken seiner Zeit.

Wenn ich auf Bartimäus schaue, dann spüre ich vor allem seinen tiefen Schmerz und die furchtbare Einsamkeit, die später in seinem verzweifelten Schrei zum Ausdruck kommen: „Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!“ Es ist nicht nur der ganz akute Schmerz der Behinderung, der die Erfahrung tiefen Leids für Bartimäus so schwer erträglich macht. Es ist die Erfahrung, dass dieses Leid ihn auch einsam und zum Ausgestoßenen macht.

Dabei denke ich an Eltern, die ich in der Zeit meines freiwilligen Dienstes auf der Kinderkrebsstation kennengelernt habe. Sie haben mir davon erzählt, dass Bekannte und Freunde die Straßenseite wechselten, um ihnen nicht zu begegnen. Sie konnten nicht mit dem Leid der Eltern umgehen und wussten nicht, was sie sagen sollten. Ich denke aber auch an Menschen mit psychischen Erkrankungen. Ihre Leiden sind oft nicht so leicht vermittelbar, weil weniger sichtbar wie körperliche Erkrankungen. Menschen mit psychischen Leiden fühlen sich oft unverstanden, müssen sich wohlmeinende und doch verletzende Ratschläge anhören, und deshalb ziehen sie sich immer mehr zurück.

Besonders nahe kommt mir das doppelte Leid des Bartimäus in den Frauen und Männern, die ich als Betroffene sexualisierter Gewalt begleitet habe. Vor bald 25 Jahren habe ich mit Paul Ostrop und anderen die Initiative „roter Keil“ gegen Kinderprostitution gegründet. Die Erfahrung, die Betroffene sexualisierter Gewalt machen, lässt sich einfach nicht in Worte fassen. Dieses Gift des missbrauchten Vertrauens und die zerstörerische Wirkung auf die seelische Gesundheit sind nicht wirklich zu vermitteln. Und genau dies schafft eine Einsamkeit, die es den Betroffenen noch schwerer macht, die Last zu tragen.

In der Bibelstelle, die zu meinem spirituellen Notvorrat gehört, spürt Jesus diesen doppelten Schmerz bei Bartimäus und er gibt eine Antwort darauf. Und so heilt er mehr als nur den Sehnerv dieses Menschen. Mit wirklicher Zuwendung und indem er ganz bei ihm ist, gibt er ihm nicht nur das Sehen zurück, er verleiht ihm Ansehen und Würde.

Was wir in den Fußspuren Jesu tun können, macht ein Ausspruch deutlich, der Robin Williams zugeschrieben wird, dem Schauspieler, der diese Leiderfahrung selbst machen musste: "Jeder, den Sie kennen, kämpft in einer Schlacht, von der Sie nichts wissen. Seien Sie nett. Immer."

Die christliche Botschaft scheint in den Augen mancher etwas, das nur Experten mit theologischem Studium wirklich durchschauen können. Ich sehe das anders und der Heilige Augustinus auch: Liebe und tu was du willst.“ – Seien Sie nett, immer.

Aus Münster grüßt Sie Pfarrer Jochen Reidegeld.

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