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Choralandacht | 30.12.2023 | 07:50 Uhr

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Der du die Zeit in Händen hast (eg 64)

Autor: Alles endet einmal. Auch das Jahr 2023. Allerdings nicht nur das Jahr, auch diese Sendereihe, die Choralandacht am Samstag, endet mit dieser Ausgabe. Gut fünfzehn Jahre lang haben Autorinnen und Autoren Ihnen Lied-Schätze aus dem Evangelischen Gesangbuch präsentiert. Nun ist Zeit für etwas Neues.

Aber wie das halt so ist, bevor etwas Neues geboren wird, muss etwas Altes sterben, die Choralandacht wie das Jahr 2023.


Sprecherin:

Es starb das Jahr in meinen Armen.

Und still verhauchend war’s genug.

Es zog sich wund am Menschenpflug.

Und mit verlöschendem Erbarmen

Griff es hinaus in seine Träume,

Die nie erfüllt doch immer lebten

Und ihre eignen Träume webten

In eines Jeden Schicksalssäume.

Es starb das Jahr in meinen Armen

Gehorchend nur dem Ruf

Des, der es schuf.

Und kannte kein Erbarmen

Mit sich. Und gab zurück,

Was es gewonnen und geschenkt.

Und tief ins Sterben eingesenkt

Versprach’s mir neues Glück.

(Gerd Höft, 2010)


Musik 1: Choral eg 64, Strophe 1, CD: Unser Klagen wird zum Loben, Track 3, Archivnummer: 514 5977 103, Text: Jochen Klepper, Melodie: geistlich Nürnberg 15334, Vokalensemble Sennestadt, Leitung: Schenk, Dorothea, Luther Verlag Bielefeld, ISBN 3-7858-0461-X

Sprecherin overvoice:

Der du die Zeit in Händen hast, Herr, nimm auch dieses Jahres Last und wandle sie in Segen.

Nun von dir selbst in Jesus Christ die Mitte fest gewiesen ist, führ uns dem Ziel entgegen.


Autor: Morgen ist der letzte Tag des Jahres. Das ablaufende Jahr hat wiederum unseren Lebensrucksack gefüllt. Wir sind reicher an Erfahrungen, schlechten wie guten. Nun stellen wir unseren Rucksack ab. Stellen ihn Gott vor die Füße. Hier, mein Gott, hier ist mein Jahr. Ich habe es aus deiner Hand. Nun sieh, was du und ich daraus gemacht haben.

Wir haben manches begonnen in diesem Jahr, gewollt oder auch ungewollt. Manches zu Ende gebracht oder offengelassen. Wir haben geheiratet oder sind geschieden worden. Kinder und Enkel wurden geboren. Verwandte und Freunde sind gestorben. Eine Freundschaft ist zerbrochen. Eine neue Arbeit wurde gefunden, eine Krankheit überstanden. Die Pandemie, Krieg, Umweltkatastrophen. Wir haben gelitten und Schmerzen besiegt. Unser Lebensentwurf ist noch nicht zu Ende. Aber wir wissen auch um seine Endlichkeit.


Musik 2: Choral eg 64, Strophe 2
WDR-Eigenproduktion, Archivnummer: 506 9406 107, Text: Jochen Klepper, Melodie: Siegfried Reda, Satz: Karl Marx, Kammerchor des St. Gregorius-Hauses, Aachen, Dirigent: Roth, Hans-Josef

Sprecherin (Overvoice)

Da alles, was der Mensch beginnt, vor seinen Augen noch zerrinnt, sei du selbst der Vollender. Die Jahre, die du uns geschenkt, wenn deine Güte uns nicht lenkt, veralten wie Gewänder.


Autor: Manche betrachten ihr Leben so: Mehr oder weniger zufällig reiht sich ein Ereignis an das andere. In Grenzen ist jeder seines Glückes Schmied, aber es gibt auch Dinge und Ereignisse, die wir nicht in der Hand haben.

Am Schluss stehen wir dann am Altjahrsabend unseres Lebens und wir wissen: Das war’s dann. Es wird keinen ersten Januar mehr für uns geben. Kein neues Jahr. Insofern ist jeder Altjahrsabend immer auch ein kleiner Vorblick auf unseren letzten Altjahrsabend. Soll uns das nun erschrecken und jedes Jahr mit Furcht und Zittern erfüllen? Ach wo! Ich glaube: Wie auch immer unsere Jahre verlaufen sind und wie viele es auch immer sein mögen, sie kommen aus Gottes guter Hand. Gott will, dass wir unsere Jahre nutzen, etwas Gutes, etwas Sinnvolles, ja Schönes daraus machen. Und er stattet das Leben aus, mit allem aus, was dazu nötig ist.


Sprecherin:

Da steht es vor dir, dein Leben

Eingehüllt in die Flickendecke aus

Erfahrung und Weisheit.

Du spiegelst dich

In seinen Augen und

Suchst hinter ihnen

Nach den Schätzen, die da

Verborgen sind und

Dir versprochen

Vor aller Zeit.
(Gert Höft 2023)


Musik 3: Choral eg 64, Strophe 4, Track 14 von CD: „Was wir zum Leben brauchen“. Länge: 3:56 min., Interpreten: Die kleine Kantorei des Christlichen Sängerbundes, Leitung: Horst Krüger, Verlag: Singende Gemeinde Wuppertal, LC-Nr.: nicht vorhanden, Büro Archiv 019.

Sprecherin overvoice

Der Mensch ahnt nichts von seiner Frist. Du aber bleibest, der du bist, in Jahren ohne Ende. Wir fahren hin durch deinen Zorn und doch strömt deiner Gnade Born in unsre leeren Hände.


Sprecher: Jochen Klepper ist der Verfasser des Choraltextes. Er ist Theologe, aber kein Pfarrer, sondern Journalist und Schriftsteller. 1931 heiratet er eine Jüdin. Sie bringt zwei Töchter mit in die Ehe. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verliert Klepper seine Anstellung beim Berliner Rundfunk und erhält später auch ein generelles Berufsverbot. Die Bedrängung der jüdischen Mitbürger nimmt immer entsetzlichere Formen an.


Musik 2: Choral eg 64, Strophe 6 (s.o.)

Sprecherin (overvoice):

„Der du allein der Ewge heißt und Anfang, Ziel und Mitte weißt im Fluge unsrer Zeiten: bleib du uns gnädig zugewandt und führe uns an deiner Hand, damit wir sicher schreiten.“


Sprecher: Eine Stieftochter kann kurz vor Ausbruch des zweien Weltkrieges noch ausreisen. Dem Rest der Familie gelingt das nicht mehr. Als dann der Reichsinnenminister 1942 die Zwangsscheidung für alle Ehen mit jüdischem Partner ankündigt, gehen Jochen Klepper, seine Frau und seine zweite Stieftochter im Dezember desselben Jahres freiwillig in den Tod.

Das Gedicht „Der du die Zeit in Händen hast“ schreibt er 1938 schon ganz unter dem Eindruck der Anfechtung und Bedrängnis.


Musik 4: The Lord bless you and keep you (John Rutter), Track 17 von CD: „Gloria“, The Sacred Music of John Rutter, Text: Die Bibel, Melodie/Komponist: John Rutter, The Cambridge Singers, Leitung: John Rutter, CSCD 515 (made in Great Britain; 2005).


Autor (auf Musik):

Bedrückend aktuell klingt das. Jüdinnen und Juden in Deutschland leben auch heute in Angst. Und viele stehen auf gegen Judenfeindlichkeit. Das lässt hoffen. Anfechtungen und Bedrängnisse – sie werden uns auch 2024 nicht erspart bleiben. Aber wir hoffen. Wenn wir in einem Jahr wieder am Altjahrsabend innehalten, wird sich unsere Lebensbilanz wieder verändert haben. Beten wir, dass sich Gewinn und Verlust nicht nur die Waage halten. Sondern dass wir das Wertvolle entdecken, das uns das Jahr auch geschenkt hat.

Vergänglichkeit hat auch etwas Gutes: Mag sein, uns ist das eine oder andere in diesem Jahr misslungen. Gott wird mit Gnade darauf schauen, wie auch auf alles, was noch vor uns liegt.


Sprecherin: Wer ist hier, der vor dir besteht? Der Mensch, sein Tag, sein Werk vergeht: nur du allein wirst bleiben. Nur Gottes Jahr währt für und für, drum kehre jeden Tag zu dir, weil wir im Winde treiben.


Musik 4: The Lord bless you and keep you (Rutter)


Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze / Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth

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