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Kirche in WDR 3 | 11.10.2023 | 07:50 Uhr
Omas Kirchenprotest
Frauen haben es nicht
leicht in der römisch-katholischen Kirche – das hat bereits meine Oma gewusst,
Jahrgang 1926. Besonders Papst Johannes Paul II. hatte sie in Rage gebracht.
Denn: Der hatte 1994 feierlich und „für alle Zeiten“ – so hieß das damals -
festgestellt: Frauen können niemals und unter
keinen Umständen Priesterinnen werden! Das war dann doch ein bisschen zu viel
für meine Oma, die treue Katholikin!
Aber: Statt lange zu
lamentieren,
ist meine Oma damals
zur
Tat geschritten: Vor dem Gottesdienst
hielt sie alle Frauen auf dem Kirchplatz zurück. „Unser Pfarrer soll mal sehen,
was die Kirche ohne Frauen ist!“
- Nicht
viel, denn der zog quasi in ein leeres Gotteshaus ein. Oma war fürs Erste
zufrieden, Zwischenziel erreicht!
Doch inzwischen sind fast 30 Jahre vergangen. Meine Oma ist 2016 gestorben, einen Pfarrer gab es selbst da schon lange nicht mehr. Inzwischen ist die Kirche entweiht und ausgeräumt. Frauen, die für ihre Rechte kämpfen könnten gibt´s dort also auch nicht mehr. Ist der Protest meiner Oma also gescheitert? Es scheint so! Zwar gibt es inzwischen mehr Frauen in Führungspositionen, aber sind sie den Männern gleichgestellt? Fehlanzeige!
Vor wenigen Wochen hat mir eine Kollegin von ihren Erfahrungen im Jahr 2023 berichtet. Sie arbeitet als Gemeindereferentin in verschiedenen Kitas. Sie erzählt den Kindern von Jesus, hört die Nöte der Eltern und unterstützt die Erzieherinnen. Und so wird sie von Eltern öfters gefragt, ob sie denn ihre Kinder taufen könne. Was soll sie antworten? Ja, nein, vielleicht? Die ehrliche und klare Antwort lautet: Ich darf es nicht! Also: Gehen Sie bitte zum Priester oder Diakon. Den haben Sie zwar noch nie gesehen, aber dafür ist er im Gegensatz zu mir mit der Tauf- Vollmacht ausgestattet. Klasse!
Ob die Kinder dann auch wirklich getauft werden? Keine Ahnung, aber eins weiß ich: Die Kirche mit ihren Regelungen und Setzungen bringt selbst ihre engsten Mitarbeiterinnen in verdammt schwierige Situationen. Und das Tag für Tag! Also ist Omas Kampf verloren? Zumindest erahne ich: Sie würde weiterkämpfen!
Aus Dortmund grüßt Sie: Pfarrer Simon Schwamborn
