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Kirche in WDR 3 | 25.12.2023 | 07:50 Uhr
Vom Himmel hoch
Einen guten Morgen und frohe Weihnachten, wünsche ich Ihnen!
Vielleicht waren Sie ja gestern an Heiligabend in einem Gottesdienst, haben ein Krippenspiel erlebt und Weihnachtslieder gesungen, wie das bekannte „Vom Himmel hoch“. (Evangelisches Gesangbuch, Nr. 24) Schauen wir mal rein, wie es im Haus von Martin und Käthe Luther gewesen sein könnte an Heiligabend 1534, als dieses Lied entstanden ist. Die Kinder sind gerade unten bei der Kostümprobe für ihr Krippenspiel und ganz aufgeregt. Johannes, Hans genannt, der älteste mit 8 Jahren, Magdalena, Martin, Paul und die noch ganz kleine Margarete. Ihr Vater, der berühmte Theologe und Kirchenreformer Martin Luther, hat das Stück geschrieben. Die Rollen sind verteilt. Magdalena, mit der schönsten Stimme, will den Engel spielen. Aber ihr Lied, das Lied des Engels, der die Weihnachtsbotschaft verkündet, ist noch nicht fertig. Martin Luther sitzt oben im Studierzimmer und sucht nach einer Idee. Plötzlich wirft er entnervt den Federkiel aufs Pult. Ihm fällt einfach nichts ein. Das Lied des Engels, das muss sofort ins Ohr und ins Herz gehen. Er überlegt. Vor ein paar Tagen hat er einen Sänger gehört, auf dem Platz vor der Schlosskirche in Wittenberg. Der hatte gesungen: „Von fremden Ländern komm ich her und bring euch eine neue Mär.“ Auch er, Luther, war stehen geblieben und hatte der schönen Melodie gelauscht, und den Ereignissen der Welt, die der Sänger da erzählte. Die Menschen liebten die Lieder dieser fahrenden Sänger, sie brachten Neuigkeiten von den Fürstenhäusern und Päpsten, von fremden Ländern und großen Ungeheuern. „Von fremden Ländern komm ich her“, das könnte auch so ein Engel singen. Oder auch: „Vom Himmel hoch, da komm ich her“. Denn der Engel bringt ja Nachrichten von Gott, eine göttliche Botschaft für die Menschen. Luther nimmt den Federkiel wieder in die Hand. Aber dann zögert er doch wieder. Eine gewöhnliche Straßenmelodie für die große Botschaft von Weihnachten? Würden die Zuhörer nicht die Nase rümpfen? Nein, sagt er sich und haut mit der Faust auf den Tisch. Jesus Christus, Gottes Sohn, kommt in unsere Welt in einem einfachen Stall, inmitten von einfachen Menschen. Wenn da nicht eine einfache Melodie aus dem Alltag passt, was dann?
Luther schreibt die Zeilen zu „Vom Himmel hoch…“, und freut sich. Er geht nach unten zu den Kindern und überreicht Magdalena das Blatt. Das Lied fängt ganz oben an, beim höchsten Ton, denn der Engel kommt ja aus dem Himmel. Und zur Bekräftigung kommt die Melodie nach ein paar Takten wieder dort oben an. Aber der Engel aus dem Himmel will seine Botschaft ja hinunter auf die Erde bringen, zu uns Menschen, darum baut er sich mit der letzten Zeile seiner Melodie eine Leiter in die Tiefe. Er steigt zu uns herunter mit den Worten: „Davon ich sing´n und sagen will.“ So kommt er schließlich auf dem tiefsten Ton an. Gott persönlich kommt in dem Jesus-Kind in der Krippe in unsere Welt, steigt herab vom Himmel zur Erde, um bei uns zu sein. Damit wir in unserer Not nicht alleine sind. Auf der Erde, um uns herum breiten sich Hass, Streit und Gewalt aus. Der Weihnachtsengel erinnert uns daran:
Friede und Versöhnung, liebevolles Miteinander sind möglich. Sie kommen in dem lächelnden Jesus-Kind in der Krippe aus der Sphäre Gottes zu uns. Zu uns ganz persönlich und in die friedlose Welt. Möge dieses Lächeln Sie heute und alle Tage begleiten.
Das wünscht Ihnen Barbara Schwahn aus Krefeld.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze