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Kirche in WDR 3 | 27.12.2023 | 07:50 Uhr
Zwischen den Jahren
Guten Morgen,
heute beginnt eine ganz besondere Zeit im Jahr, die Zeit zwischen den Jahren. Wenn man nach dem Kalender geht, gibt es sie gar nicht. Bis zum 31. Dezember um 24.00 Uhr dauert dieses Jahr und zum selben Zeitpunkt ab 0.00 Uhr beginnt das neue. Da gibt es eigentlich keine Zeit dazwischen. Die Zeit zwischen den Jahren ist für mich die Zeit zwischen dem ersten Tag nach Weihnachten, also heute, bis zum Ende der Weihnachtsferien Anfang Januar. In der Zeit ticken die Uhren anders. Viele haben Urlaub. Es sind überall Schul- und Semesterferien und Familien auch mit erwachsenen Kindern nutzen die Zeit gerne, um ein paar Tage gemeinsam wegzufahren. Selbst wer arbeitet, kann es meistens etwas ruhiger angehen lassen. In den Geschäften ist es trotz der Umtausche, dem Einlösen von Gutscheinen und Auffüllen der Vorräte nach den Feiertagen ruhig, gemessen an dem Trubel in der Adventszeit. Und wer einfach so zuhause freie Zeit hat, kann in seinem eigenen Rhythmus in den Tag hineinleben, ohne Blick in den Terminkalender. Wenn es hell wird, aufstehen, wenn es dunkel wird allmählich den Tag zu Ende gehen lassen. Meiner inneren Uhr und dem natürlichen Tageslauf folgen. Tut das gut.
Ich freue mich, mir ein Buch vorzunehmen, das unterm Weihnachtsbaum gelegen hat. Oder Freunde zu treffen, wozu sonst keine Zeit ist. Für mich ist das ein Innehalten. Dann spüre ich, es gibt noch eine Zeit jenseits von Terminen und Verpflichtungen und Getriebensein, eine Zeit, die nicht in meinem Kalender steht. Sie hat keinen Anfang und kein Ende. Ich denke, man nennt sie Ewigkeit.
Sie ist immer da, aber in der Hektik des Alltags wird sie überlagert. In der Bibel heißt es: „Tausend Jahre sind vor dir, Gott, wie der Tag, der gestern vergangen ist.“ (Psalm 90,4, Lutherbibel rev. 2017) Bei Gott gilt eine andere Zeitrechnung. Seine Zeit ist gut gefüllte Zeit. Quality time könnte man sagen. Eine Zeit, in der ich etwas Schönes oder Sinnvolles mache statt nur das täglich Notwendige. Gottes Zeit ist meine Zeit. Sie ist aufgehoben in der Ewigkeit Gottes - egal, ob sie komplett verplant ist oder streckenweise langweilig, ob sie Glücksmomente enthält oder ob Schweres zu verarbeiten ist.
Ob meine Lebenszeit kurz ist oder lang, im Leben und im Tod bin ich aufgehoben in dieser Ewigkeit. Und darf einfach sein. Deshalb liebe ich die Zeit zwischen den Jahren so, weil ich dann etwas von dieser Zeit Gottes spüre und mich vergewissern kann: „Meine Zeit steht in Gottes Händen.“ (Psalm 31,16, Lutherbibel rev. 2017)
In einem Kirchen-Lied ist das so beschrieben: „Hast und Eile, Zeitnot und Betrieb nehmen mich gefangen, jagen mich. Es gibt Tage die scheinen ohne Sinn. Hilflos seh´ ich wie die Zeit verrinnt. Stunden, Tage, Jahre gehen hin, und ich frag, wo sie geblieben sind. Meine Zeit, steht in deinen Händen, [Gott]. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.“ (1)
Eine geruhsame Zeit zwischen den Jahren wünscht Ihnen
Barbara Schwahn aus Krefeld.
Quellen:
(1) Text & Melodie: Peter Strauch, © 1981 SCM Hänssler, Holzgerlingen.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze