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Kirche in WDR 3 | 22.01.2024 | 07:50 Uhr

Wunder des Friedens

Guten Morgen.
Vierzehn Jahre lang habe ich im Saarland gelebt, in Merzig. Zehn Kilometer von der französischen Grenze entfernt. Wunderschöne Gegend, man kann prima wandern. Aufgewachsen bin ich ja in der Großstadt, in Essen, und da war das im Saarland ein ganz neues Lebensgefühl: Du gehst aus der Tür und bist schon fast auf dem Wanderweg. Hat auch was. Und während ich so dahinwandere und die Aussicht genieße in den Hügeln über der Saar, komme ich an Betontrümmern vorbei. Was ist das denn? Da steht es: Ein Westwallbunker. In den 1930er Jahren gebaut zur Vorbereitung eines Krieges gegen Frankreich. Und da, ein paar Schritte weiter, noch einer. Und wenige Schritte weiter noch einer. Was haben die hier oben in den Hügeln an Beton verbaut, alle 500 Meter einer, von Aachen bis nach Basel. 3,5 Milliarden hat diese militärische Maßnahme gekostet. Zum Vergleich: Der Reichshauhalt hatte damals zivile Ausgaben von 6,2 Milliarden.

Ja, hier war mal Front. Da drüben, auf der anderen Saarseite, beginnt Frankreich. Und das war der so genannte „Erbfeind“. Und drüben haben sie so etwas auch gebaut. Die Maginot-Linie. Nochmal so viel Beton, nochmal so viel Geld.

Und nun stehe ich da an der Grenze, 80 Jahre nach dem letzten Krieg. Da drüben pflügt ein französischer Bauer seinen Acker und winkt mir. Ich winke zurück. Am liebsten würde ich ihn in den Arm nehmen. So fühlt sich also Frieden an.

Es ist ein Wunder. „Niemals kann es mit Frankreich Frieden geben, solange sie Straßburg haben“, sagte man in Deutschland vor 200 Jahren. Dann Krieg. Straßburg wechselt den Besitzer. „Niemals kann es mit Deutschland Frieden geben, solange sie Straßburg haben“, sagten die Franzosen - und wieder Krieg. Und wieder wechselt Straßburg den Besitzer. Und wieder. Und wieder. Hört das denn nie auf? Doch. Das hat aufgehört. Wir haben es geschafft. Heute feiern wir den Tag des Élysée-Vertrages. Deutschland und Frankreich haben sich - vor mehr als 60 Jahren - ausgesöhnt. Es geht also doch. Es kann Frieden werden. Nicht mehr und nicht weniger feiern wir heute. Und mit Blick auf Russland und die Ukraine, mit Blick auf Israel und Palästina: Es geht, dass das aufhört. Das Wunder des Friedens kann geschehen. Und darum ist der Tag des Élysée Vertrages ein großer Tag der Freude. Ein Tag, an dem wir feiern dürfen und nachdenken müssen: Gibt es Leute, die die Grenze heute wieder anzweifeln? Haben wir noch genug Dankbarkeit dafür, dass wir dieses Wunder des Friedens erleben durften und noch heute jeden Tag erleben? Für mich ist das auch ein Tag des Gebets. Wenn Sie möchten, beten Sie doch mit: Guter Gott im Himmel, diese Welt braucht nicht weniger als ein Wunder. Dass es Frieden gibt zwischen Russland und der Ukraine, Palästina und Israel. Dass man aufhört, gegenseitig Schuld aufzurechnen und neu anfängt. Lass dieses Wunder geschehen. Wir wissen, dass es möglich ist. An der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich können wir es sehen, spüren und genießen. Es kann Frieden werden. Hilf uns, dieses Wunder zu wiederholen. Und hilf uns, dieses Wunder zu erhalten.

(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und 5:)

Es grüßt Sie, Pfarrer Klaus Künhaupt, Essen.


Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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