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Kirche in WDR 3 | 30.03.2024 | 07:50 Uhr

60 Jahre WDR3: Händels Auferstehung

Man soll die Feste ja feiern, wie sie fallen. Und obwohl heute Karsamstag ist, also ein stiller Tag für Christen, ist für WDR3 heute eher „Feuerwerksmusik“ angesagt als „Stabat Mater“: 60 Jahre Klassik im Westen. Was für ein Grund, zu feiern! Auch am Karsamstag.

Und wo ich schon die Feuerwerksmusik erwähne: Es war an einem Karsamstag, als Georg Friedrich Händel starb. Den muss ich Ihnen wohl hier nicht vorstellen. WDR3 ohne Werke von Händel? Undenkbar – unhörbar. Es war kein geringerer als Stephan Zweig, der in seinen „Sternstunden der Menschheit“ diesem Komponisten ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Das hatte mich schon als junger Mensch gefesselt[1].

Da habe ich nämlich erfahren, wie es zum „Messias“ kam. Und in welcher Krise der hünenhafte und durchaus zur Cholerik neigende Händel steckte, als er die Textvorlage bekam. Da war eigentlich der Ofen aus. Händel, der sich nach einem Schlaganfall zurück ins Leben gekämpft hatte, konnte den zweiten Schlag in seinem Leben weitaus weniger verwinden – und bei dem ging es nicht um Gesundheit: Das Londoner Publikum war seiner einfach überdrüssig geworden. Verloren, verzweifelt zog er in jenen Tagen durch Londons Straßen. Immer auf der Flucht vor den Schuldeneintreibern. Kreatives Komponieren? Fehlanzeige in jenen Tagen. Das Notenblatt blieb weiß.

Und dann, an einem heißem Augustabend 1741: Händel erhält einen Brief von dem Dichter, der ihm das Libretto geschrieben hatte zu »Saul« und »Israel in Ägypten« Widerwillig fängt Händel an zu lesen…

Sprecher:

Händel schob die Leuchte heran an die beschriebenen Blätter. »The Messiah!« stand auf der ersten Seite. Ach, wieder ein Oratorio! Die letzten hatten versagt.

Aber unruhig, wie er war, schlug er das Titelblatt um und begann.

Beim ersten Wort fuhr er auf. »Comfort ye«, so begann der geschriebene Text.

»Sei getrost!« – wie ein Zauber war es, dieses Wort – nein, nicht Wort: Antwort war es, göttlich gegeben, Engelsruf aus verhangenen Himmeln in sein verzagendes Herz. »Comfort ye« – wie dies klang, wie es aufrüttelte innen die verschüchterte Seele, schaffendes, erschaffendes Wort. Und schon, kaum gelesen, kaum durchfühlt, hörte Händel es als Musik, in Tönen schwebend, rufend, rauschend, singend. O Glück, die Pforten waren aufgetan, er fühlte, er hörte wieder in Musik! [2]


Wie im Rausch, so beschreibt es Stefan Zweig, muss Händel dann den „Messias“ komponiert haben: In knapp drei Wochen stand sein Meisterwerk.

Bis zu seinem Tod führte Händel seinen „Messias“ mindestens einmal im Jahr persönlich auf. Die Einnahmen spendete er jedes Mal für wohltätige Zwecke. Das letzte Mal tat er das acht Tage vor seinem Tod. Dann starb er am 14. März 1759. Das war ein Karsamstag.


Mich rührt Zweigs Erzählung, weil ich mit ihr Anteil bekomme an der Kraft von musikalischer Kreativität. Weil ich Zeuge werde von einer Inspiration aus der Bibel. Wie trostreich diese uralten Worte sein können! Und dass Händel dabei wahrhaft kein frömmlerischer Zeitgenosse war, das macht das Zeugnis für mich umso glaubhafter. Immer wieder haben Komponisten zur „höheren Ehre“ Gottes Werke komponiert. Viele von denen hören wir seit 60 Jahren, hier bei WDR3. Und ich gebe freimütig zu: Diese Kompositionen sind oft die besseren Gebete als die, die in Kirchen gesprochen werden.


In der Hoffnung, dass Judith Nüsser, die immer die wunderbare Geistliche Musik auswählt, etwas von Händel ausgesucht hat, gratuliere ich WDR3. Und auch ein bisschen uns von der Kirche: Denn es war auch an einem Karsamstag vor genau 100 Jahren, dass der erste katholische Beitrag im deutschen Radio zu hören war. Feiern wir die Feste, wie sie fallen…Ich freue mich schon, wenn ich heute Abend in der Osternacht wieder das „Halleluja“ anstimmen kann, das ich mir in der Fastenzeit verkneife. Und wenn es heut Nacht auch nicht von Händel sein wird: das „Halleluja“ wird von Herzen kommen.

Aus Köln grüßt Sie Klaus Nelißen.



[1] https://www.projekt-gutenberg.org/zweig/sternstu/chap004.html

[2] https://www.projekt-gutenberg.org/zweig/sternstu/chap004.html

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