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Kirche in WDR 3 | 06.05.2024 | 07:50 Uhr

„Achten und aufeinander achten!“

Guten Morgen!

Es ist zwar schon über vier Jahre her, aber ich erinnere mich noch gut daran, wie das alles begann, damals, mit der Corona-Pandemie. Niemand wusste genau, was auf uns zukam. Alle waren in Sorge, ob und vor allem wie sich das Virus ausbreiten würde. Mir stehen noch die Schreckensbilder vor Augen: überfüllte Intensivstationen, Menschen an Beatmungsgeräten, die Stille auf den Straßen, die Leichensäcke in Bergamo, New York und anderswo. Das Corona-Virus ist nach wie vor aktiv, aber hat doch seinen Schrecken verloren: Die Masken sind weithin abgelegt und die Teststationen abgebaut. Dennoch leiden einige Menschen an den Folgen, Stichwort: Long-Covid.

Andere trauern um verstorbene Angehörige und Freunde. Das Home-Schooling hat nachweislich Lerndefizite verursacht. Aber mit der Zeit ist das Leben auf der Straße und am Arbeitsplatz zurückgekehrt. Inzwischen bedrängen andere Krisen unsere Gesellschaft: Ich sage nur Ukrainekrieg, Unterwanderung unserer Demokratie.

Dennoch will ich noch einmal zurückschauen und frage mich: Sind wir – nach all den Einschränkungen und Entbehrungen – gestärkt aus der Corona-Krise gekommen? Gab und gibt es zum Beispiel ein Mehr an Mitgefühl? An menschlicher Verbundenheit? An ernster Wahrnehmung der eigenen Verletzlichkeit und Vergänglichkeit?

Ganz am Anfang, am 25. März 2020, als noch längst nicht absehbar war, was alles auf uns zukommen würde, stand der bedenkenswerte Appell des damaligen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn: „Achten wir einander, und geben wir aufeinander Acht!“[1] Mahnende Worte. Mehr noch: Das war die flehentliche Bitte eines Politikers, dem nur zu deutlich bewusst war, wie eng die politischen Handlungsspielräume waren. Und Spahn sah, wie sehr die ganze Gesellschaft gefordert war in einer Zeit der Bedrängnis. Er fügte hinzu: „Wir alle spüren wieder stärker, dass wir einander brauchen, weil das eine Herausforderung ist, die wir nur zusammen meistern können. Wenn wir in dieser Krise ein neues Wir-Gefühl entwickeln, wird uns das auch für die Zukunft stärken; denn es wird eine Zeit nach Corona geben.“[2]

Ich kann dem nur zustimmen! Erfahrungen des Beieinanderstehens, des Mitgefühls und Zusammenhalts, gerade auch in Zeiten von Trauer, Angst und Einsamkeit sollte uns hoffentlich gestärkt haben für die Zukunft. Ich muss an den Mann denken, der vor dem Altenheim seine Trompete auspackte und den alten Leuten in ihren Zimmern ein Ständchen spielte. Oder an die Studierenden, die hunderte Briefe an alleinstehende Menschen schrieben, die sie gar nicht kannten, einfach um ihnen das Gefühl zu geben, dass andere an sie denken und sie nicht vergessen sind.

Oder erinnern Sie sich noch an die Bilder, als die Bewohner in den Wohnblocks abends am Fenster saßen oder auf den Balkonen standen, miteinander musizierten oder auf Kochtöpfe schlugen, um so den vielen Helfern und Einsatzkräften für ihre Dienste zu danken … Was für Erfahrungen! Ja, wir haben einander geachtet und aufeinander achtgegeben. Und es stimmt, was uns die Politik damals prophezeite: „Wir alle spüren wieder stärker, dass wir einander brauchen.“ Wichtig wäre doch zu lernen, dass wir Menschen aufeinander angewiesen sind und füreinander Sorge tragen! Ich bin überzeugt: Dann wären wir gestärkt und menschlich gereift aus dieser Krise gekommen. Erst im Nachhinein ist mir aufgegangen, dass es stimmt, was der Apostel Paulus seinen Volksgenossen über die Fürsorge mit auf den Weg gegeben hat (Hebr 13,1f): „Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.

Ich bin Peter Klasvogt aus der Kommende Dortmund. Kommen Sie gut durch den heutigen Tag!



[1] Rede des Bundesministers für Gesundheit, Jens Spahn, in der vereinbarten Debatte zum Thema "Bewältigung der Coronakrise" vor dem Deutschen Bundestag am 25. März 2020 in Berlin, zitiert nach: https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/bulletin/rede-des-bundesministers-fuer-gesundheit-jens-spahn--1735386.

[2] Ebd.

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