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Kirche in WDR 3 | 20.05.2024 | 07:50 Uhr
„Pfingstmontag“
Eigentlich ist dieser Tag heute mehr Montag als Pfingsten. Denn die Liturgie der katholischen Kirche kennt diesen zweiten Pfingsttag gar nicht. Für sie ist die fünfzigtätige Osterzeit mit dem Pfingstsonntag gestern zu Ende gegangen. Einen zweiten Tag bräuchte es da gar nicht. Aber durch diesen Feiertag, den unser Staat auch gesetzlich geregelt hat, bekommt Pfingsten eine ähnliche Bedeutung wie Weihnachten und Ostern. Auch da bekommen wir einen zweiten Tag geschenkt und zumindest viele haben sogar einen arbeitsfreien Tag.
Also noch einmal: Pfingsten. Das Fest gilt ja für Christen als die Geburtsstunde der Kirche. Vor fast zweitausend Jahren war es gar nicht sicher, ob diese Bewegung überhaupt Bestand hat. Denn diejenigen, die sich Jesus angeschlossen hatten, waren nach seinem Tod völlig verzweifelt und hatten sogar Angst, mit ihm in Verbindung gebracht zu werden. Und so hatten sie sich zurückgezogen, hinter verschlossene Türen. Aber plötzlich erfasste sie wieder Mut und sie waren überzeugt davon: wenn sie im Geist Jesu weiter miteinander leben würden, dann wären sie weiterhin mit Jesus verbunden und er würde sie durch ihr Leben begleiten. Diese Botschaft wollten sie natürlich nicht für sich behalten. Und so gingen sie hinaus und erzählten allen davon, was sie erlebt hatten. Das war die Geburtsstunde der Kirche.
Fast zweitausend Jahre ist das nun her, dass es diese begeisterten Menschen gegeben hat, die sich dann auf den Weg gemacht haben, um diese Botschaft in die Welt zu tragen. Und es gibt sie noch heute. Viel wird von denen gesprochen, die austreten. Aber trotz all der vielen Krisen und Skandale, die es zurecht aufzuarbeiten gilt, gibt es Menschen, die weiterhin Teil dieser Gemeinschaft der Glaubenden sein wollen, Teil der Kirche. Und sie wollen sie mitgestalten, so wie damals die Menschen, die das erste Pfingstfest erlebt haben. Und da spielt es erstmal keine Rolle, ob man nun katholisch oder evangelisch ist. Heute geht es ums Christ-Sein an sich.
Heute am Pfingstmontag gibt es in einer unserer Gemeinden einen ökumenischen Gottesdienst. Evangelische und katholische Christinnen und Christen kommen zusammen. Seit vielen Jahren ist das hier schon eine Tradition.
Schon als ich das erste Mal bei der Vorbereitung dieses Gottesdienstes dabei war, habe ich gemerkt: das sind begeisterte Menschen, die sich hier für etwas engagieren, was ihnen eine Herzensangelegenheit ist; wie damals beim ersten Pfingstfest.
Und so beten wir heute im Gottesdienst noch einmal um den Heiligen Geist. Um einen guten Geist in dieser Welt, in der Kirche und auch ganz persönlich bei mir.
Ich bin überzeugt davon, dass es diesen Heiligen Geist gibt, der Menschen erfüllt. Es gibt die Momente im Alltag, in denen ich mich über einen Zufall freue, zum Beispiel, wenn es wunderbare Begegnung gibt mit einem Menschen, den ich lange nicht gesehen habe. Plötzlich laufe ich dieser Person scheinbar einfach so über den Weg. Ja, das kann ein Zufall sein. Aber vielleicht war es gar nicht so zufällig. Für mich ist da viel von diesem Heiligen Geist spürbar. Und das erlebe ich immer wieder in Situationen. Davon möchte ich erzählen: von den kleinen Begegnungen und Situationen in meinem Alltag, in denen ich diesen Heiligen Geist erlebe und der mich antreibt, Teil dieser Kirche zu sein.
Ihr Pfarrer Andreas Möhlig aus Aachen.