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Kirche in WDR 3 | 18.05.2024 | 07:50 Uhr
Humor hilft heilen
Autorin: Guten Morgen!
Haben Sie schon mal von den Klinik-Clowns gehört? Ich stelle mir das komisch vor. Da liege ich im Krankenhaus, werde vielleicht für eine Operation fertig gemacht und dann stürzt ein Clown ins Zimmer und springt auf mein Bett. Ich habe Stefan Mispagel getroffen und gefragt, ob das so ist. Er arbeitet bei der Stiftung „Humor hilft heilen“, die Dr. Eckart von Hirschhausen 2008 gegründet hat.
O-Ton Stefan Mispagel: Mit viel Bällen, viel roter Nase und Schminke im Gesicht und Trompete stürmen die das Krankenhaus. Nein, genauso nicht. Die Klinik-Clowns zeichnet aus, dass sie kein festes Programm haben und dass sie nicht in ein Zimmer reinstürzen, ohne vorher Rücksprache genommen zu haben mit der Stationsleitung. Und dann klopfen Sie an der Tür an und stecken vorsichtig ihr Gesicht, ihre Nase durch die Tür.
Autorin: Und dann geht‘s darum, Lachen zu schenken und darum …
O-Ton Stefan Mispagel: Beziehung aufzubauen. Das ist die Idee und eben kein festes Programm wie beim Zirkus-Clown, sondern zu schauen in der Situation, mit dem Menschen, was ist jetzt gerade dran?
Autorin: Und dran ist mal einfach Dasein und eine Situation die schwer ist mit aushalten. Und wenn´s dran ist auch mal auf’s Bett springen und lachen und toben.
O-Ton Stefan Mispagel: Das kann komisch, laut und quatschig sein, das kann aber auch sehr leise, sehr zart sein.
Autorin: Denn:
O-Ton Stefan Mispagel: Die Stiftung unterstützt Projekte für Frühchen genauso wie Projekte in
Senioreneinrichtungen oder in Hospizen. Der Anfang und das Ende des Lebens und
alles, was dazwischen ist.
Autorin: Die professionell ausgebildeten Klinik-Clowns begleiten das ganze Leben. Wow, kann ich da nur sagen. Und fragen: Wie geht das?
O-Ton Stefan Mispagel: Das kann ganz stark im Zuhören sein, das kann darin bestehen, gemeinsam zu musizieren.
Autorin: Und was heißt das konkret?
O-Ton Stefan Mispagel: Sehr berührend war für mich während der Corona Zeit ein Besuch auf der Palliativstation im Universitätsklinikum in Bonn. Wo sich eine Frau sehr auf die Klink-Clowns gefreut hat.
Autorin: Es ging wegen der Coronabeschränkungen nur draußen – also gab das Stationsteam alles und fuhr die Patientin auf die Terrasse – und sie schien glücklich, …
O-Ton Stefan Mispagel: … dass die Klinik-Clowns noch mal ein Lieblingslied der Patientin gespielt haben, auf der Ukulele und dem Kontrabass, und man merkte, wie die Patientin dazu ganz leicht im Bett mitwippte.
Und das war unheimlich schön.
Autorin: Eine leise Begegnung. Die Klinik-Clowns können aber auch anders. Zum Beispiel, wenn sie Kinder in den OP begleiten. Da gehen sie nämlich auf die Wünsche der kleinen Patienten und Patientinnen ein und so wird dann mal ein Bett zum Schiff und das Kind darin zum Kapitän – Hauptsache die Angst ist einen Moment vergessen. Stefan Mispagel erinnert sich, …
O-Ton Stefan Mispagel: …dass ein Kind von einem Clown, von einem Klinik Clown begleitet wurde bis in den OP. Und nach der OP war das Erste, was das Kind gesagt hat: ‚Papa, können wir morgen hier wiederherkommen.‘
Autorin: Die Menschen, die sich zum Klinik-Clown ausbilden lassen, kommen aus der Pflege, aus dem Management… Ihr Job: Aus Schwerem etwas Schönes herausholen.
O-Ton Stefan Mispagel: Wir lachen die Dinge nicht weg. Die Klinik-Clowns kommen immer wieder in Situationen in den Kliniken, die natürlich alles andere als lustig sind, sondern sehr belastend sind, und das wird nicht weggelacht.
Autorin: Die Klinik-Clowns sagen nicht: „Ich bin jetzt da und du musst das jetzt aushalten.“ Sie achten auf die Patienten, aber auch auf sich.
(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und 5:)
Dass Sie auch auf sich achten und im Schweren mal Durchatmen und herzlich lachen können, dass wünscht Ihnen Ihre Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel aus Odenthal.
Redaktion: Pfarrerin Inga Waschke und Landespfarrerin Petra Schulze