Beiträge auf: wdr3
Kirche in WDR 3 | 29.05.2024 | 07:50 Uhr
Alternative?
Guten Morgen!
Das gab es wohl noch nie: Die katholischen Bischöfe in Deutschland haben sich einstimmig gegen eine politische Partei ausgesprochen. Sie stellten fest:
Sprecher: „Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern“ [können für Christenmenschen] „kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar“.
„Die Verbreitung rechtsextremer Parolen – dazu gehören insbesondere Rassismus und Antisemitismus – ist […] mit einem haupt- oder ehrenamtlichen Dienst in der Kirche unvereinbar.“ (1)
Autor: Die Bischöfe meinen die so genannte „Alternative für Deutschland“. In ihr, so sagen sie, herrscht eine völkisch-nationale Gesinnung.
Dürfen und sollen sich die Kirchen so äußern? Sollen sich Kirchenführer direkt in die Parteipolitik einmischen? Da ist Vorsicht geboten. Wenn Kirche parteipolitisch agiert oder Empfehlungen ausspricht, Partei X zu wählen und nicht Partei Y, dann ist die Gefahr groß, dass sie sich in der Tagespolitik verheddert. Aber: Die Botschaft von der Liebe Gottes ist immer auch politisch. Daraus folgt, dass Kirche politisch-inhaltlich Position bezieht.
Sprecher: „Jeder Mensch besitzt eine unantastbare und unverfügbare Würde“ (2)
Autor: erklären die katholischen Bischöfe. Denn Gott hat jeden – jeden! – Menschen nach seinem Bild geschaffen.
Sprecher: „So ist die Menschenwürde der Ausgangs- und Zielpunkt des christlichen Menschenbildes.“ (3)
Autor: Und die Bischöfe verweisen darauf, dass sich das Grundgesetz ausdrücklich zur Menschenwürde bekennt.
Wo sie missachtet wird, angegriffen, relativiert, auf eine bestimmte Personengruppe verengt oder gar mit Füßen getreten wird, ist Widerspruch notwendig – nicht nur von Christen, gleich welcher Konfession, sondern von allen Menschen guten Willens.
Als evangelischer Christ sehe ich vieles kritisch in der römisch-katholischen Glaubensgemeinschaft. Sie ist nicht meine Kirche. Aber diese Erklärung spricht mir aus dem Herzen. Und ich bin froh, dass sich die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, der EKD, angeschlossen hat. Deren „Parlament“, die EKD-Synode, hatte bereits im vergangenen Herbst klar Stellung bezogen.
Die Reaktion der von den katholischen Bischöfen kritisierten Partei zeigt, dass ihre Erklärung ins Schwarze trifft. Die Gruppe „Christen in der AfD“ antwortet, der christliche Schöpfergott der Bibel gehe davon aus, dass es unterschiedliche, voneinander getrennte Völker „als Abstammungs- und Blutsgemeinschaft“ als Schöpfung Gottes gebe. Wörtlich:
Sprecher: „Völker, Nationen und deren Grenzen sind Teil der biblischen Schöpfungsordnung.“ (4)
Autor: Von Abstammungs- und Blutsgemeinschaft lese ich nichts in der Bibel. Außerdem: Grenzen wurden dauernd überschritten. Migration, wechselseitige Einflüsse und Vermischungen sind schon immer eher die Regel als die Ausnahme gewesen. Das zeigen bereits die Geschichten der Bibel, und das zeigt die Geschichte der Menschheit. Entscheidend aber ist: Gott hat jedem Menschen als seinem Ebenbild unabhängig von Volk und Nation das Höchste gegeben, was ein Mensch bekommen kann: seine unveräußerliche Würde.
Dass Sie heute davon bei sich und bei ihren Mitmenschen etwas spüren, wünscht Ihnen Ihr Andreas Duderstedt aus Lemgo.
Quellenangaben:
(1) 2024-023a-Anlage1-Pressebericht-Erklaerung-der-deutschen-Bischoefe.pdf (dbk.de) S. 3
(2) 2024-023a-Anlage1-Pressebericht-Erklaerung-der-deutschen-Bischoefe.pdf (dbk.de) S. 2
(3) 2024-023a-Anlage1-Pressebericht-Erklaerung-der-deutschen-Bischoefe.pdf (dbk.de) S. 2
(4) https://chrafd.de/index.php
Alle Links zuletzt abgerufen am 14.05.24
Quelle für Zitate von EKD-Ratsvorsitzender Fehrs und EKD-Synode: https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/ekd-afd-warnung-100.html
Link zuletzt abgerufen am 14.05.24
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze