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Kirche in WDR 4 | 17.05.2014 | 08:55 Uhr

Der 12jährige Jesus im Tempel

Guten Morgen, liebe Hörerin, lieber Hörer!

Mit vielen anderen waren sie unterwegs in die Großstadt, zum Ereignis des Jahres, zum großen Fest. Ihr zwölfjähriger Sohn voller Begeisterung mit dabei. Auf dem Rückwegverlieren sie ihn aus den Augen. Er wird bei seinen Freunden sein, denken sie. So klein ist er ja nicht mehr.

Aber nach einiger Zeit wird die Mutter unruhig. Sie fragen herum. Habt ihr ihn gesehen? Überall nur Bedauern, Achselzucken, nein, tut uns Leid. Mit jeder Nachfrage eine kleine Hoffnung – mit jeder negativen Antwort wächst die Unruhe. Warum sagt er uns nicht Bescheid? Einfach so verschwinden! Immer mehr weicht der Ärger einer furchtbaren Sorge: Wenn ihm etwas passiert ist... Quälende Selbstvorwürfe kommen hoch: Hätten wir doch besser aufgepasst! Sie kehren um, zurück in die Stadt. Aber wo anfangen in diesem Ameisenhaufen? Sie klappern alle Orte ab, wo sie zusammen gewesen sind. Hundertmal beschreiben sie ihren Sohn, sein Aussehen, seine Kleidung. Niemand hat ihn gesehen. Sie beten. Still und verzweifelt, in nackter Panik. Wo ist unser Kind?

Endlich, fast schon resigniert, betreten sie den großen Tempel. Und da sehen sie ihren Jungen inmitten älterer, würdiger Männer. Sie sind in einem angeregten Gespräch. Die Eltern stehen einen Moment starr vor Schreck und Freude. Dann schließt die Mutter ihr Kind in die Arme und fragt mit Tränen in den Augen: „Warum hast du uns das angetan?“

Aber der Junge versteht die ganze Aufregung nicht. Für ihn ist es völlig selbstverständlich, hier zu sein. Er sagt etwas Seltsames. „Wisst ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“

Manchmal tun Kinder etwas, das ihre Eltern nicht verstehen. Manchmal ist etwas für Heranwachsende selbstverständlich, was die Eltern fassungslos macht. Und die Jungen begreifen nicht im Geringsten, warum die Älteren sie nicht verstehen. Das gilt auch umgekehrt. Totales gegenseitiges Unverständnis. Man liegt um Welten auseinander.

Die Geschichte, die ich erzählt habe, handelt vom zwölfjährigen Jesus. Sie steht in der Bibel. Bei Jesus und seinen Eltern gab es das also auch: dieses totale gegenseitige Unverständnis. Es geht hier sehr menschlich zu. Nah am Leben ist diese Geschichte. Jesus, ein Junge kurz vor der Pubertät, der seinen Eltern – ohne es zu wollen – größte Sorgen bereitet. Das kann tröstlich sein für alle Väter und Mütter, die Vergleichbares erleben. Eltern lernen das Loslassen. Sie begreifen irgendwann: Mein Kind geht Wege, auf denen ich ihm nicht folgen kann. Das tut oft weh und macht ratlos.

Die Geschichte führt aber weit darüber hinaus. Jesus verhält sich zwar wie mancher Zwölfjährige, aber zugleich kann er sein Handeln so begründen wie kein anderer. Er ist ganz Mensch und zugleich Gottes Sohn. Deshalb ist es für das Kind Jesus völlig selbstverständlich, dass er seinem himmlischen Vater nahe sein will – im Tempel. Deshalb auch sein schroffes Unverständnis darüber, dass die Eltern, die ihn erziehen, das nicht verstehen.

Ganz Mensch und ganz Gott zugleich. Das ist unbegreiflich. Das Unbegreifliche ist eingebettet in das wirkliche Leben. Gottes Wirklichkeit ist mir ganz nah und weist doch zugleich ganz weit über meinen Horizont hinaus.

Dass Sie, liebe Hörerin, lieber Hörer, heute mitten im Alltag etwas von dieser Wirklichkeit spüren, wünscht Ihnen Ihr Andreas Duderstedt aus Bielefeld.

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