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Kirche in WDR 4 | 03.09.2014 | 08:55 Uhr

Stolpersteine

Guten Morgen!

„Ich wünsche Euch eine gute Reise!“ Dieser Satz ist Anne Hadem ihr Leben lang nicht mehr aus dem Sinn gegangen. Vor über 70 Jahren hat sie ihn Juliane und Ruth Klein hinterher gerufen und dazu gewunken. Die beiden Mädchen kannte sie gut. Sie waren die Töchter des jüdischen Metzgermeisters Herbert Klein und seiner Frau Betty, die in Witten in der Oberstraße lebten. 1942 wurden sie über Dortmund in ein Konzentrationslager im Osten deportiert.

Anne Hadem ist mittlerweile über 90 Jahre alt. „Wie naiv ich war“, sagt sie heute und nun hat sie endlich einen Ort, an dem sie das aussprechen kann, was sie den beiden nicht mehr persönlich sagen kann. In diesem Frühjahr wurden in Witten Stolpersteine verlegt. Mitten in der Innenstadt, zehn mal zehn Zentimeter groß, aus glänzendem Messing, auch vor dem ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus der Familie Klein. Die Stolpersteine erinnern an Männer, Frauen und Kinder, die im Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.

Sie werden da in den Boden eingelassen, wo die Ermordeten zuletzt gewohnt haben. Die Idee zu den Stolpersteinen stammt von dem Kölner Künstler Gunter Demnig. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, zitiert er eine jüdische Schrift.

Tief berührt und bewegt hat Anne Hadem an der Verlegung teilgenommen. Genauso wie Ana. Sie geht in die 7. Klasse am Gymnasium. Ihr Geschichtskurs hat an diesem besonderen Erinnerungs-Projekt teilgenommen. Die Schülerinnen und Schüler haben sich mit der Geschichte der Familie Klein auseinander gesetzt. Die beiden Töchter waren damals dreizehn und elf Jahre, gerade mal so alt wie Ana und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler es jetzt sind. Die Klasse hat alles zusammengetragen, was über die Familie zu erfahren war. Die Stadtarchivarin hat sie dabei unterstützt, ihnen Dokumente und Bilder gezeigt und alles erzählt, was sie darüber weiß. Daraus haben die Schülerinnen und Schüler kleine Biografien verfasst und sie bei der Verlegung der Stolpersteine vorgelesen. Die spröden Daten bekamen Gesichter und eine Geschichte.

Ana dachte daran, wie es wohl wäre, wenn sie selbst oder ihre beste Freundin einfach deportiert worden wären. Rausgerissen aus dem Leben – aus der Wohnung, der Schule, den Freundschaften. Auf einer Pritsche mit vielen anderen im Konzentrationslager leben zu müssen und nicht mehr zurück zu kommen.

Die Stolpersteine vor den Häusern werden die Wittener immer wieder an die jüdische Familie erinnern, die einst hier zu Hause war. Die Menschen, die heute leben, sollen stolpern mit dem Herzen und dem Kopf. Sie sollen stolpern über ihre eigene Stadtgeschichte und darüber nachdenken, wie es heute ist. Und sich hinunterbeugen, ja verneigen vor den Opfern. Denn, wenn sie die Namen und Daten auf den Steinen lesen wollen, müssen sie sich bücken. .

Stolpersteine fordern heraus und alarmieren uns: Guckt nicht weg, wenn in eurer Nachbarschaft, am Arbeitsplatz oder in der Schule jemand gemobbt oder diffamiert wird.

Stolpersteine in unseren Städten muten uns zu, hinzusehen und uns damit auseinander zu setzen: Wo wird Gewalt verharmlost? Wo werden Menschen ihre Rechte und ihre Würde geraubt? Was tun wir, damit unser Zusammenleben gelingt? Mischen wir uns ein oder halten wir uns raus?

Dazu gehört Mut. Sich ins Stolpern bringen zu lassen heißt, aus dem Erinnern heraus meine Gegenwart zu gestalten. Denn die Gegenwart ist der Übergang zur Zukunft.

Der Holocaust-Überlebende Elie Wiesel hat einmal formuliert,

„Sich erinnern heißt, den Glauben an die Menschheit erneuern.“

Nehmen wir die Herausforderung an. Heute und morgen, das wünscht sich Pfarrerin Annette Krüger aus Witten.

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