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Sonntagskirche | 14.09.2014 | 08:55 Uhr
Rasenmäherweisheit fürs Leben!
Guten Morgen liebe Hörerin, lieber Hörer! Heute müssen sie schweigen - die Rasenmäher. Denn es ist Sonntag und somit Ruhe gesetzlich verordnet. Ich verspreche – es macht keinen Lärm, wenn ich Ihnen jetzt erzähle, wie einer dieser ganz modernen und von Natur aus eher weniger intelligenten Mähroboter mich etwas sehr Wichtiges gelehrt hat. Klingt seltsam? Ist es auch. Doch der Reihe nach.
Dieses Rasenmähen ist mir in den letzten Jahren richtig verleidet worden. Unser Rasen liegt in einem Neubaugebiet und gleicht eher einen Wildblumenwiese, besser Wildunkrautwiese inklusive Disteln, Löwenzahn und diversen wuchernden Bodendeckern. Da macht Rasenmähen keinen Spaß. Zumal der Elektromäher eigentlich eine Nummer zu klein ist für unsere Wiese. Anstrengend! Wie kann man sich diese Arbeit erleichtern?
Da gibt es seit einiger Zeit: Mähroboter. Diese fahren selbstständig andauernd über den Rasen und mähen ihn ganz automatisch. Haben Sie so einen schon mal bei der Arbeit gesehen? Ich letztens schon und das sieht erst mal ziemlich albern aus. Denn diese Mähroboter fahren nach dem Zufallsprinzip einfach dauernd kreuz und quer über den Rasen und mähen. Wie von Geisterhand geführt. Faszinierend. Woher wissen die, wie sie fahren müssen bzw. wie weit sie fahren sie dürfen? Warum rumpeln die nicht dauernd in irgendwelche Beete? Also mal kundig machen!
Bevor das Maschinchen sich in Bewegung setzen kann, muss man eine so genannte Induktionsschleife verlegen, die den äußeren Rand des zu mähenden Gebietes markiert. Das ist ein dünner Draht, durch den ein schwacher Strom fließt. Der Mähroboter merkt dann: Hier ist eine Grenze, nicht weiter fahren, sondern umdrehen. Und das macht er dann auch. Innerhalb dieser gegebenen Grenzen ist dem Ding eine große Freiheit gegeben! Nicht übel das System.
Aber wie kriegt es Energie? Nun - es fährt tapfer kreuz und quer über den Rasen und macht seinen Job, scheinbar ziemlich chaotisch und dennoch auf Dauer eben überall. Sowie der Akku leer ist, passiert etwas Nettes. Der Mähroboter zockelt zurück zu seiner Ladestation, die am Stromnetz angeschlossen ist und lädt sich eigenständig auf und sowie er wieder Kraft hat, geht der Spaß von Neuem los. Das ist das ganze Geheimnis. Dadurch dass der Mähroboter fast pausenlos arbeitet, ist die Arbeit von dem Kleinen gut zu leisten. Halt dauernd einen halben Zentimeter mähen statt einmal die Woche vier Zentimeter.
Da stand ich nun im Nachbargarten und schaute mir dieses Ding an. Gut - das Geld reicht dafür nicht, aber das Prinzip war genial und geradezu vorbildlich. Gerade für gestresste Menschen. Lieber gleichmäßig arbeiten und dafür leicht, als Arbeit sich anhäufen lassen und dann ab und an einen Riesenberg beseitigen müssen. Unser Leben braucht gesunde Grenzen. Gerade da, wo wir drohen in ein Beet zu fahren, Schönes zu zerstören und nicht weiter zu kommen. Gott markiert gesunde Grenzen aus Liebe zu uns. Ein freier Tag pro Woche. Muße zwischendurch. Gemeinschaft von Christen, die aufbaut. Essen und Trinken bewusst und in Maßen und vieles mehr. Gottes Grenzen wollen uns nicht knechten, sondern unser Leben aufbauen.
Und schließlich: Die Ladestation. Und da bin ich nachdenklich geworden. Pause ist ja gut, aber lade ich auf? Das kann Schlaf und gute Nahrung sein, Menschen, die mir wohl tun - aber meine Seele braucht Gott. Ansonsten entsteht ein Vakuum, das ich oft mit falschen Dingen fülle. Wenn mein Glaube abhanden gekommen ist oder keine Kraft schenkt, tröstet, aufbaut, ermutigt - dann wird es Zeit, diesem Aspekt Aufmerksamkeit zu schenken. Sich beim Sightseeing in eine offene Kirche setzen und still werden, lauschen. Gott um Kraft und Trost bitten. Mit anderen über den Glauben sprechen, auch über Blockaden und Zweifel. Spazieren gehen und mit Gott ehrlich ins Gespräch kommen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag, wohltuende Grenzen und dass Sie Ihren Akku aufladen können. Ihr Pastor Christof Lenzen aus Eschweiler.
