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Sonntagskirche | 04.01.2015 | 08:55 Uhr

Gott freut sich an mir

Guten Morgen!

Aus meiner Grundschulzeit habe ich immer noch mein Poesiealbum. Da durften nur Freundinnen, Lehrerinnen und andere Personen hineinschreiben, die mir als Kind wichtig waren. Und ein Satz, der ist mir bis heute nicht aus dem Kopf gegangen: „Sei wie das Veilchen im Moose, bescheiden, sittsam und rein, nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein!“

Und dann war da noch dieser andere Spruch in meinem Poesiealbum: „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“ Stimmt! Ich habe nämlich oft genug erfahren müssen, dass ich mit Bescheidenheit nicht weit gekommen bin. Was also gilt jetzt: Bescheidenheit ja oder nein – Vorwärtskommen oder nicht? Ich muss gestehen: Oft bringe ich es nicht fertig einmal richtig zu strotzen oder mit meinen Fähigkeiten zu prahlen. Zu tief sitzt ein weiterer Satz aus meiner Kindheit: „Eigenlob stinkt.“

Und nicht nur mir geht es so. In meiner Tätigkeit als Seelsorgerin begleite ich Menschen, denen es ähnlich geht: Viele Menschen – vor allem Frauen – wagen nicht, zu ihren Gaben und Fähigkeiten zu stehen, geschweige denn, davon zu reden und sich mit anderen daran zu erfreuen. Zu schnell wird ihnen vorgehalten: „Eigenlob stinkt!“ Und: „Bescheidenheit sieht anders aus!“

Wie erfrischend ist es da von einer Frau zu hören, die sich selber lobt: Es ist die Weisheit. Von ihr heißt es im Buch Jesus Sirach aus dem Alten Testamentes: „Die Weisheit lobt sich selbst, sie rühmt sich bei ihrem Volk“ (Sir 24,1).

Na ja, das ist natürlich eine andere Frau, die Frau Weisheit. Die darf das auch. Denn die Weisheit, die ist ja Gott. Und Gott ist gut und darf sich auch selbst rühmen. Gott also ja, der Mensch aber nein?

Was aber, wenn Gott, die Weisheit, nicht nur sich selbst lobt, sondern auch den Menschen? Was aber, wenn das Lob sich als Erwählung ausdrückt? So jedenfalls formuliert es Paulus im Brief an die Gemeinde in Ephesus: „In Christus hat Gott uns erwählt vor der Erschaffung der Welt“ (Eph 1,4). Wenn ich das ernst nehme, dann gilt doch: Jeder Mensch ist von Gott erwählt und damit etwas Besonderes. Als Abbild Gottes darf sich der Mensch dann auch etwas auf sich selber einbilden. Wenn das nicht Grund zum Lob ist?, so frage ich mich: Lob auf Gott und auf mich, sein Geschöpf. Ich darf mich freuen an dieser großartigen Zusage Gottes. Er sagt zu jeder und jedem von uns: „Du bist mir wichtig. Schon vor der Erschaffung der Welt, noch bevor deine Eltern, deine Großeltern, deine Urgroßeltern oder irgendjemand deiner Ahnenreihe war, habe ich an dich gedacht. Schon damals wusste ich von dir und habe dich erwählt. Ich habe in Liebe auf dich gesehen und habe dich mit Gaben und Fähigkeiten beschenkt. Ich wusste: Irgendwann wirst du geboren werden und auf der Erde leben, die ich erschaffen habe. Dann wirst du mit deinen Talenten umgehen. Und ich wünsche mir, dass du gut damit umgehst.“

Teresa von Avila, die große spanische Ordensfrau und Mystikerin hat einmal gesagt: „Als ich eines Tages großes Leid empfand, … sagte mir der Herr: Tu, was in dir steckt und überlass dich mir und beunruhige dich wegen nichts; genieße das Gut, das dir gegeben wurde, denn es ist sehr groß; mein Vater erfreut sich an dir und der Heilige Geist liebt dich.“

Gott erfreut sich an mir und der Heilige Geist liebt mich. Das ist Lob von höchster Stelle. Mit diesem Lob kann ich gut leben. Es hilft mir, mich immer wieder selbst zu loben anstatt mich selbst infrage zu stellen. Gottes Lob richtet mich auf und stärkt mein Selbstbewusstsein.

Dass Sie selbstbewusst und aufrecht in die neue Woche gehen können, das wünscht Ihnen Marie-Luise Langwald aus Mülheim an der Ruhr.

Copyright Vorschaubild: CCO Public Domain Pixabay

Teresa von Avila, Die geistlichen Erfahrungsberichte, 10. Bericht – Toledo, 1570/71. in: Teresa von Avila, Gedanken zum Hohenlied. Gedichte und kleinere Schriften, Vollständige Neuübertragung, Freiburg 2004, S. 225.

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