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Sonntagskirche | 25.01.2015 | 08:55 Uhr

Auf der Flucht

Guten Morgen!

Ich kann es fast nicht mehr ertragen: Tägliche Nachrichten über Krieg, Verfolgung, Katastrophen und Hunger. Ob im Irak, Somalia oder den Philippinen. Es geht um Bomben, Raketen und Tote. Und dahinter verbirgt sich immer unendliches Leid.

Vor 14 Jahren hatte ich Gelegenheit, den Irak zu besuchen – das Land der Propheten, wie es ja auch heißt. Euphrat und Tigris habe ich gesehen, Ur, die Heimat von Abraham und Sara, Babylon und auch Ninive, die große Stadt der Assyrer vor Jahrtausenden. Auch nach Jahrtausenden ist die gewaltige Größe dieser Stadt noch zu sehen, die lange Stadtmauer und viele Türme. Diese Stadt hat mich damals fasziniert. Denn ich verbinde mit ihr die Erzählung von dem Propheten Jona.

Jona hatte den Auftrag Gottes, in die Stadt Ninive zu gehen und ihr den Untergang anzudrohen, wenn sich die Einwohner nicht bekehren würden. Aber zunächst wollte er gar nicht dahin. Er versuchte, um den Ruf Gottes herumzukommen, floh – und landete schließlich im Bauch eines großen Fisches. Gott aber ließ nicht locker. Er rief ihn ein zweites Mal. Jona spürte wohl, dass es Gott ernst war mit seinem Ruf, und er machte sich auf den Weg. Und musste erfahren: „Ninive war eine große Stadt vor Gott; man brauchte drei Tage, um sie zu durchqueren.“ (Jona 3,3) Jona führte Gottes Auftrag aus. Ninive wurde gerettet.

Mir kommt das Verhalten des Jona vor wie das von einem Kleinkind: Manche Bitte muss man da auch zweimal sagen. Die Kinder haben ja auch anderes im Kopf und gehen ihren eigenen Weg. Da wird eine Bitte schnell überhört oder ausgeschlagen. Auch wenn das für Eltern oder Großeltern schwer zu ertragen ist. Eine Bitte auszuschlagen – das kenne ich auch von mir selber. Und auch, wenn ich nicht im Fischbauch lande wie Jona: Fluchttechniken haben ich zur Genüge. „Ich kann das nicht.“ „Ich bin zu dumm dazu.“ „Andere können das besser.“ Und manchmal beschäftige ich mich sogar mit ungeliebten Aufgaben, bevor ich das tue, was von mir erwartet wird und eigentlich dran wäre. Das können dann sogar die Fenster sein, die ich gerade lieber putze als einen schwierigen Besuch zu machen – obwohl die Fenster doch noch sauber sind.

Den erneuten Ruf, den zweiten Anlauf – den braucht es manchmal im Leben.

Von einer großen Heiligen weiß man, dass es ihr auch so erging: die Heilige Teresa von Avila. Sie brauchte auch einen zweiten Anlauf in ihrem Leben als Ordensfrau. Teresa ist einundzwanzig Jahre alt, als sie in das Karmelitinnenkloster in Avila eintritt. Zwanzig Jahre lang aber erlebt sie sich hin- und hergezogen zwischen dem Kloster und den Angeboten der Stadt. Sie war gerne bei Festen und empfing viele Gäste. Fast vierzig Jahre ist Teresa alt, als sie ihre zweite Bekehrung erlebt – und von da an in radikaler Christusnachfolge lebt. Mir tut es gut, dass diese große Heilige und Kirchenlehrerin nicht als junge Frau schon perfekt war, dass sie sich entwickeln durfte. Und offensichtlich einen zweiten Ruf Gottes brauchte.

Auch in ihrem weiteren Leben ist Teresa nicht immer gleich durchgestartet. Manchmal war sie zögerlich – vielleicht auch müde. Sie sagte einmal von sich: „Manchmal meine ich, dass ich einen beachtlichen Heldenmut habe und vor keiner Schwierigkeit, die im Dienste Gottes auf mich zukommen könnte, zurückschrecken würde. Das hat sich auch einige Male in der Tat bestätigt. Aber dann kommt wieder ein Tag, da bringe ich nicht einmal so viel Energie auf, um mit einer Ameise fertig zu werden, die mir über den Weg läuft.“

Mich entlasten solche Worte. Sie nehmen mir den Druck, wenn ich mit Ameisen zu kämpfen habe – oder auch mit größeren Widerständen. Ich vertraue darauf: Irgendwann werde ich wieder den Mut einer Heldin haben, werde ich mutig den Mund aufmachen, wenn ich Ungerechtigkeiten sehe, Bevormundung und Intoleranz.

Ich wünsche Ihnen den Mut zum Aufbruch in eine neue Woche – egal welche Aufgaben auch auf Sie warten. Ihre Marie-Luise Langwald aus Mülheim

*Aus Pierre Stutz: Der Stimme des Herzens folgen, S 276.

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