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Kirche in WDR 4 | 12.12.2013 | 08:55 Uhr

Einlass finden

Liebe Hörerin, lieber Hörer, es klopft an der Tür. Jemand steht draußen und will hinein. Er weiß nicht, ob geöffnet wird. Aber die Erwartungen sind groß.

Ganz ähnlich erging es dem Dichter Wolfgang Borchert nach dem Krieg. In seinem Drama „Draußen vor der Tür“ hat er seine eigenen Erfahrungen verarbeitet. Als Herr Beckmann kehrt er nach dem Krieg heim. Verletzt und humpelnd. Er freut sich auf zu Hause.

Doch die Wohnung seiner Eltern ist besetzt. Da wohnt jetzt jemand Fremdes. Seine Eltern, so hört er, haben sich wegen ihrer Verstrickung in die Schuld der Nazis das Leben genommen. Seine Frau hat drei Jahre lang auf ihn gewartet, sich dann aber einen anderen gesucht. Beckmann versucht trotz allem wieder auf die Beine zu kommen, sucht sich Arbeit, wird aber auch dort hinausgeworfen:

Sprecher: „Ein Mann kommt nach Deutschland! Er kommt nach Hause,

und da ist sein Bett besetzt. Eine Tür schlägt zu, und er steht draußen“...

“Ein Mann kommt nach Deutschland! Er sucht Arbeit, aber ein Direktor ist feige, und die Tür schlägt zu, und wieder steht er draußen. Ein Mann kommt nach Deutschland! Er sucht seine Eltern,… und die Tür schlägt zu, und er steht draußen.“ (Lit. Angabe: Wolfgang Borchert, Das Gesamtwerk, Rowohlt, 1975, 5. Szene, S. 163f., 64 Worte)

Autorin: Draußen stehen. Keinen Einlass bekommen wie damals Maria und Josef in Bethlehem. Es ist Nacht, als sie in der Stadt ankommen. Sie suchen eine Bleibe – zum Ausruhen und für die Geburt ihres Kindes. Sie gehen von Tür zu Tür, klopfen an, aber niemand will ihnen öffnen. Alle haben keinen Platz. Es bleibt ihnen nur der Stall. Eine kärgliche Behausung. Wie eine Abstellkammer, eine Notunterkunft.

Wenn ich auf die Studierenden in diesem Wintersemester hier in meiner Stadt Köln schaue, dann fühle ich mich an die Herbergssuche erinnert. Es fehlt an Wohnraum an allen Ecken und Enden. Der Bau neuer Wohnheime deckt längst nicht den Bedarf. Studierende campieren in Kellern und auf Dachböden. Wie gut, dass es dennoch Wohnheime gibt. Orte der Begegnung und des Austauschs. Orte mit offenen Türen ohne Ansehen der Person, Kultur oder Religion.

Evangelische Studierendengemeinden sind auch Wohnräume mit offenen Türen.

Sie bieten unterschiedliche Zugänge zu anderen, zu Fremden und Ungewohntem.

Kulturen begegnen sich da, Studienfächer aller Art, Lebensgewohnheiten und Traditionen.

Da muss man sich auch schon mal arrangieren. Einen anderen Zugang wählen, als man es gewohnt ist. Sich durch eine andere Brille einen veränderten Blick erschließen. Das ist manchmal anstrengend und ermüdend. Aber sehr lohnend. Maria und Josef sind schließlich in einem Stall gelandet. Einfach, schlicht und ungemütlich. Aber sie haben großen Grund zur Freude: ein Kind wird ihnen geboren.

Keimzelle der Hoffnung für viele. Türen öffnen sich wieder, in Häusern und Herzen. Menschen kommen und gratulieren und staunen. Vertrauen wird gesät und kann wachsen. Und Frieden und Hoffnung. Aus dem Draußen wird ein drinnen. Die Grenze ist durchbrochen. Wie schön, sich auf der Schwelle zu begegnen. Ein freundliches Wort, ein einladendes Lächeln, eine Hand, die sich entgegenstreckt, Schritte hinein oder heraus. Für Beckmann aus dem Drama von Wolfgang Borchert nur eine Erinnerung. Als er zu Hause ankommt – noch weiß er nicht, dass seine Eltern nicht mehr leben - überwältigt ihn die Freude:

Sprecher: „Unser Haus steht noch! Und es hat eine Tür. Und die Tür ist für mich da. Meine Mutter ist da und macht mir die Tür auf und lässt mich rein.“

(Lit. Angabe: Wolfgang Borchert, Das Gesamtwerk, Rowohlt, 1975, 5. Szene, S. 138, 29 Worte)

Autorin: Möge Ihnen, liebe Hörerin, lieber Hörer Einlass gewährt werden, wenn Sie einmal draußen stehen, Ihre Pfarrerin Christiane Neufang aus Köln.

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