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Kirche in WDR 4 | 16.02.2015 | 08:55 Uhr
Rosenmontag - Wunder gibt es immer wieder
Guten Morgen, liebe Hörerin, guten Morgen, lieber Hörer;
es ist ein Wunder, dass ich heute Morgen zu Ihnen sprechen darf; denn eigentlich geht das gar nicht, heute am Rosenmontag. Ich bin nämlich evangelisch und komme dazu noch aus Westfalen - … genauer gesagt aus Ostwestfalen. Da hat meine Redakteurin schon vor Wochen angemerkt – also Herr Helling, hat sie gesagt, Sie können am Rosenmontag nicht mit Ihren normalen Sachen ankommen, einfach so tun, als wäre da nichts Besonderes, das geht gar nicht – und sie weiß genau, ich kann nur normal. Und dann kommt noch erschwerend hinzu – eigentlich bin ich Stotterer, besser gesagt Ex-Stotterer. Als ich zehn, zwölf Jahre alt war, hab ich so gestottert, dass mich keiner richtig verstehen konnte. Ich hab dann viel Musik gemacht, vor allem gesungen; ich vermute, dass mir die Musik an dieser Stelle sehr geholfen hat - aber bitte, was soll ein evangelisch-ostwestfälischer Ex-Stotterer am Rosenmontag in einer Radioandacht, die aus Köln kommt, sagen... ?!
Vielleicht von Wundern erzählen. Von einem Wunder wie in diesem Witz von einem Stotterer-Kollegen.
Eine Bibelgesellschaft hat ziemliche Probleme mit ihren Verkaufszahlen – dabei haben sie so schöne Bibeln: Familienbibeln, Prachtausgaben, die Bibel für den jungen Herrn genauso wie eine Ausgabe für Teenies. Aber es läuft einfach nicht mehr. Die Leute wollen einfach keine Bibeln mehr kaufen. In ihrer Verzweiflung überlegen die Vorstände der Bibelgesellschaft eine in ihrer Branche recht ungewohnte Vertriebsmethode – sie engagieren eine Drückerkolonne – Leute, die an der Haustür klingeln und dann alles mögliche und unmögliche verkaufen wollen. Nach langem Suchen hat man endlich eine Kolonne gefunden, die bereit ist, sich auf diese Produktpalette einzulassen – gut, es ist nicht die Olympiamannschaft der Drückerkolonnen - es ist eben auch ein Stotterer dabei – aber sie wollen es alle versuchen.
Der Vorstandsvorsitzende der Bibelgesellschaft höchstpersönlich schult die neuen Mitarbeiter, erklärt die Vorteile und Besonderheiten der Familienbibeln, der Prachtausgaben oder auch den Charme der Bibel für den jungen Herrn. Alles in einem extra angefertigten Verkaufskoffer gut präsentiert. Am Ende der Schulung sagt der Vorstandsvorsitzende: „Wenn Sie alle Bibeln aus diesem Koffer in einer Woche verkauft haben, dann gehören Sie zu den Spitzenkräften unseres Hauses.“ Mit diesen aufmunternden Worten im Ohr ziehen die neuen Bibelverkäufer los. Und unser Stotterer – er kommt nach einem halben Tag zurück. Er hat alles verkauft! Das ist noch nicht da gewesen – wunderbar – der Vorstand freut sich; der Koffer wird aufgefüllt – und nach einem weiteren Tag: Wieder ist der Stotterer alle Bibeln losgeworden. Am Ende des dritten Tages- es läuft wieder wie geschmiert für unseren Kollegen - lässt der Vorsitzende den Rekordverkäufer zu sich kommen und fragt ihn – ganz unumwunden: „Sagen Sie, wie machen Sie das?“ Der Stotterer nimmt all seinen Mut zusammen und haut den Satz raus: „Ich kkkklingle – uuuuund wenn, uuund wenn einer aufmacht, dann sag ich: Iiiich hab hier ggganz verschschschiedene Bibln – wolln sie eine kkkkaufen oder soll ich Ihnen eine vorlesen?“
Seh´n sie liebe Hörerin, lieber Hörer, da hat dann sogar noch eine Bibelgesellschaft ihr Wunder erlebt. Und Wunder gibt es ja bekanntlich immer wieder – das glaubt, nein, das weiß Ihr Eberhard Helling, Pfarrer aus Lübbecke in Westfalen …. Ostwestfalen.