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Kirche in WDR 4 | 18.03.2015 | 08:55 Uhr

Aufbruch

Guten Morgen. Also, das muss man sich mal vorstellen: Da ist ein Mann 75 Jahre alt und führt ein großes Haus. Frau, Gesinde, Vieh. Die Verwandtschaft in der Nähe. Alles gut und geordnet. Na ja, ein Erbe fehlt. Aber was will man machen. Nicht alle Blütenträume erfüllen sich in einem Leben. Der Mann ist zufrieden; er hat sich eingerichtet in seinem Leben. Und dann hört er diese Stimme und die sagt in gesetzten und ehrwürdigen Worten: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus in ein Land, das ich dir zeigen will.

Wie verrückt ist das denn. Schlecht geträumt? Beginnende Altersdemenz mit Stimmenhören? Da gibt’s nur eins und das ist das Vernünftigste: sich schütteln, vielleicht einen heißen Tee trinken, nach seiner Frau schauen und dem Vieh und im Schatten die Sonne genießen. Aber was tut dieser 75jährige zugegebenermaßen noch ziemlich rüstige Alte? In dem alten Bericht heißt es: Da zog er aus, wie die Stimme ihm gesagt hatte, er nahm Sarah, seine Frau, und Lot, seines Bruders Sohn mit all ihrer Habe, die sie gewonnen hatten, und die Leute, die sie gewonnen hatten und zogen aus in ein fremdes Land.

Ein alter Mann fängt ganz neu an. Komplett und ohne Rückversicherung. Da gibt’s keinen Zweifel, kein Abwägen. Er lässt sich nicht coachen, googelt nicht Vor- und Nachteile einer solchen Entscheidung. Da gibt es die Stimme in ihm, dieser vertraut er bedingungslos. Er glaubt an seine innere Stärke. Und vor allem: Er glaubt noch an eine Zukunft, eine große Zukunft. Sein bisheriges Leben - mag es noch so gut, freundlich und erfolgreich gewesen sein - reicht nicht mehr. Da gibt es mehr und anderes. Da sind noch Träume im Lebensköcher, die darauf warten ins Ungewisse geschossen zu werden. Da gibt es noch eine Handvoll Sehnsüchte, die auf ihre Erfüllung warten und da gibt es noch die Gewissheit: Im Leben gibt es selten ein Zuspät. Das Leben hält immer noch eine Überraschung für einen jeden von uns bereit.

Ja gut, die Skeptiker unter Ihnen haben natürlich auch Recht. So einfach ist das alles nicht. Es ist ja schon schwierig genug, sich aus Situationen zu lösen, die einem nachweislich schaden oder beschädigen: Da ist der Beruf, der uns langsam aber sicher ausbrennt. Und doch bleiben wir drin. Oder: Da stecken wir in einer Beziehung fest, die nicht nur ihre Liebe sondern auch schon den gegenseitigen Respekt verloren hat. Und trotzdem wagen wir die Trennung nicht.

Ja ja, die Angst vor dem Neuen ist meist größer als die Hoffnung auf eine Besserung. Und die Stimmen, die uns ermutigen, bringen wir meist eher und nachhaltiger zum Schweigen, als die, die uns vor allem Möglichen warnen und Bedenken tragen. Ich will die Besorgnisse nicht kleinreden. Aber es bleibt dabei: Wer Trennungen und Abschiede in seinem Leben unter allen Umständen vermeiden will, der wird nie an der Fülle seines Lebens teilhaben. Deshalb: Aufbrechen. Heute, morgen, übermorgen. Keine Angst vor dem Loslassen. Die Christenmenschen unter uns haben dafür sogar einen Gewährsmann: Gott selbst fordert Aufbrüche und segnet sie. Wie damals bei dem rüstigen Alten so auch heute bei uns.

Ein modernes Kirchenlied fasst das schön zusammen:

Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist

Weil Leben heißt: sich regen, weil Leben wandern heißt.

Seit leuchtend Gottes Bogen am hohen Himmel stand

Sind Menschen ausgezogen in das gelobte Land.

Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt.

Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land.

Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit.

Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.

(Evangelisches Gesangbuch (EG) 395,1.3, Text: Klaus Peter Hertzsch, 1989)

Aus Düsseldorf grüßt Sie, Pfarrer Gerd Höft.

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