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Kirche in WDR 4 | 15.04.2015 | 08:55 Uhr

Großmut gegen den Todfeind

Guten Morgen! Er ist auf der Flucht. In einer Höhle hat er sich versteckt. Wenige Gleichgesinnte sind bei ihm. Sein Todfeind verfolgt ihn, jagt ihn wie ein Tier. Er will David umbringen, denn er sieht in ihm einen Gegner, der seine Macht gefährdet. Dabei hat der Flüchtling gar nicht die Absicht, den Mächtigen vom Thron zu stürzen. Er will ihm nichts Böses.

Plötzlich hören sie die Verfolger. Stimmen, Schritte, Waffengeklirr. Sie kommen näher. Jetzt müssen sie dicht am Eingang der Höhle sein. Sie beraten offenbar, man hört Rufe, derbe Flüche, Gelächter. Doch dann werden die Geräusche leiser. Aufatmen in der Höhle. Aber was ist das? Da muss doch noch jemand sein. Schwere Schritte eines Mannes sind zu hören. Er geht offenbar in die Höhle.

David schleicht nach vorne und sieht im Licht des Eingangs den Umriss einer großen Gestalt. Es ist Saul, der König von Israel, der ihn verfolgt. David pocht das Herz. Was hat er vor? Saul hockt sich nieder. Er tut, was jeder Mensch muss. Da sitzt er, nichts ahnend, zutiefst menschlich und schutzlos. Davids Gefährten reden erregt flüsternd auf ihn ein: „Jetzt! Du kannst ihn erledigen! Das ist die Gelegenheit! Schlag ihn tot! Gott hat ihn in deine Hand gegeben!“

David schleicht näher. Er kämpft mit sich. Jetzt ist er so nahe, dass er den Mantel Sauls berühren kann. Da nimmt er einen Zipfel des weiten Gewands in die Hand. Mit seinem scharfen Schwert schneidet er ein Stück ab und geht lautlos wieder nach hinten. Seine Faust umkrallt den Fetzen Stoff. Im Dunkeln spürt er die fragenden Blicke der Kameraden. „Nein! Ich kann ihn nicht töten. Habt ihr vergessen, wer er ist? Gott hat ihn zum König gemacht! Wehe, wenn ihr ihm was tut!“

Saul hat nichts gemerkt. Als er die Höhle verlassen hat, kommt David ihm nach. „Mein Herr und König!“, ruft er laut. Saul zuckt zusammen und dreht sich um. David wirft sich vor ihm nieder. „Warum lässt du dir einreden, dass ich dich ins Verderben stürzen will?“, sagt er leise. „Ich hätte dich töten können. Hier, sieh her!“ David zeigt König Saul das Stück seines Mantels. Und beteuert: „Ich verehre dich wie einen Vater. Aber du stellst mir nach und willst mich umbringen.“ David hat sich jetzt erhoben, er wird lauter: „Gott soll Richter sein zwischen uns! Er soll dich strafen für das, was du mir antust, aber nicht ich.“ Jetzt schreit er, seine Augen funkeln. „Hinter wem jagst du eigentlich her? Der König von Israel jagt einen toten Hund, einen Floh!“

Saul hat mit erstarrter Miene zugehört. Einen Moment ist es still, reglos stehen sie sich gegenüber. Dann murmelt der Ältere: „David? Bist du es wirklich?“ Plötzlich rinnen ihm Tränen übers Gesicht. Seine Stimme kippt, als er weiterredet. Der große starke Mann, der mächtige König und erfahrene Krieger, er weint. Und ist beschämt: David war gut zu ihm, ließ ihn leben, er aber wollte ihm Böses antun, ihn umbringen.

David hat seine Rachegelüste erfolgreich bekämpft. Er überlässt Gott die Rache und verzeiht seinem Todfeind. Er lässt sich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwindet das Böse mit Gutem.

Selten begegnen mir so extreme Situationen im Alltag – Situationen, wo es um Leben und Tod geht. Doch das Gefühl: Jetzt könnte ich diesem hundsgemeinen Typen mal so richtig eins auswischen – dieses Gefühl ist auch mir nicht fremd. Oder in noch kleinerer Münze: Die Versuchung, einen anderen durch kleine Nadelstiche zu treffen. Und einen kleinen teuflischen Triumph auszukosten, wenn man sieht, dass es ihn verletzt. Geschieht ihm recht.

Solcher Versuchung widerstehen, im Kleinen wie im Großen, das möchte ich heute ganz bewusst. Und ich wünsche es Ihnen auch. Ihr Andreas Duderstedt aus Bielefeld.

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