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Kirche in WDR 4 | 26.10.2015 | 08:55 Uhr
"Geht doch!" - Klimapilgern
„Ich bin dann mal weg“. Nein, nicht auf dem Jakobsweg, aber so ähnlich. Rund 1500 Kilometer zu Fuß von Flensburg nach Paris, zur Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen Ende November. Auf dem Ökumenischen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit mit dem passend zweideutigen Titel: „Geht doch!“. Schon im Juni brachen die ersten Pilger am Nordkap auf. Der Weg verlief durch Skandinavien. Hier wanderten unter anderem die Kronprinzessinnen von Schweden und Norwegen, Victoria und Mette-Marit, eine Etappe mit. Mitte September erreichten die Pilger Deutschland. Ungefähr 350 Personen laufen hier pro Teilstrecke mit. Ein wanderndes Zeichen dafür, dass die Schöpfung Hilfe braucht. Am vergangenen Wochenende war Bergfest in NRW, genauer gesagt in Wuppertal mit hochrangigen Gästen aus Kirchen und Politik, Diskussionen, Kulturprogramm und Informationen.
Welche Erde werden wir unseren Kindern hinterlassen? Das ist die zentrale Frage, die die wandernden Christinnen und Christen bewegt. Denn die Erde ist dem christlichen Glauben nach den Menschen von Gott zu treuen Händen übergeben: dass sie die Schöpfung bebauen und bewahren. Menschen, Tiere, Pflanzen und Wasser, Luft und Erde hegen und pflegen.
Die Organisatoren meinen: Es ist wichtig, der Weltklimakonferenz in Paris ein deutliches Signal zu geben. Denn dort ist ein neues internationales Klimaabkommen vorgesehen – das soll verbindlich und wirkungsvoll sein. Auf freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie im Blick auf Klimaschutz zu setzen, hat nicht viel gebracht, meint Volker Rotthauwe, Pfarrer für nachhaltige Entwicklung. Es brauche Gesetze und Kontrollen – der Skandal bei VW sei da wahrscheinlich nur ein Beispiel von vielen. Die Pilger stellen politische Forderungen an die Unterhändler in Paris: Die Erderwärmung muss auf zwei Grad begrenzt werden. Dazu muss deutlich mehr Geld in den Stopp des Klimawandels gesteckt werden. Doch das allein reicht nicht. Es braucht einfach wieder mehr Bewusstsein dafür, dass alles mit allem zusammenhängt. Wenn der Mensch die Erde ausbeutet, von der er lebt, schaufelt er sich sein eigenes Grab. Zumindest aber das seiner Kinder und Kindeskinder.
Dabei trifft der Klimawandel gerade diejenigen am meisten, die am wenigsten dazu beitragen. Die Kirchen unterstützen deshalb ihre Partner weltweit in ihrem Engagement für den Umweltschutz. In West-Papua etwa wehren sich Gemeinden und Dörfer gegen die Rodung des Urwaldes und prozessieren gegen Minenbetreiber.
In Namibia unterstützen die Kirchen Familien in Regionen, die von der zunehmenden Dürre betroffen sind; auf den Philippinen Familien, die durch Stürme alles verloren haben. In Indonesien startet die Evangelische Kirche im Rheinland gemeinsam mit den Partnern im Jahr 2016 eine Baumpflanzaktion; in Tansania wird die Wasserwirtschaft in den Dörfern optimiert. Außerdem geht es darum, auf politisch Verantwortliche in Nord und Süd einzuwirken und gegenüber Firmen entsprechende Umweltauflagen durchzusetzen. Und schließlich um die Frage: Wie kann ich meinen persönlichen Lebensstil so ändern, dass er Klimaverträglich wird? Darüber denken die Fachleute in den Kirchen gemeinsam mit anderen Fachleuten in der Gesellschaft nach und tragen die Erkenntnisse in die Gemeinden. Da gibt es zum Beispiel Umweltbeauftragte der Kirchenkreise. Die Evangelische Kirche von Westfalen zum Beispiel hat sich zum Ziel gesetzt, ihren eigenen Kohlendioxidausstoß bis 2020 gegenüber 1990 um mindestens 40 Prozent verringern. Dazu sagt der Vizepräsident der westfälischen Kirche, Albert Henz: „Dieses Ziel werden wir aller Voraussicht nach erreichen. Wärmedämmung und effektivere Heizsysteme sind hier der Hauptfaktor. Die Anzahl der Fotovoltaikanlagen steigt um 60 Prozent.“ Ich persönlich lasse keine elektrischen Geräte im Standby-Modus, fahre weniger Auto, esse weniger Fleisch und so weiter. Diese kleinen Schritte tragen auch zum Klimaschutz bei. Machen Sie mit?, fragt Pfarrerin Petra Schulze aus Düsseldorf.
Weitere Informationen:
www.klimapilgern.de
http://www.ekir.de/www/service/pilgerweg-19310.php
http://www.ekir.de/www/service/pilgerweg-fuer-klimagerechtigkeit-18896.php
http://www.evangelisch-in-westfalen.de/presse/ansicht/artikel/sorge-und-hoffnung-unterwegs-fuer-den-klimaschutz.html