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Kirche in WDR 4 | 07.01.2014 | 08:55 Uhr
Mit Moritz auf dem Spielplatz
Früher bin ich mit unseren Kindern oft auf den Spielplatz gegangen. Ich weiß noch genau, wie es beim ersten Mal mit Moritz war. Der Kleine konnte gerade mal laufen. Naja, meistens wenigstens. Ab und zu verlor er schon mal das Gleichgewicht und machte eine Bauchlandung.
Auf dem Spielplatz angekommen, was interessierte ihn am meisten? Wippen oder Schaukeln? Fehlanzeige. Was ihn anzog, waren die Klettergerüste. Da stand also der kleine Mann und blickte die zwei Meter fünfzig nach oben. Doch damit nicht genug. Er wollte da hoch. Also der, der gerade Mal laufen konnte wollte unbedingt auf das höchste Klettergerüst vom ganzen Spielplatz.
Was tun? Nun, meine Frau war nicht mit dabei. Und eine innere Stimme sagte mir: "Der schafft das! Der kann das. Vertraue ihm!"
Ich habe ihn klettern lassen. Natürlich blieb ich ganz nah bei ihm. Etwas später war das dann eher unter ihm. Und? Moritz schaffte es. Er strahlte über das ganze Gesicht, als er von oben seinem Papa auf den Kopf ... gucken konnte.
Noch oft habe ich ihn klettern lassen. Und ich ging immer ein Stück weiter weg vom Klettergerüst. Ich wusste: Moritz kann das. Und ich hoffe, dass er diese Lektion gelernt hat: "Da ist jemand, der mir etwas zutraut, der an mich glaubt. Und dann kann ich das, dann schaffe ich das auch."
Ich denke, mit Gott ist das genauso. Gott vertraut dir und mir. Und er glaubt an dich und mich. Ja, sie haben richtig gehört: Gott glaubt an uns. Wir denken ja oft, alles dreht sich um unseren Glauben an Gott. Das ist gut so. Doch auch Gott glaubt an uns Menschen.
In der Bibel gibt es dazu eine tolle Geschichte. (Mt 25,14-30) Die hat Jesus mal erzählt. Er spricht von einem reichen Mann, der an seine Angestellten glaubt. Diener oder Knechte nannte man das damals. Da ist also dieser sehr reiche Mann, der verreisen will. Davor gibt er seinen drei Angestellten einen Teil seines Vermögens. Und nicht wenig. Was er da seinen drei Leuten anvertraut, ist ein immenser Reichtum. Der kleckert nicht, der klotzt. Und der Reiche glaubt daran, dass seine Leute mit dem Geld gut umgehen werden. Dass sie es vermehren werden. Was auch zu zwei Dritteln klappt.
Klar, hinter diesem reichen Mann verbirgt sich Gott. Was also will Jesus damit sagen? Gott vertraut uns Menschen. Gott traut uns etwas zu. Gott glaubt an uns. Jedem Menschen schenkt Gott ein ganzes Leben, Zeit. Dazu Fähigkeiten und Begabungen. Eine wunderbare Welt. Und damit sagt Gott uns: "Ich glaube, dass du damit umgehen kannst. Das du etwas daraus machen kannst. Du schaffst das!"
Ist das nicht ein wunderbarer Satz, der über unserem Leben steht?
Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit diesem guten Satz heute durch Ihren Tag und das kommende Jahr gehen: "Gott vertraut mir! Gott glaubt an mich." Also, wenn mir jemand so einen Satz sagt, dann bin ich mindestens fünf Zentimeter größer. Deshalb: heute etwas größer als normal, verabschiedet sich Ihr Pastor Heddo Knieper aus Herne.