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Sonntagskirche | 13.03.2016 | 08:55 Uhr
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The winner takes it all
Autor: Tolu stöbert in der CD-Sammlung seiner Eltern. Die soll jetzt endlich in den Keller wandern. Die meisten Songs hat Papa mittlerweile in der neuen Anlage gespeichert und noch mal auf einer Festplatte gesichert. Aber da kann man die Cover nicht sehen. Und weil Tolu langweilig ist, kramt er in der Kiste und guckt sich die Cover an. Eigentlich heißt Tolu Tom-Lukas; aber diesen Namen hat er immer schon gehasst und ihn deshalb eigenmächtig verkürzt. Als Tolu also in der Kiste kramt, fällt ihm eine ABBA-CD in die Hand; Mama hört die immer mal wieder. Tolu öffnet die Hülle und heraus fällt ein Zettel. Die Handschrift seiner Mutter, die erkennt er. Unter der Überschrift The Winner takes it all hat sie ganz offensichtlich eine deutsche Übersetzung dieses Songs aufgeschrieben.
Musik Abba mit Overvoice:
Sprecherin:
Ich möchte nicht über Dinge sprechen, die wir durchgemacht haben
Es verletzte mich zwar, aber jetzt ist es Geschichte
Ich spielte alle meine Karten aus, und das hast Du auch getan
Es gibt nichts mehr zu sagen, kein Ass mehr auszuspielen.
Der Gewinner bekommt alles
Die Verliererin steht klein und unbedeutend
Neben dem Sieg
Das ist ihr Schicksal
Ich lag in Deinen Armen,
Dachte, ich gehöre dort hin.
Ich dachte, es macht Sinn, einen Zaun aufzubauen
Ein Zuhause aufzubauen
Ich dachte, ich wäre dort stark.
Aber ich war dumm, mich an die Regeln zu halten
Die Götter würfeln bloß
Mit eiskalter Berechnung
Und hier ganz unten
Verliert jemand denjenigen, der ihm lieb war
Der Gewinner bekommt alles. Die Verliererin muss sich beugen
Das ist einfach und ehrlich. Warum sollte ich mich beklagen?
Autor: Obwohl erst neun Jahre alt, ist Tolu kein Kind mehr; so sieht er es zumindest. Und was so Erwachsene gelegentlich mit sich machen, davon hat er auch schon eine Ahnung. War etwa seine Mutter mal so eine Verliererin?
Tolu ist beunruhigt.
Kriegen wirklich die Sieger immer alles? Was macht einen zum Sieger oder zum Verlierer? Das ist auch eine Frage, die ihn beschäftigt. So manches Mal hat er sich schon als Verlierer gefühlt; beim Sport, klar; aber auch beim Streit mit den Lehrern oder seinen Eltern; ja sogar bei seiner bescheuerten Schwester, die glaubt, mit ihren dreizehn Jahren hätte sie schon die Weisheit mit Löffeln gefressen. Aber manchmal fühlt er sich auch stark, selbst wenn es die anderen gar nicht merken; aber er merkt es, tief in seinem Innern. Wenn er zum Beispiel den Streit mit seiner blöden Schwester nicht bis zum Letzten durchfechtet, sondern – um des Friedens willen, nachgibt. Dann kann man offensichtlich nach außen als Verlierer dastehen und hat im Innern doch gesiegt.
Und umgekehrt. Man kann nach außen gewinnen und doch im Innern verlieren. Zum Beispiel wenn man betrügt. Tolus Gedanken fangen an Purzelbäume zu schlagen – es gibt möglicherweise weder Gewinner noch Verlierer? Vielleicht sind wir ja alle irgendwie auf irgendeine Weise Gewinner, nur man sieht es nicht oder man glaubt es nicht.
Schwierige Fragen. Es wäre wohl mal wieder an der Zeit, Tante Milla aufzusuchen. Mit der kann man über solche Sachen reden. Vielleicht kann sie auch das Geheimnis um Mama und diesen ABBA-Song lüften.
In der Bibel steht: Gott sieht nicht auf das, worauf ein Mensch sieht. Ein Mensch sieht was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16,7b)
Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen, Pfarrer Gerd Höft aus Düsseldorf.
Musik:
CD: ABBA – Super Trouper
Track 2The Winner takes it all
Polydor (1980)LC 0309
Interpreten: ABBA
Komposition und Text: Benny Andersson & Björn Ulvaeus