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Kirche in WDR 4 | 19.03.2016 | 08:55 Uhr

Ansehen der Person

Guten Morgen! Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in der Kirche. Da kommt einer rein im dunkelblauen Anzug und Wollmantel. Gepflegt. Ein leichter Duft von teurem After Shave umweht ihn. Er setzt sich neben Sie. Sie grüßen freundlich. Sind interessiert. Wer das wohl ist. Dann kommt ein anderer. Alte Daunenjacke, ziemlich speckig an den Ärmeln. Die Jeans verschlissen und dreckig. Der Bart ungepflegt. Ein Geruch von Zigarettenrauch und Urin umweht diesen Mann. Er steuert auf den freien Sitz neben Ihnen auf der anderen Seite zu. Sie sehen ihn etwas skeptisch an und fühlen sich unwohl.

Der Gottesdienst beginnt. Eine Lektorin liest aus der Bibel. Sie schlägt den so genannten Jakobusbrief auf. Man kennt den Autor, der sich Jakobus nennt, nicht genau. Aber er schreibt seinen Brief an die ersten Christengemeinden und gibt ihnen Hinweise für eine christliche Lebensführung: „Haltet den Glauben frei von allem Ansehen der Person“, schreibt Jakobus.

Und er erzählt auch gleich ein Beispiel dazu: Da kommt ein Mann in die christliche Versammlung - mit einem goldenen Ring und in herrlicher Kleidung. Der bekommt einen guten Platz in der Kirche. Ein anderer Mann hingegen, ein Armer in unsauberer Kleidung, dem wird gesagt: „Stell dich dahinten hin oder setz dich auf den Boden!“ (Jakobus 2,1-13)

Das ist eine Situation, wie sie auch heute noch Tag für Tag vorkommt. Nicht nur in der Kirche. Kleider machen Leute. Und Leute werden unterschiedlich behandelt - je nachdem wie sie aussehen, wie reich oder erfolgreich sie sind.

Jakobus sagt: Es ist nicht recht, dass ihr solche Unterschiede macht. Wenn ihr die Menschen so unterschiedlich behandelt und so sehr nach dem Äußeren geht, habt ihr böse Gedanken. Und ihr tut dem armen Mann Unehre an. Jakobus geht sogar so weit, das Verhalten mit Mord zu vergleichen und erinnert an das Gebot „Du sollst nicht töten.“

Dagegen setzt er das Gebot der Nächstenliebe. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Und er erklärt den Lesern seines Briefes: „Wenn ihr danach handelt, handelt ihr richtig.“

Ich kann mich fragen: Wie will ich selbst behandelt werden? Das soll mein Maßstab sein. Wenn ich mich daran halte, dann kann ich den anderen tatsächlich lieben wie mich selbst.

Aber das ist nicht immer leicht, da mach ich mir nichts vor. Natürlich beurteile ich ganz spontan Menschen nach ihrem Aussehen. Natürlich lasse ich mich auf den ersten Blick beeindrucken, wenn ich jemanden treffe, der erfolgreich, attraktiv oder vermögend ist. Das ist ja an sich auch nicht falsch. Falsch ist es allerdings, jemanden herablassend zu behandeln; ihn zu missachten oder abzustempeln, wenn er äußerlich nicht so attraktiv ist oder mir irgendwie fremd ist. Das lässt sich überhaupt nicht mit Gottes Liebe vereinbaren - und schon gar nicht in der Kirche oder im Gottesdienst. Zum Glück haben wir da freie Platzwahl, und die besten Plätze sind nicht für die Reichen und Schönen reserviert.

Es ist eine schlichte Botschaft. Und sie scheint so selbstverständlich zu sein. Aber sie muss immer wieder neu umgesetzt werden, damals wie heute. Denn es passiert ja: Da lässt sich einer vom Äußeren blenden und muss dann feststellen: Der vermeintlich kluge Mann hat die Doktorarbeit doch nur abgeschrieben.

Mit den liebenden Augen Gottes kann ich hinter die Fassaden sehen. Und letztlich wünsche ich mir selbst ja auch, dass ich nicht oberflächlich betrachtet und bewertet werde. Und darum, sagt Jakobus, soll ich auch barmherzig mit meinen Mitmenschen sein. Das heißt: Gegen den äußeren Schein erst einmal: warhnehmen. Den oder die andere kennen lernen. Offen auf ihn oder sie zugehen. Mir die Mühe machen, Hürden zu überwinden: das fremde Aussehen. Die Kleidung, die aus dem Rahmen fällt. Das unangepasste Benehmen.

Dass mir und Ihnen das immer wieder gelingt das wünscht Ihr Pfarrer Bernd Becker aus Bielefeld.

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