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Kirche in WDR 4 | 10.05.2016 | 08:55 Uhr
Du stellst meine Füße auf weiten Raum
Guten Morgen!
Philani ist zehn Jahre alt. Er lebt auf einer abgelegenen Farm in der südafrikanischen Provinz Mpumalanga. Leben ist eigentlich zu viel gesagt. Sein Lebensraum beschränkt sich im Wesentlichen auf die wenigen Meter seiner Fuß-Leine. Eslina Mndebele hat ihn entdeckt. Sie arbeitet im Netzwerk „Kirche und Wirtschaft gegen HIV&AIDS“ vor Ort für das Projekt „Thol‘ ulwazi Thol‘ impilo“. Aus der Zulu-Sprache übersetzt, heißt das: “Wissen schafft Leben, Liebe schafft Leben.“ In den Farmen rund um ihr Dorf, berät Eslina über Gesundheitsvorsorge und Medikamenteneinnahme und hilft den Familien bei Problemen. Philani ist ihr aufgefallen, weil sie ihn häufig an einen Baum festgebunden sah, so wie sonst die Ziegen. Philanis Mutter kann sich tagsüber nicht um ihn kümmern. Dabei würde er besondere Zuwendung brauchen. Denn Philani ist geistig behindert. Aber seine Mutter muss tagsüber arbeiten, um die Familie zu ernähren. Bleibt die Großmutter, um auf ihn aufzupassen. Aber sie hat die Parkinsonsche Krankheit. Weil Philani ihr sonst immer wieder wegläuft, wird er am Baum angebunden.
Seit sich die Leute vom Projekt Thol´ulwazi um die Familie kümmern, ist sein Leben nicht mehr begrenzt auf die paar Meter um seinen Baum. Der Arzt hat für Philani ein Therapieprogramm ausgearbeitet. Die Fachkräfte von Thol´ulwazi unterstützen Philani und seine Familie darin, mit der Krankheit zu leben. Wenn die Mobile Klinik Station auf der Farm Halt macht, bekommt Philani seine Medikamente. Jetzt lebt er mit seiner Krankheit sein Leben - geborgen und frei. Die Fuß-Leine gehört der Vergangenheit an.
„Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ heißt es in einem Gebet in der Bibel. (Psalm 31 Vers 9) Diese Worte könnten von Philanie stammen.
Tag für Tag entdeckt er auf seinen losgebundenen Füßen etwas Neues auf der Farm. Und die Familie? Die Krankheit hatte nicht nur Philani an einen Baum gefesselt und vom Leben abgeschnitten. Auch Mutter und Großmutter waren gefangen in ihrer Sorge und Überforderung. Auch sie können jetzt aufatmen, auch ihr Leben blüht auf. Das Projekt Thol´ulwazi hat beide von Scham und Schuldgefühlen befreit. Von den Fachleuten haben sie gelernt, wie sie mit Philanis geistiger Behinderung angemessen umgehen können. Wissen schafft Leben. Liebe schafft Leben. Das haben Philani und seine Familie durch Menschen wie Eslima erfahren. Auch dadurch, dass das Projekt Thol´ulwazi ihnen Zugang verschafft hat zu staatlicher Unterstützung. Dass sie darauf ein Recht hatten, war ihnen völlig neu.
„Wissen schafft Leben. Liebe schafft Leben.“ Was für eine Wohltat wäre das:
Da erweitert jemand mein Wissen und meinen Horizont. Da wendet sich mir einer liebevoll zu und befreit mich von meinen Zwängen und immer gleichen Verhaltensmustern.
Wo mir gerade noch Enge den Hals zuschnürte und meine Füße wie gefesselt waren, kann ich Weite atmen, wagen meine Füße den Schritt ins Freie und fassen Tritt auf weitem Raum. Für Philani hatte dieser Jemand den Namen Eslima. Und in dem Gebet in der Bibel ist es klar: Gott selbst ist es, der unser aller Füße auf weiten Raum stellt. Und Gott traut jedem und jeder von uns zu, dass wir mit unserem Wissen und unserer Liebe andere in die Weite begleiten. aufleben lässt.
Weite wirkt – auch in Ihrer Nähe, meint Ulrich Möller aus Bielefeld.
Information: „Weite wirkt“ ist die Kampagne der evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen zum Thema “Reformation und die Eine Welt“: www.weite-wirkt.de
Südafrika "Kirche und Wirtschaft gegen HIV&AIDS":
Spendenkonto der Evangelischen Kirche von Westfalen:
KD-Bank eG
IBAN: DE 05 3506 0190 2000 0430 12
Spendenzweck: HIV&AIDS (Südafrika)