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Kirche in WDR 4 | 28.06.2016 | 08:55 Uhr

Von der Gottesgabe zur Ungnade

Wenn es bis zur „Gottesgabe“ nur ein Kilometer weit ist und wenn man auf dem Weg nach Greifswald an „Alt Ungnade“ vorbei muss, dann könnte man auf den Gedanken kommen, dass die Namensgeber der Orte in Mecklenburg-Vorpommern fromme Leute gewesen sein müssen.

Waren sie auch. Die Namen der meist Gehöfte und Güter stammen noch aus der Zeit, als in der Region große Zisterzienser-Klöster florierten.

Als ich im Frühjahr zusammen mit meiner Familie dort ein paar Urlaubstage verbrachte, konnte ich mir ab und an ein Schmunzeln nicht ganz verkneifen. Und wir witzelten, ob man nach Gottesgabe nun besser nach links oder nach rechts abbiegt. Auch hier lautet die Antwort: Alles eine Frage der Perspektive. Es kommt drauf an, woher man kommt. Doch diese manchmal scheinbar frommen Ortsnamen täuschen. Die Zisterzienserklöster sind längst Vergangenheit: in der Reformation wurden die Klöster säkularisiert und fielen in die Hände der mecklenburgischen Herzöge. Und dann hat im 20. Jahrhundert der Sozialismus seine Spuren hinterlassen. Gerade einmal jeder Fünfte der 1,6 Millionen Einwohner in Mecklenburg-Vorpommern ist nominell Christ. Der Anteil der katholischen Bevölkerung ist mit 3,3 Prozent marginal. Und dennoch kann dieses Bundesland seine christliche Tradition nicht verleugnen. Viele Orte werden auch heute noch geprägt von imposanten Kirchbauten mit wuchtigen Türmen im Stil der Backsteingotik, die weithin sichtbar sind.

Alles in allem erlebe ich diesen Landstrich als einen, in dem das Christentum unverkennbar einmal Geschichte geschrieben hat, obwohl das den meisten Einheimischen eigentlich nichts mehr sagt.

Und ich schaue von dort hier in meine Heimat, nach Westdeutschland und sehe, was auf uns Christen hierzulande zukommt. Allenthalben ist zu spüren, wie einstmals volkskirchliche Strukturen zusammenbrechen. Auch in westdeutschen Orten wie Engelskirchen oder Himmelgeist leben längst nicht mehr allein fromme Christenmenschen.

Dieses Kleiner-Werden muss aber letztendlich nicht abschrecken, denn es birgt auch viele Chancen in sich. Und das ist mir noch mal bewusst geworden, bei meiner Reise durch Mecklenburg-Vorpommern: In einem in der Kirche ausliegenden Heftchen lese ich, welchen Repressionen Gemeindemitglieder zur Zeit des SED-Regimes in der DDR ausgesetzt waren. Zeitweise Verbot des Glockenläutens, Verbot von Krankenbesuchen des Pfarrers im Städtischen Krankenhaus, Nahelegung des Kirchenaustritts unter Androhung der Kündigung der Arbeitsstelle. Und dennoch, oder gerade deshalb, hielten die Christen dort zusammen. Vielleicht sogar mehr als im Westen, wo man unhinterfragt Christ sein kann. Der Kirchenbesuch etwa ist in Ostdeutschland unter den Christen ungleich höher als im Westen.

Ich weiß es sehr zu schätzen, was für ein Geschenk es ist, in einem Land aufzuwachsen, in dem religiöse Bekenntnisfreiheit herrscht und die Ausübung der Religion gesetzlich geschützt ist. Insofern wünsche ich mir natürlich keine Repressionen wie einst in der DDR herbei, nur damit das Bekenntnis zum Glauben gestärkt wird. Aber ein wenig mehr Anfragen an unseren Glauben, das schadet uns Christen nicht, denke ich. Denn ein Glaube inmitten einer weitgehend säkularisierten Umwelt sieht sich immer wieder inneren und äußeren Fragen ausgesetzt. Er kommt gar nicht umhin reflektiert und hinterfragt zu werden. Und daher meine ich: Glaube bleibt vital, wenn er hin und wieder angefragt wird. Schon der Verfasser des 1. Petrusbriefes fordert seine Adressaten auf: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ (1 Petr. 3,15)

Einen unhinterfragt guten und erfüllten Tag wünscht Ihnen Jan – Hendrik Stens aus Köln.

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