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Sonntagskirche | 18.09.2016 | 08:55 Uhr
Ein Stück vom Himmel
Guten Morgen.
Einen Sommer lang haben wir im Kindergottesdienst-Team Fotos gemacht. Fotos vom Himmel. Fotos vom himmlischen Blau und Fotos vom himmlischen Lila bis hin zum himmlischen Grau. Wir haben alles geknipst: die Wölkchen und die Wolkenberge, die Schäfchen und die Herzchen aus Wolken. Wir haben fotografiert, wo auch immer wir waren.
Fotos vom Himmel über der Stadt haben wir gemacht und Fotos vom Himmel auf dem Land. Fotos vom Himmel an der Küste und vom Himmel über den Bergen.
Es hat gut getan, auf den Himmel zu achten. Himmlische Wahrnehmung sozusagen. Ich hab ganz oft einfach geguckt: Wie sieht der Himmel gerade aus? Lohnt sich ein Foto?
Und dafür hab ich hoch geschaut. Mich kurz rausgelöst aus meinen Gedanken und Tätigkeiten. Mich bewegt. Oder anders gesagt: Der Himmel hat mich bewegt.
In den Himmel gucken ist kein bisschen langweilig. Der Himmel eröffnet mir immer eine neue Perspektive. Er erinnert mich: Du bist ein Teil eines großen Ganzen. Du bist nicht allein – um dich herum existiert ein Universum, dessen Ausmaße unbegreiflich und unerklärbar sind.
Der Himmel ist für mich ein wahres Wunder:
Denn der Himmel ist immer da. Verlässlich und treu. Egal, wo auf der Welt ich mich gerade befinde. Egal, wie es mir gerade geht oder ob sich alles dreht. Der Himmel ist da.
Er verspricht mir Ewigkeit, Unendlichkeit. Freiheit und Weite in allen Farben und Nuancen.
Einen Sommer lang hab ich abends die Himmelsbilder auf meinem Computer gespeichert und dann per Email verschickt. Vorher habe ich sie nochmal angeschaut und überlegt: Welches davon ist heute das schönste Himmelsbild? Und dabei bin ich ganz zufrieden gewesen. Es war ein gutes Gefühl, den Himmel des Tages nochmal anzuschauen.
Und ich bekam ganz viele Mails zurück. Fast jeden Tag schickte mir jemand sein Himmelsbild des Tages. Das waren meine Lieblingsmails: Ein Stück vom Himmel.
Einen Sommer lang war der Himmel nah.
„Weißt du, wo der Himmel ist, außen oder innen, eine Handbreit rechts und links, du bist mitten drinnen.“ So heißt es in einem Kirchenlied für Kinder.
Der Himmel, das Firmament, das wir sehen können, entfacht eine Sehnsucht in mir. Was ist hinter dem Sichtbaren? Seit Urzeiten fragen sich Menschen, was wohl hinter dem Firmament sein könnte. Als Christin glaube ich: Im Himmel – da ist das Reich Gottes. Himmel ist Frieden und Liebe und Ewigkeit, Erlösung von allem, was schmerzhaft und schwierig ist. Der Himmel ist mehr als das, was wir sehen und erahnen können. Er ist die Hoffnung auf Zukunft und Zufriedenheit heute. Der Himmel ist fern und nah.
Der Himmel ist in uns, wenn wir verzeihen und lieben. Wenn wir lachen und weinen.
„Weißt du, wo der Himmel ist, außen oder innen, eine Handbreit rechts und links, du bist mitten drinnen.“
Einen ganzen Sommer lang haben wir im Kindergottesdienst-Team Himmelsbilder gesammelt.
Im Gottesdienst mit den Zwei- bis Fünfjährigen haben wir sie in einem himmelblauen Samtsäckchen herumgegeben und die Kinder haben sie in der Mitte zu einem großen Himmelsbild zusammengelegt. Was da alles drauf zu entdecken war! Am Ende konnte sich jedes Kind sein „Stück vom Himmel“ mit nach Hause nehmen.
Jede und jeder trägt ein Stück vom Himmel in sich.
Als ein Kind Gottes.
Einen himmlischen Sonntag wünscht Ihnen Miriam Haseleu, Pfarrerin in Köln.