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Kirche in WDR 4 | 03.10.2016 | 08:55 Uhr

Tag der deutschen Einheit

Ich weiß es noch wie heute: Damals, vor der Wende, Berliner Bahnhof Friedrichstraße in Ostberlin. Ich hatte Verwandte besucht und fuhr wieder in den Westen. Immer wieder das gleiche Procedere:

Kommen Sie! Reisepass!

Eine 60 cm breite Tür öffnet sich durch einen Türdrücker. Schnell fliegt sie wieder ins Schloss. Gegenüber wieder eine Tür. Drinnen ist es eng und stickig. Ich fühle, wie Beklemmungen in mir aufsteigen. Ein Offizier der Grenztruppen kontrolliert die Papiere. Ich höre ihn nur kann ihn aber nicht sehen, denn er ist hinter einer Scheibe, die zu meiner Seite verspiegelt ist. Nur er kann mich sehen. Schließlich wird der Türdrücker der anderen Tür grußlos bedient. Ich darf passieren, zurück in den freien Westen, d.h. in die S-Bahn nach Westberlin.

Guten Morgen!

„Tränenpalast“, so wurde das Gebäude für die Grenzabfertigung zur Ausreise aus dem Osten genannt, weil dort Menschen oft tränenreich Abschied voneinander nehmen mussten und getrennt wurden durch die „Mauer“. Die Abfertigung zwischen den beiden Türen – bürokratisch, kalt, menschenverachtend. Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke. Es ging unmenschlich zu.

Türen, wenn sie verschlossen sind, trennen. Und nicht jede Tür lässt sich öffnen. Anders dagegen ist die Erfahrung, wenn Türen wie eine Einladung geöffnet werden. So empfinde ich jedenfalls das Wort Jesu, der sich selbst einmal als die Tür bezeichnet (Joh 10,10): „Ich bin die Tür, wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden, er wird ein- und ausgehen und Weide finden.“

Glaube bedeutet für mich Freiheit und nicht Enge. Glaube bedeutet für mich ein grundsätzliches „Ja“ zum Leben, das mir eine ganz neue Perspektive eröffnen kann, zum eigenen Leben und dem meiner Mitmenschen.

Genau diese Weite, die offene Perspektive, brauche ich in meinem Leben. Die Hoffnung auf die Zusage Jesu: Ich bin die Tür.

Diese Tür, von der Jesus spricht, ist kein großes glänzendes Portal, das sofort ins Auge fällt, sondern von dieser Tür spricht Jesus als eine Tür zu einem Schafstall. Ich stelle sie mir klein und unscheinbar vor, so dass ich sie unter Umständen suchen muss, mich eventuell bücken muss, um hindurchzugehen.

Aber genau diese Geste ist es, die Jesus ja selbst im Leben umgesetzt hat: Er macht sich klein und ist im Kleinen zu finden, im Unscheinbaren, im Unaufdringlichen. Das lässt mich wieder an die friedliche Revolution in der ehemaligen DDR denken. Die Revolution fing Anfang der 80er Jahre ebenfalls klein an mit Friedensgebetskreisen. Sie ging aus von Menschen, die die geschlossenen Türen ihres Landes nicht mehr akzeptieren wollten. Am Ende führte sie zum Fall der Mauer und zur deutschen Wiedervereinigung. Daran hatte bis weit in das Jahr 1989 kaum jemand mehr geglaubt. Aber für mich hat sich da etwas bewahrheitet von Jesu Wort von der Tür: Durch sie zu gehen heißt doch, den Weg zum anderen zu suchen und zu gehen, im Vertrauen, dass Jesus nicht nur mitgeht, sondern schon im anderen gegenwärtig ist. Jesus, die Tür zu meinem Gegenüber, die Tür, durch die ich gehen kann, ich muss es nur wollen.

Die friedliche Revolution in der ehemaligen DDR ging aus von Menschen, die die geschlossenen Türen ihres Landes nicht mehr akzeptieren wollten. Sie führte dazu, dass wir heute zum sechsundzwanzigsten Mal die Einheit unseres Landes feiern können. Es ist nicht selbstverständlich, dass sich friedlich Türen öffneten, die endgültig verschlossen schienen. Aber das das möglich wurde, dafür bin ich heute dankbar.

Einen guten Tag der Deutschen Einheit wünscht Ihnen Meike Wagener-Esser aus Duisburg.

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