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Kirche in WDR 4 | 15.05.2017 | 08:55 Uhr

Reden über Religion

Es ist verrückt: Ein Talk über Kirchenfinanzen wäre mir lieber als dieser Termin. Dabei soll ich nur über „Religion und Kirche“ sprechen. Sollte ja kein Problem sein, als Priester, als Generalvikar eines Bistums. Aber es die Oberstufe des Gymnasiums in Essen-Stoppenberg, vor der ich sprechen soll. Ganz geheuer ist mir das nicht. Ich kann mir schon denken, was da kommt. Langweilige Gesichter, Desinteresse. Aber was ich dann erlebe, verschlägt mir die Sprache. Ich brauche sie nämlich kaum. Die Jugendlichen reden selbst. Zuerst jede Menge Kritik: Langweilige Gottesdienste, schwierige Geistliche, Zölibat, Kirchen-Skandale.

Dann wird es richtig spannend – auf einmal geht es um etwas: Den Aufschlag macht die Schülerin, die sagt, anderes sei im Moment wichtiger in ihrem Leben als Religion. „Natürlich habe ich diese Fragen – aber da will ich jetzt nicht dran.“

Plötzlich melden sich die, für die die Fragen längst „dran“ sind: Zwei Todesfälle hat einer zuletzt mitbekommen. „Da fragt man sich schon, ob es einen Gott gibt und was nach dem Tod so kommt“, sagt er. Seine Kollegen nicken. Jetzt reden wir offen: Wie ist das mit dem Bösen, mit den Ungerechtigkeiten, mit den Katastrophen? Platte Antworten will niemand hören. Im Gegenteil: Einige haben mit Kirche abgeschlossen, weil ihnen das Gerede vom „lieben Gott“ während der Kommunion- und Firmvorbereitung auf den Wecker ging. „Das stimmt doch einfach nicht!“, sagt einer. „Gott ist doch nicht nur lieb!“

„Ja“, sage ich. „Die Bibel bestreitet das auch nicht. Gott ist widersprüchlich – wie das Leben.“ Ich erzähle von meinem Glauben, der auch nicht auf alles eine Antwort hat. „Das Leben ist schwierig“, sage ich, „aber mit meinem Gott komme ich durch.“ Zugegeben, sehr einfach formuliert, aber das liegt mir grad auf der Seele. Und ich erzähle, warum mir Jesus so wichtig ist mit seiner Botschaft von Liebe und Solidarität. Wie soll denn das Leben auf dieser Erde gelingen, wenn es niemanden gibt, der für Liebe und gegenseitige Verantwortung einsteht?

Keine Ahnung, was die Jugendlichen damit anfangen können. Aber am Ende gibt es ein Riesenkompliment: „Das muss die Kirche öfter machen“, sagt mir eine Schülerin, „mit uns über Religion reden!“ Ja, denke ich. Und bin froh, in die Runde gegangen zu sein. Religion ist zu wichtig, um darüber zu schweigen. Sie steckt nämlich in allen Menschen „drin“ – und kann eine gewaltige Kraft entfalten, zum Guten, aber leider auch zum Bösen.

Nach dem Treffen frage ich mich, warum ich vorher Bedenken hatte. Vielleicht hatte ich mich von dem Vorurteil leiten lassen, dass Religion für junge Leute kein Thema ist. Ist es aber. Es ist ein Lebensthema. Auch für sie. Vielleicht nicht für alle. Aber das Suchen kennt kein Alter. Und die Menschen werden sich ihre Antworten suchen.

Deshalb haben ja auch religiöse Verführer immer wieder Konjunktur – von Sektengurus bis hin zu gefährlichen Islamisten. Wer verhindern will, dass junge Menschen von ihnen auf ungute Wege gelockt werden, der muss mit ihnen reden – über die großen Dinge des Lebens, über Religion und Glaube.

Und bitte: Überlassen Sie das nicht nur vermeintlichen Fachleuten wie mir und anderen von der Kirche. Auch nicht nur den Religionslehrerinnen- und lehrern. Die machen einen tollen Job. Aber am Ende geht es um die Antworten, die auf der Seele liegen. Und die sollte jeder Mensch geben können, der glaubt.

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