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Kirche in WDR 4 | 15.02.2014 | 08:55 Uhr

Wach

„Kann ich Sie mal sprechen?“ Seit Jahren kenne ich den Mann aus den Gottesdiensten. Freundlich, aufgeschlossen. Hier und da haben wir mal ein paar Worte gewechselt. Jetzt aber will er in Ruhe reden. Was ich von ihm erfahre, ist heftig. Er fährt viele Kilometer zu unserem Gottesdienst. Wo er Zuhause ist, da kann er nicht mehr zur Kirche gehen. Mit seiner Familie ist einiges schief gelaufen. Ganz offen packt er aus. Und ich verstehe ihn gut. Zuhause versteht ihn keiner. Da sehen die Menschen nur die Oberfläche, denken sich ihren Teil – und tratschen.

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

in den vielen Jahren, in denen ich als Seelsorger tätig bin, habe ich schon oft hinter die Fassaden von Menschen schauen dürfen. Unglaublich, welche Päckchen und Pakete manche Leute mit sich schleppen. Oft wissen nur wenige andere davon, manchmal auch niemand.

Was wissen wir schon voneinander? Von dem Mann, der sich mir mit seiner Geschichte offen zeigt, hatte ich ein relativ „harmloses“ Bild. Alles in Ordnung bei dem, dachte ich. Ein ausgeglichener, zufriedener Kerl. Von wegen: Eine tragische Lebensgeschichte. Konflikte, die furchtbar kompliziert sind – und nicht wirklich lösbar. Von außen ist das alles kaum zu verstehen – aber bei einem tieferen Einblick wird alles nachvollziehbar und verständlich. Wie bei jedem Menschen: Alles was wir tun, hat doch seine Gründe. Jeder von uns ist in ganz komplizierte und oft auch tragische Lebensgeschichten eingebunden.

Es macht mich zornig, wenn ich erlebe, wie leichtfertig manche Leute über andere urteilen. Das geschieht nicht nur in den Medien. Ich bin ehrlich: Auch ich bin schnell dabei, wenn über andere geredet wird, die irgendwie auffällig sind. Und ich erschrecke, wenn ich wieder einmal gar nicht mitbekommen habe, wie es einem anderen wirklich geht.

Eines der sieben Leitworte im Zukunftsbild der katholischen Kirche im Bistum Essen lautet „wach“: Christen sollen einen „wachen Blick für die Wirklichkeiten“ haben; und „aufmerksam“ sein „für alle Menschen, die mit uns leben“, so heißt es da.

„Wach“ – das bedeutet: Nicht dem ersten Blick trauen; nicht an der Oberfläche bleiben; nicht voreilig einschätzen und urteilen! Sondern aufmerksam hinhören; hinschauen – und versuchen, zu verstehen. Danach zeigt sich dann, was zu tun ist, was die Menschen wirklich brauchen und was für sie passt.

Gott legt in diese Welt eine Spur seiner Gegenwart hinein, heißt es im Text des Zukunftsbildes. Christsein bedeutet deshalb, „in der Welt zu sein, neugierig zu leben, Spuren zu lesen.“ In jedem Menschen kommt mir Gott entgegen – mal als liebende Zuwendung, mal als herausfordernde Provokation und – vielleicht häufiger als ich ahne – als Hilferuf. Deshalb ist es so wichtig, wach und aufmerksam zu sein für die Welt um mich herum, für die Menschen und ihre Geschichten, für das, was in unserer Gesellschaft passiert. Christen leben nicht für sich allein hinter Kirchenmauern, sondern im wachen und aufmerksamen Kontakt mit der Welt, in der sie leben.

Gehen Sie heute wach in den Tag. Liebe Hörerinnen und Hörer achten Sie auf die Menschen, die mit Ihnen leben. Bleiben Sie zurückhaltend im Urteilen; aber großzügig im Vertrauen. Das bereichert unser aller Leben. Ein schönes Wochenende und einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen

Generalvikar Klaus Pfeffer aus Essen.

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