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„Ernte“

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katholisch

Sonntagskirche | 16.07.2017 | 08:55 Uhr

„Ernte“

Guten Morgen.

Manchmal ist es hier in Jüchen in diesen Tagen nachts etwas lauter als sonst. Traktoren, teils mit zwei großen Anhängern kommen von den Feldern aus der Umgebung und liefern rund um die Uhr tonnenweise das frisch geerntete Getreide in das Silo der Genossenschaft am Bahnhof. Gottseidank – gerne lasse ich mich davon hin und wieder wecken und schlafe dann wieder ein in der Gewissheit: Es hat geklappt, wieder ein Stück Ernte eingefahren, wieder viele Brote gewonnen, wir brauchen nicht zu verhungern. Unsere Landwirtschaft arbeitet offensichtlich erfolgreich – auch jenseits aller Klagen über Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit, Subventionen und Verluste.

Auf denkwürdige Weise verbindet sich der aktuelle Stress der Landwirte und ihrer Helferinnen und Helfer mit dem Bibeltext, der an diesem Sonntag im Mittelpunkt der katholischen Gottesdienste steht. Es ist die Geschichte vom Sämann, die Jesus als Beispiel erzählt. Und von Sämännern gibt es ganz unterschiedliche Ausgaben – erfolgreiche, weniger erfolgreiche und richtige Verlierer, die den guten Samen einfach so wegwerfen, ohne dass er irgendwie Frucht bringt. Die Stille des Sonntagmorgens motiviert mich, in diesem Sinne über die letzten Tage nachzudenken. Über das, was ich da „ausgesät“ habe. Vielleicht geht Ihnen das ja auch mal so. Da fällt der Blick auf die Erfolge: „Das hat richtig gefruchtet...“ sagen wir, wenn uns etwas gelungen ist. Wenn wir Arbeitskraft oder Worte investiert haben und sich das Ergebnis sehen lassen kann – wir also eine gute Ernte einfahren konnten. Ein erfolgreicher Geschäftsabschluss, ein aufbauendes Gespräch, eine konkrete Hilfestellung, die andere Menschen, letztlich auch uns selbst, weitergebracht hat.

Und dann kommen die schwierigen Situationen in den Blick. Ich habe investiert, viele Worte bemüht, zunächst schien es auch zu fruchten – doch dann, wie in der Geschichte, die Jesus erzählt, kommen andere Mächte zum Zuge, Dornen, die wachsen. Und schließlich erstickt meine Saat. Nichts von Erfolg – alles scheint vergebens. Der Samen, den ich für gut hielt – verloren. Aus und vorbei. Andere waren stärker als ich selbst, meine Investitionen haben nicht ausgereicht, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Obwohl es auf der Hand lag, ganz eindeutig, war mein Gegenüber nicht zu überzeugen. – Da kommen dann schon einmal Selbstzweifel auf: Habe ich wirklich alles gegeben? War ich selbst vielleicht nicht gut genug?

Mein Blick fällt dabei wieder auf Jesus. Der hat solche Negativ-Erfahrungen auch zu Hauf gemacht. Immer und immer wieder hat er es versucht, seinen Jüngern und denen, die ihm zuhörten, die frohe Botschaft vom Reich Gottes erzählt. Jener Welt, in der menschliche Kategorien nicht mehr zählen, in der es kein „oben“ und kein „unten“ mehr gibt, keinen Hunger, keine Ungerechtigkeit, keinen Hass, keine Gewalt. Für ihn ist das so klar wie nur irgendwas. Doch für seine Zuhörerinnen und Zuhörer? – Fragen, Zweifel, oft der Lächerlichkeit preisgegeben, nur selten wirklich für voll genommen. Und, bevor die Botschaft vom Reich Gottes, von der Welt, in der menschliche Maßstäbe nichts mehr zählen, ganz vor die Wand fährt, investiert er ein Letztes: Bild-Geschichten. Wie eben die vom Bauern, der aufs Feld geht um zu säen. Ein Bild, das den Menschen damals sehr vertraut war. Und er drückt damit gleichzeitig auch seine Hoffnung aus: Vielleicht fruchtet es ja etwas. Vielleicht verstehen sie wenigstens dieses Bild vom Sämann.

Doch eines ist mir auch beim Nachdenken über diese Geschichte aufgegangen: All‘ das muss erst wachsen. Geduld ist angesagt, hoffen und für ein gutes Ergebnis arbeiten. So wie ein Landwirt es eben tut. Das hat vielleicht etwas von Glücksspiel. Aber – wenn es fruchtet, dann gleich vielfach. Und wenn nicht bei mir, dann vielleicht bei einem anderen. Auch nicht schlimm – an dessen Ergebnissen kann ich mich doch auch freuen. Ich denke, wichtig ist, dass es überhaupt etwas fruchtet – dass wir gemeinsam daran arbeiten, eine gute Ernte zu bekommen. Vielleicht nicht gerade tonnenweise, wie das Gespann, das gerade wieder durch Jüchen Richtung Genossenschaft gefahren ist. Aber immerhin.

Einen schönen Sonntag – und ein gutes Säen und Ernten für die kommende Woche wünscht Pfarrer Ulrich Clancett aus Jüchen.

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