Tag der Einfachheit

Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, wie viele Dinge ich besitze. Es müssen tau-sende sein. Vor 100 Jahren noch haben einem Durchschnittsdeutschen etwa 1.000 Sachen gehört. Bei mir könnten es zehn Mal so viele Teile sein. Aber ist das wirklich ein Fortschritt? Dass sich bei mir mehr Möbel, Geschirr, Anziehsachen, Werkzeug, Büromaterial und mehr Kinderspielzeug angesammelt haben, ist oft eine Belastung. Denn ich muss den ganzen Krempel kaufen, wegräumen, wiederfinden, in Ordnung halten und sauber machen. Wahrscheinlich würde ich mit deutlich weniger Kram auskommen.

Das hat auch der amerikanische Philosoph Henry David Thoreau gemeint, als er vor über 170 Jahren beschlossen hatte, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Er ist in eine selbst gebaute Blockhütte an einem See gezogen und hat dort zwei Jahre lang gelebt: spartanisch, aber glücklich. Thoreau hatte festgestellt, dass er nur sechs Wochen im Jahr arbeiten musste, um sich dieses Leben leisten zu können. So hatte er viel Zeit zum Schreiben, Lesen, Nachdenken und Genießen.

Zugegeben, ich hatte noch nie was von Henry David Thoreau gehört, bevor ich mich mit dem heutigen Datum beschäftigt habe. Der 12. Juli ist sein Geburtstag und wird in den Vereinigten Staaten als Tag der Einfachheit gefeiert. Denn Thoreau hat nicht nur vom einfachen Leben in der Natur geträumt, er hat das auch ausprobiert. Er hat sich vom Ballast befreit und die freie Zeit genossen.

Ich finde, das ist eine gute Idee. In den Sommerferien kann ich das im Kleinen aus-probieren. Denn im Urlaub komme ich mit sehr viel weniger Sachen aus als zu Hau-se. Ich muss nicht arbeiten und kann mich den wirklich wichtigen Dingen widmen. Eigentlich sind es gar keine Dinge, mit denen ich meine Zeit verbringen möchte. Es sind Menschen. Allen voran mein Mann und unsere Kinder.

Am Wochenende beginnen die Sommerferien. Allen, die dann Urlaub haben, wün-sche ich schon jetzt Tage der Einfachheit, mit wenig Stress. Das Leben kann so schon sein, wenn Sie es einfach lassen.