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Kirche in WDR 4 | 05.09.2017 | 08:55 Uhr
Kinder wollen
„Wollt ihr denn keine Kinder?“
Wenn meine Freundin diese Frage hört, ist der Tag gelaufen. Sie und ihr Mann versuchen seit Jahren Kinder zu bekommen. Alle Wege, alle Methoden helfen nicht und jeden Monat die Ernüchterung: wieder nicht schwanger.
Wenn sie Schwangere sieht, geht sie weg - weil sie weinen muss und das den andern nicht zumuten will. Die freuen sich ja schließlich.
„Ihr habt ja keine Kinder, ihr könnt das nicht verstehen!“ - das ist der zweite Totschlagsatz, den sie oft hört.
Ich habe auch noch keine Kinder und höre manchmal diesen Satz. Und ja, da ist auch sicher was dran, denn wir Kinderlosen haben von vielem keine Ahnung, nicht vom Schlafdefizit und von den vollgepinkelten Laken, nicht vom peinlichen Schreien im Supermarkt, nicht vom Eltern Sein, das die Beziehung belastet.
Diese Probleme kennen wir nur von außen.
Aber viele Eltern kennen umgekehrt auch nicht die Situation von Kinderlosen wie meiner Freundin: das verzweifelte Hoffen, dass es dieses Mal klappt. Die schmerzhafte Sehnsucht, irgendwann ein Baby im Arm zu halten, das keine anderen Eltern hat. Das Unfähig-Fühlen, etwas Existenzielles zu schaffen: Nämlich ein neues Leben zur Welt zu bringen, das man doch absolut bereit ist zu lieben und zu versorgen.
Mein Mann und ich haben auch noch keine Kinder und freuen uns darauf, einmal Eltern zu werden. Bei unserer Hochzeit haben wir versprochen: wir nehmen die Kinder an, die Gott uns schenkt. Auf dieses Geschenk warten oder verzichten zu müssen, verdient den größten Respekt.
