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Kirche in WDR 4 | 19.09.2017 | 08:55 Uhr
Kinesiotapes
Während sie mir den Rücken beklebt, fragt die Orthopädie-Frau, wo sie die Tapes überall hin kleben soll.
„Hier vielleicht auch noch?“
Und ich denke: „Wenn du die Tapes überall hin kleben kannst, was bringen sie denn dann für den tatsächlichen Schmerz?“
Am Ende ist mein Rücken über und über mit pinken Tapes voll geklebt, damit Rückenschmerzen, von denen ich vorher gar nicht wusste, wirklich endlich weggehen.
In den folgenden Tagen laufe ich stolz herum: jeder kann sehen, dass ich beim Arzt war und das ist doch eine Geschichte wert, denke ich. Aber keiner fragt.
Kinesio-Tapes hat ja fast jeder.
Bei jeder Bewegung erinnern sie mich daran, dass sie da sind. Ob ich mich dadurch bewusster bewege? Ob sie wirklich helfen?
Schwer zu sagen.
Was mir aber sofort einfällt: diese Tapes sind wie mein tägliches Gebet.
Ich denke, das müsste mir doch jeder ansehen, dass ich bete. Irgendwie bin ich der Meinung, dass Beten eine bestimmte Ausstrahlung bringt. Nein, kein Heiligenschein – aber irgendwas… Zufriedenes.
In der Realität stelle ich fest: Die meisten sind überrascht, wenn ich etwas vom Stundengebet erzähle. Oder von dem Psalm, der heute besonders gut passt.
Ich finde, Beten und Kinesiotapes haben noch etwas gemeinsam:
Man muss dran glauben, dass es hilft. Und das tue ich.
Ich glaube, dass mich Beten stärkt. Und dass die Wirkung wie bei den Tapes nicht sofort zu erkennen ist.
Nur das mit der Sichtbarkeit ist bei mir anders:
Gebete sind unauffälliger als Kinesiotapes. Sie kleben nicht pink auf meinem Rücken, sodass jeder sieht, dass ich voll gläubig bin.
Vielleicht auch gut so…
