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Kirche in WDR 4 | 08.11.2017 | 08:55 Uhr
Wahrheit oder Fake news? Vom gerechten Urteilen
O-Ton 1 Sandra Da Vina: Mit der Wahrheit ist das so eine Sache. Und mit „so eine Sache“ meine ich: Es ist schwierig.
Autorin: Sandra Da Vina ist Slam-Poetin. Und Literaturwissenschaftlerin. Texte sind ihre Leidenschaft. Die Bibel findet sie spannend. Vor allem eher unbekannte Bibel-Geschichten. Von so einer hat sie sich zu ihrem Poetry-Slam zum Thema Wahrheit und Lüge inspirieren lassen.
O-Ton 2 Sandra Da Vina: Viele Lügen beginnen im Kleinen. Sie sind manchmal ganz höflich, gut gemeint, aus Verlegenheit gesprochen. Ein schnelles „Mir geht es gut“, wenn es einem schlecht geht. Ein „Das wäre aber nicht nötig gewesen“ für etwas, das sehr nötig war. Oder ein „Ja, das Essen war wirklich sehr lecker“, wenn der Geschmack des fettigen Schnitzels noch unangenehm auf der Zunge liegt.
Es liegt wenig Wahrheit in der Luft. Lügen ist oft bequem für einen. Das ist nicht schlimm, solange es keinem weh tut.
Sprecher: 34 Und die beiden Ältesten traten auf mitten unter dem Volk und legten die Hände auf ihr Haupt. 35 Sie aber weinte und hob die Augen auf zum Himmel; denn ihr Herz vertraute auf den Herrn. 36 Und die Ältesten … sagten: Als wir beide allein im Garten umhergingen, kam sie hinein mit zwei Mägden und schloss die Türen zu und schickte die Mägde fort. 37 Da kam ein junger Mann zu ihr, … und legte sich zu ihr….
Das bezeugen wir. [41] Und die Versammlung glaubte den beiden als Ältesten und Richtern im Volk, und man verurteilte Susanna zum Tode.
(aus: Stücke zum Buch Daniel Kapitel 1 Susanna und Daniel, die Verse 34ff, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart: Lutherbibel, revidiert 2017, 2016.)
O-Ton 3 Sandra Da Vina:
Lügen sind aber dann gefährlich, wenn sie jemandem schaden. Wenn sie laut werden, weil sie im Chor erklingen. Wenn da niemand ist, der sie hinterfragt. Wenn sie Unschuldige treffen.
Ich denke da ans Internet, an die wirren Kommentarspalten,
in denen böse Stimmen ihr Geschriebenes für wahr halten,
ich denke an wilde Gerüchte, an ungezähmten Hass,
wo Hysterie laut wird in einem beschämenden Maß,
„Der hat so ein teures Handy und ne schicke Hose“,
„Die sind alle kriminell, und ihr Mundwerk ist lose.“
„Die Gefahr ist groß da draußen vor meinem Haus.“
„Ich lass das Internet an, aber ich geh nicht mehr raus.“
Es ist nicht einfach, hier den Überblick zu wahren,
wo es Verstand und Mut braucht, um den trüben Blick zu klaren.
scheint es manchmal als wäre die Wahrheit längst ausgestorben,
und ja, diese Einsicht bereitet mir zurzeit große Sorgen.
Ich hab den Glauben an Gerechtigkeit noch nicht verloren,
ich bekämpfe die Lügerei, bin wie Harry Potters Auroren,
gegen die dunklen Mächte und all die Fake-News-Autoren.
Sprecher: 42 Susanna aber schrie mit lauter Stimme: Ewiger Gott, der du alle Heimlichkeiten kennst …43 du weißt, dass sie falsches Zeugnis gegen mich vorgebracht haben. ,,,44 Und der Herr erhörte ihr Rufen.
(aus: Stücke zum Buch Daniel Kapitel 1 Susanna und Daniel, die Verse 42ff, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart: Lutherbibel, revidiert 2017, 2016.)
O-Ton 4 Sandra Da Vina:
Es braucht Verstand und Weitsicht,
in einer Welt, die sich mancherorts von Wahrheiten freispricht.
Muss endlich jemand die richtigen Fragen stellen,
sein Urteil unter der Prämisse des Wahren fällen,
sag nicht nur deine Meinung, nenn auch deine Quellen,
so dass Gerüchte nicht mehr zu Tatsachen schwellen.
Denn es braucht Fakten, …
Es gilt wachsam zu bleiben, achtsam zu schreiben,
um sich wirksam zu zeigen – gegen das Unrecht.
Denn das mit der Wahrheit ist so eine Sache. Und mit „so eine Sache“ meine ich, dass wir sie verteidigen müssen. Dass wir Dinge hinterfragen und richtigstellen.
Autorin: In der Bibelgeschichte über Susanna hat sich das einer getraut. Daniel. Ein junger Mann. Er überführte die beiden Ältesten, die gelogen hatten. Deshalb:
O-Ton 5 Sandra Da Vina: … lasst uns um die großen Lügen kümmern, denn das ist – ganz ungelogen – die wichtigste Aufgabe.
Zur Künstlerin:
http://www.sandradavina.de/
Der ganze Bibeltext:
https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lutherbibel-2017/bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/48/10001/19999/
Copyright: Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart: Lutherbibel, revidiert 2017, 2016.
Sie hören Stücke zum Buch Daniel „Susanna und Daniel“, Kapitel 1. Ab Vers 41 gelegen von Sandra Da Vina:
Sprecher: 11 Es wohnte ein Mann in Babylon mit Namen Jojakim;
2 der hatte eine Frau, die hieß Susanna, eine Tochter Hilkijas; die war sehr schön und fürchtete den Herrn.
3 Denn sie hatte fromme Eltern, die ihre Tochter nach dem Gesetz des Mose unterwiesen hatten.
4 Und Jojakim war sehr reich und hatte einen schönen Garten an seinem Hause. Und die Juden kamen stets bei ihm zusammen, weil er der Angesehenste von allen war.
5 Es wurden aber im selben Jahr zwei Älteste aus dem Volk als Richter bestellt; das waren solche Leute, von denen der Herr gesagt hatte: Unrecht ging aus von Babylon von den Ältesten und Richtern, die das Volk zu leiten schienen.
6 Die kamen täglich in Jojakims Haus; und wer eine Streitsache hatte, musste dorthin vor sie kommen.
7 Und wenn das Volk mittags weggegangen war, kam Susanna, um sich im Garten ihres Mannes zu ergehen.
8 Und als die beiden Ältesten sie täglich dorthin kommen und umhergehen sahen, entbrannten sie in Begierde nach ihr
9 und wurden darüber zu Narren und warfen die Augen so sehr auf sie, dass sie nicht mehr zum Himmel aufsehen konnten und nicht mehr an gerechte Urteile dachten.
10 Sie waren beide zugleich für sie entbrannt, verrieten jedoch einander ihre Leidenschaft nicht
11 und schämten sich, einander ihre Begierde zu verraten; denn jeder hätte sich gern zu ihr gelegt.
12 Und sie warteten täglich gespannt auf sie, um sie nur sehen zu können.
13 Es sprach aber einer zum andern: Komm, lass uns heimgehen! Denn es ist nun Essenszeit. Und sie gingen hinaus und trennten sich.
14 Danach kehrte jeder wieder um und sie kamen an derselben Stelle wieder zusammen. Als nun einer den andern nach dem Grund fragte, bekannten sie beide ihre Begierde. Danach kamen sie miteinander überein, darauf zu warten, wann sie die Frau allein finden könnten.
15 Und als sie auf einen günstigen Tag lauerten, kam Susanna wie an den Tagen davor nur mit zwei Mägden in den Garten und wollte baden; denn es war sehr heiß.
16 Und es war dort keiner außer den beiden Ältesten, die sich heimlich versteckt hatten und auf sie lauerten.
17 Und sie sagte zu ihren Mägden: Holt mir Öl und Salben und schließt die Türen des Gartens zu, damit ich baden kann!
18 Und die Mägde taten, wie sie befohlen hatte, und schlossen die Türen zu und gingen zur hinteren Tür hinaus, um ihr zu bringen, was sie haben wollte; aber sie sahen die Ältesten nicht, denn die hatten sich versteckt.
19 Als nun die Mägde hinausgegangen waren, kamen die beiden Ältesten hervor, liefen zu ihr
20 und sagten: Siehe, die Türen sind verschlossen, niemand sieht uns, und wir begehren dich; darum lege dich zu uns und sei uns zu Willen!
21 Willst du aber nicht, so werden wir dich beschuldigen, dass ein junger Mann bei dir war und dass du deine Mägde deshalb hinausgeschickt hast.
22 Da seufzte Susanna und sagte: In wie großer Bedrängnis bin ich! Denn wenn ich das tue, so bin ich des Todes; tu ich's aber nicht, so komme ich nicht aus euren Händen.
23 Doch ich will lieber unschuldig in eure Hände fallen, als gegen den Herrn zu sündigen.
24 Und Susanna fing an, laut zu schreien; aber die Ältesten schrien gegen sie an.
25 Und der eine lief hin zu den Türen des Gartens und öffnete sie.
26 Als nun die Leute im Haus das Geschrei im Garten hörten, liefen sie durch die hintere Tür herbei, um zu sehen, was ihr widerfahren wäre.
27 Und als die Ältesten gegen sie aussagten, schämten sich die Diener ihretwegen sehr; denn so etwas war bisher nie über Susanna gesagt worden.
28 Und am andern Tag, als das Volk im Hause Jojakims, ihres Mannes, zusammenkam, da kamen auch die beiden Ältesten in der schändlichen Absicht, Susanna dem Tod zu überliefern; [29] und sie sagten vor allem Volk:
29 Schickt nach Susanna, der Tochter Hilkijas, Jojakims Frau! Da schickten sie hin.
30 Und sie kam mit ihren Eltern und Kindern und ihrer ganzen Verwandtschaft.
31 Susanna aber war sehr schön von Gestalt und Angesicht;
32 darum befahlen die Übeltäter, ihr den Schleier abzunehmen, mit dem sie verhüllt war, um sich an ihrer Schönheit zu ergötzen.
33 Und alle, die bei ihr standen und sie sahen, weinten um sie.
34 Und die beiden Ältesten traten auf mitten unter dem Volk und legten die Hände auf ihr Haupt.
35 Sie aber weinte und hob die Augen auf zum Himmel; denn ihr Herz vertraute auf den Herrn.
36 Und die Ältesten fingen an und sagten: Als wir beide allein im Garten umhergingen, kam sie hinein mit zwei Mägden und schloss die Türen zu und schickte die Mägde fort.
37 Da kam ein junger Mann zu ihr, der sich versteckt hatte, und legte sich zu ihr.
38 Wir aber waren in einem Winkel des Gartens, und als wir diese Schande sahen, liefen wir eilends hinzu.
39 Und wir fanden sie beieinander, [39] aber den jungen Mann konnten wir nicht überwältigen; denn er war uns zu stark und stieß die Tür auf und sprang davon.
40 Sie aber ergriffen wir und fragten, wer der junge Mann wäre.
41 Aber sie wollte es uns nicht sagen. Das bezeugen wir.
Sandra Da Vina:
[41] Und die Versammlung glaubte den beiden als Ältesten und Richtern im Volk, und man verurteilte Susanna zum Tode.
42 Susanna aber schrie mit lauter Stimme: Ewiger Gott, der du alle Heimlichkeiten kennst und alle Dinge zuvor weißt, ehe sie geschehen,
43 du weißt, dass sie falsches Zeugnis gegen mich vorgebracht haben. Und nun siehe, ich muss sterben, obwohl ich doch nicht begangen habe, was sie so bösartig gegen mich gelogen haben.
44 Und der Herr erhörte ihr Rufen.
45 Und als man sie zum Tode führte, erweckte Gott den heiligen Geist eines jungen Mannes, der hieß Daniel;
46 und er rief mit lauter Stimme: [46] Ich will unschuldig sein an ihrem Blut!
47 Und das ganze Volk wandte sich ihm zu und fragte ihn, was er mit solchen Worten meinte.
48 Er aber trat mitten unter sie und sprach: Seid ihr Männer von Israel solche Narren, dass ihr eine Tochter Israels verdammt, ehe ihr die Sache erforscht und Gewissheit erlangt habt?
49 Kehrt wieder um vors Gericht, denn diese haben falsches Zeugnis gegen sie geredet!
50 Und alles Volk kehrte eilends wieder um.
Und die Ältesten sagten zu Daniel: Setze dich her zu uns und berichte uns; denn dir hat Gott gegeben, was er sonst nur dem Alter gibt.
51 Und Daniel sagte zu ihnen: Stellt die beiden weit auseinander, so will ich jeden für sich verhören!
52 Als nun der eine vom andern getrennt war, rief er den einen und sagte zu ihm: In Bosheit bist du alt geworden, jetzt treffen dich deine Sünden, die du bisher begangen hast,
53 als du ungerechte Urteile gesprochen und die Unschuldigen verurteilt, aber die Schuldigen losgesprochen hast, obwohl doch der Herr geboten hat: Du sollst den Unschuldigen und Gerechten nicht töten.
54 Hast du nun diese Frau gesehen, so sag doch: Unter welchem Baum hast du die zwei beieinander gefunden? Er aber antwortete: Unter dem gespaltenen Baum.
55 Da sagte Daniel: Ganz recht! Mit deiner Lüge bringst du dich selbst um dein Leben. Denn schon hat der Engel Gottes von Gott dein Urteil empfangen und wird dich mittendurch spalten.
56 Und er ließ ihn wegbringen und den andern vor sich kommen und sagte zu ihm: Du Nachkomme Kanaans und nicht Judas, die Schönheit hat dich betört, und die Begierde hat dein Herz verkehrt.
57 So seid ihr mit den Töchtern Israels verfahren, und sie haben euch aus Furcht zu Willen sein müssen. Aber diese Tochter Judas hat nicht in euer Unrecht eingewilligt.
58 Nun sage mir: Unter welchem Baum hast du sie beieinander ertappt? Er aber antwortete: Bei dem gefällten Baum.
59 Da sagte Daniel: Ganz recht! Mit deiner Lüge bringst du dich selbst um dein Leben. Der Engel Gottes wartet schon mit seinem Schwert und wird dich fällen, um euch so beide zu vernichten.
60 Da fing die Versammlung an, mit lauter Stimme zu rufen, und sie priesen Gott, der denen hilft, die auf ihn hoffen und vertrauen.
61 Und sie erhoben sich gegen die beiden Ältesten, weil Daniel sie aus ihren eignen Worten überführt hatte, dass sie falsche Zeugen waren. [62] Und man tat mit ihnen, was sie ihrer Nächsten antun wollten;
62 man handelte nach dem Gesetz des Mose und tötete sie.
So wurde an diesem Tage unschuldiges Blut errettet.
63 Aber Hilkija und seine Frau lobten Gott um Susannas, ihrer Tochter, willen, mit Jojakim, ihrem Mann, und der ganzen Verwandtschaft, dass nichts Unehrenhaftes an ihr gefunden worden war.
64 Und Daniel wurde groß vor dem Volk von dem Tage an und blieb es auch weiterhin.