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Kirche in WDR 4 | 12.04.2018 | 08:55 Uhr
Die Tugenden - Hoffnung
Um die Tugenden ist es merkwürdig bestellt. Es sind Eigenschaften, die die Menschen auch mit viel Eigeninitiative aus sich heraus entwickeln könnten. Gerechtigkeit, Klugheit, Mäßigung, sind solche. Aber im Tugendkatalog fehlen noch drei. Man nennt sie die göttlichen Tugenden als da wären: Glaube, Liebe, Hoffnung.
Die klingen auch schon ziemlich schwergewichtig. Da wissen wir gleich, die spielen in einer anderen Liga, um es einmal in der Fußballersprache zu sagen.
Es sind Tugenden, die wir nicht aus uns heraus entwickeln können. Sie sind Geschenke und werden geschenkt. Glauben kann man nicht aus sich heraus: Er wird geschenkt. Hoffnung kann man nicht befehlen. Sie wird geschenkt. Liebe kann man nicht erzwingen. Sie wird geschenkt. Zu Recht sind dies göttliche Tugenden. Ein Geschenk Gottes an uns sind diese drei: Glaube, Liebe, Hoffnung.
Den Bibelkundigen unter Ihnen wird auch gleich der Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth einfallen. Denn der erwähnt dort diese drei Tugenden in einem mittlerweile berühmten Satz, der auch gerne heute noch zitiert wird. Besonders bei Trauungen oder ähnlichen Angelegenheiten. Es ist das Hohe Lied der Liebe mit jenem berühmten Satz: Nun bleiben Glaube, Liebe, Hoffnung, diese Drei. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen. Soweit der Apostel. (1 .Korinther 13,13)
Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei. Die Liebe lasse ich diesmal außen vor. Darüber wird sowieso schon zuviel geredet. Heute mache ich mir meine Gedanken über die Hoffnung und morgen über den Glauben.
Die Hoffnung also.
Wenn Sie es jetzt nicht weitererzählen und es unter uns bleibt, verrate ich Ihnen jetzt eine kleine Begebenheit aus meiner Jugend. Sie behalten es für sich? Gut.
Auf dem Gymnasium war ich kein guter Schüler, um es mal vorsichtig zu sagen. Mit 14, 15 hatte ich eine Menge Dinge im Kopf und die Schule war nicht darunter. Eines Tages entdeckte ich in meinem Lateinbuch einen Satz, der mich tief berührte. Ich schrieb ihn auf einen Karton und hing ihn in meinem Zimmer auf: „Dum spiro, spero!“ Solange ich atme, hoffe ich.
Die Schule liegt lange hinter mir, das Studium und viele, viele Berufsjahre. Ich bin durch manche tiefe Täler und Krisen gegangen und - dieser Spruch hat mich immer begleitet. Wie mich Gott immer begleitet hat. Wie oft habe ich zu ihm gerufen, manchmal gefleht: Was auch immer du tust und mit mir vorhast, was auch immer du mir nimmst: Die Hoffnung, bitte, lass mir. Lass mich, solange ich atme, nie die Hoffnung verlieren. Selbst wenn der Glaube bröckelt, die Liebe Schwindsucht kriegt, wenn die Erfolge sich verflüchtigen und ich nicht weiß, wie ich den nächsten Tag rumkriegen soll, die Hoffnung, lieber Gott, lass mir und halte sie in mir am Leben. Mit dieser Hoffnung im Herzen habe ich bisher mein Leben gemeistert.
Einen Tag voller Hoffnung wünscht Ihnen
Pfarrer Gerd Höft aus Düsseldorf.