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Kirche in WDR 4 | 16.04.2018 | 08:55 Uhr
Frieden und Gerechtigkeit
„Suche Frieden“ – das ist keine Vermisstenanzeige, sondern das Motto des diesjährigen Katholikentags in Münster. Noch vier Wochen, dann ist es soweit. „Suche Frieden.“ Das ist hochaktuell; ein wichtiges Thema, aber leider auch frustrierend. Ich meine: Frieden gibt es nicht ohne Gerechtigkeit. Deshalb spreche ich gerne vom gerechten Frieden. Ein Friede ohne Gerechtigkeit wäre nur aufgezwungen. Dann haben sich die Verlierer vor den Siegern verbeugt. Sie sind stumm geworden, haben aufgegeben. Das ist dann kein Friede, sondern blankes Unrecht. Kein Friede, sondern das Recht des Stärkeren.
Im achten Jahrhundert vor Christus hat der Prophet Amos gelebt. Er prangert die sozialen Missstände in Israel an: Die Reichen beuten die Armen aus. Sie häufen Getreide an, während andere hungern. Spekulation mit Lebensmitteln gab es schon zu biblischen Zeiten. Ebenso Mogelpackungen und Ausbeute von Arbeitskräften. Aus Menschen wird Besitz, Gottes Ebenbild wird zum Gegenstand; aus menschlichen Subjekten werden sachliche Objekte. Das Ganze hört sich so an:
Sprecher:
„Hört dieses Wort, die ihr die Schwachen verfolgt und die Armen im Land unter-drückt. Ihr sagt: Wann ist das Neumondfest vorbei? Wir wollen Getreide verkaufen. Und wann ist der Sabbat vorbei? Wir wollen den Kornspeicher öffnen, das Maß kleiner und den Preis größer machen und die Gewichte fälschen. Wir wollen mit Geld die Hilflosen kaufen, für ein paar Sandalen die Armen. Sogar den Abfall des Getrei-des machen wir zu Geld. Beim Stolz Jakobs hat der Herr geschworen: Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen.“ (Amos 8,4-7)
Gegen diese Ungerechtigkeit steht Amos auf: Gott will ganz konkrete Gerechtigkeit – sozial und fair. Ohne diese Gerechtigkeit will Gott auch die Gebete seines Volkes nicht mehr hören. An anderer Stelle lässt Amos Gott sagen:
Sprecher:
„Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie und kann eure Feiern nicht riechen. Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, ich habe kein Gefallen an euren Gaben und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen. Weg mit dem Lärm deiner Lieder! Dein Harfenspiel will ich nicht hören, sondern das Recht ströme wie Wasser, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“ (Amos 5,21-24)
Ohne Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden. Menschen spüren nur durch Menschlichkeit, dass sie auch von Gott geliebt sind. Der Dienst an den Armen und Schwachen ist Gottesdienst.
Ich möchte mitmischen und handeln. Meinen Lebensstil überprüfen: Damit der Friede eine Chance hat. Ob der Katholikentag da etwas bewirken kann? Ich werde dabei sein und mitmachen. Und darauf achten, dass er nicht bloß eine aufwändige und teure Quasselbude wird. Sondern etwas bewirkt.