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Kirche in WDR 4 | 20.11.2018 | 08:55 Uhr
Paradiesisch - Dein Reich
Kirche in WDR 3-5
Sendedatum: Dienstag, 20.11.2018
Autor: Pfarrer Eberhard Helling, Lübbecke
Titel: Paradiesisch - Dein Reich
Guten Morgen!
Das erste Mal: Eine Reise nach Indonesien, auf die Insel Sumatra. Mit einigen anderen aus meinem Kirchenkreis zu den Glaubensgeschwistern des evangelischen Kirchenkreises Sibulangit. Als ich aus dem klimatisierten Flughafen in Indonesien herauskomme, laufe ich gegen eine Wand aus feucht-heißer Luft. Und dann rein in diesen wilden Verkehr. Überholen geht von allen Seiten, die Leute fahren auf ihren Motorrädern mit der ganzen Familie: Vater sitzt am Lenker, Mutter dahinter, zwischen den Beinen des Vaters der Kleinste der Familie, und zwischen den Eltern auf dem Sitz noch ein oder zwei Kinder eingeklemmt. Mir wird schon vom Zuschauen schwindelig. Knapp zwei Stunden Fahrt noch, dann erreicht unsere Gruppe die Unterkunft im Bergland von Sumatra. Das Klima dort in den Bergen, am Rande des Regenwaldes ist viel angenehmer, nicht mehr so schwül–heiß. Das tut gut. Vor allem aber hat unsere Partnerkirche uns in ihrem Erholungszentrum untergebracht. Das „Retread Center Sukamakmur“ ist ein Areal, so groß wie ungefähr 50 Fußballfelder, auf dem ganz verschiedene Einrichtungen der Kirche untergebracht sind: ein Kinder- und ein Altenheim, eine kirchliche Bausparkasse für Kleinkredite, ein Museum zur Geschichte der jungen evangelischen Kirche auf Sumatra, eine Gärtnerei mit Gemüseanbau für den eigenen Bedarf und viele Gästehäuser. Dort können bis zu 1000 Gäste untergebracht und versorgt werden. Wenn noch Zelte für Jugendliche aufgebaut werden, dann sind es auch schon einmal 15.000 Leute, die sich dort zusammenfinden. Angst vor großen Zahlen haben unsere indonesischen Partner nicht!
Was mich vom ersten Augenblick an wirklich umhaut, ist die Schönheit der ganzen Anlage; die ist erst im Laufe von vielen Jahren so erblüht. Lange hatten unsere indonesischen Glaubensgeschwister mit dem vielen Wasser zu kämpfen, das während der Regenzeit hier niederfällt. Dann haben sie begonnen Entwässerungskanäle und Teiche anzulegen. Und nun ist dort eine paradiesisch–schöne Parklandschaft entstanden. Ich hab oft gedacht, wenn ich dort umher geschlendert bin: so könnte das Paradies ausgesehen haben. Wenn nicht…, ja, wenn nicht die Leute ihren Plastikmüll in den Fluss werfen würden, der durch das Gelände fließt. Es ist zum Heulen, wie sich auch dort der Plastikwahn unübersehbar breit gemacht hat.
Dabei ist dieses Gelände schon jetzt inmitten dieser lauten und unruhigen Umgebung ein Ort, an dem ich mich entspannen und erholen kann. Ein Ort, der mich ans Paradies denken lässt. Mir ist plötzlich klar, warum wir noch immer beten müssen: Vater unser, dein Reich komme. Weil wir trotz aller Bemühungen und guter Vorhaben immer wieder an die eigenen Grenzen stoßen: Wir Menschen vernichten unsere eigenen Lebensgrundlagen, sind oft zu gleichgültig, zu bequem, zu harmlos. Schauen zu, wie unsere Erde verbraucht und zerstört wird. Zum Glück gibt es aber immer wieder Menschen und Orte, die mich an die Schönheit erinnern, die Gott seiner Schöpfung eingestiftet hat. Nicht nur in Indonesien – überall. Das weckt in mir die Sehnsucht danach, diese Paradiese auf Erden zu erhalten.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie heute an einem paradiesischen Ort vorbeikommen, der von Gottes guten Absichten mit uns erzählt.
Ihr Eberhard Helling, Pfarrer aus Lübbecke.
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