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Kirche in WDR 4 | 12.12.2018 | 08:55 Uhr
Heimweh
Können sie sich daran erinnern, wann sie das erste Mal in ihrem Leben so richtig Heimweh hatten? Also, mein erstes Mal Heimweh war in den Sommerferien 1976, als ich für sage und schreibe eine Woche bei meinem Onkel Ernst im Münsterland „in Ferien war“.
Mein Onkel und meine Tante haben sich prächtig um mich gekümmert, es gab gutes Essen und wir haben wunderbare Ausflüge gemacht. Ich war gerade mal 100 km von zu Hause wech, wie man das bei uns in der Warburger Börde sagen würde und es fehlte mir im Grund an Nichts. Was war da los, mit mir? .....Ich hatte Heimweh.
Diese intensive Sehnsucht, nach meiner Familie, nach meinen Geschwistern und nach unserem Bauernhof, meinen Spielkameraden und nach Hohenwepel.
Hohenwepel ist das ist das Dorf in der Warburger Börde aus dem ich komme. 690 Einwohner. Sachlich betrachtet konnte eigentlich niemand ernsthaft Mitleid mit mir und meinem Heimweh haben.
„Dieser kleine unselbständige Junge soll sich mal zusammenreißen und sich nicht so anstellen!“… hätten die meisten Erwachsenen da gesagt und deshalb hab ich mein Heimweh auch einfach nur ausgehalten und nicht irgendwie rumgejammert.
In Heimweh steckt wie bei Kopfweh, das Wort weh. Als Synonyme zu Weh nennt der Duden auch Bedrückung, Bekümmertheit, Belastung, Elend, Jammer, Kreuz, Kummer, Last, Niedergeschlagenheit, Not, Plage, Qual und Sorge …und das hört sich alles gar nicht gut an!
Ich hatte dieses Heimweh nur weil ich für ein paar Tage nicht zu Hause sein konnte.
Heute nach 52 Lebensjahren passiert mir sowas zum Glück nicht mehr.
Aber ab und zu in all den Jahren erkenne ich das Gefühl von damals wieder.
Und zwar immer dann , wenn ich den Gott an den ich eigentlich glaube, für eine Zeit lang nicht finden kann oder in aller Betriebsamkeit schlichtweg vergesse.
Heimweh ist halt der tiefe Wunsch nach dem einen Ort, an dem ich verstanden werde, wo jemand ist der mich liebt, wo ich mich gut fühle und alles einen tieferen Sinn macht.
Ja, ich gestehe, ich habe manchmal Heimweh nach Gott. Und dafür schäme ich mich nicht. Denn zumindest weiß ich dann noch, wo ich zu Hause bin.