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Kirche in WDR 4 | 26.02.2019 | 08:55 Uhr

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Reifeprüfung

Guten Morgen,

„Reifeprüfung“ nannte man früher das Abitur. Und das ist auch heute noch so. Lernen, Noten – das ist nur das Eine. Die Zeit bis zum Abitur, sie ist auch eine Zeit des Fragens und der Unsicherheit. Was ist, wenn ich noch nicht weiß, was ich danach machen kann? Auch der Philosoph Karl Jaspers erinnert sich daran, wie es für ihn als Schüler war:

O-Ton oder Sprecher: „Einen Lebensentwurf im Ganzen, würde ich von mir wenigstens sagen, habe ich nie gehabt. Sondern ein eigentümlich dunkles Gefühl. (…) Du bist doch nicht umsonst in die Welt gekommen, du bist ja schrecklich dumm, was soll aus dir werden. Aber das ist ausgeschlossen, man ist nicht in der Welt, um nichts zu machen. (…) Die Aufgabe war damals das Abitur zu machen (…) Man macht nie einen Lebensentwurf, sondern man macht einen Plan für einen bestimmten Zweck.“ (1)

Autorin: Hin und wieder sitze ich am Frühstückstisch und mache mir Gedanken. Wie ist es gekommen, dass ich so bin wie ich bin, gerade so und nicht anders? Was wird die Zukunft bringen? Es gibt so vieles, was ich nicht in der Hand habe. Ich muss dann aufpassen, dass ich über all dem Nachdenken nicht zu spät zur Arbeit komme.

O-Ton: „Jeder Mensch ist dem Wesen des Menschen nach Philosoph (…) weil jeder Mensch irgendwo die Frage stellt: ‚Wozu bin ich da, was will ich, worauf kommt es an?‘ Oder weil jeder Mensch (…) es kennt, dass er nicht in einem gewöhnlichen Sinne schlechter Stimmung ist, sondern dass er auf eine Weise traurig ist oder verzweifelt ist oder angstvoll ist, weil es ihm bewusst wird, ja was ist das eigentlich, dass ich (…) da bin, was soll ich?“

Autorin: Das gilt ja eigentlich für junge und für ältere Menschen. Wenn ich mit älteren Menschen spreche, höre ich oft Fragen wie Karl Jaspers sie formuliert:

O-Ton: „Wenn man rückblickt, so kann es dem Menschen gehen, dass er sich wundert, wie merkwürdig es gegangen ist, als ob ein Plan da sei, den Plan hat er aber nicht gehabt. (…) Und man kann fast sagen, es ist das Geschick des Menschen, wie weit ihm, wenn er rückblickt, was geschehen ist und was er getan hat, sich ihm fügt als ob ein Sinn darin wäre.

Autorin: Für den Augenblick empfiehlt Karl Jaspers aber, sich zunächst einmal auf das Wichtigste zu konzentrieren: die nächstliegende Aufgabe anzugehen und das mit Vernunft. Für mich persönlich heißt das schlicht und einfach: Pünktlich losgehen.

[Das Nachdenken über den großen Plan bringt für Karl Jaspers aber noch eine zusätzliche Gefahr mit sich, Besserwisserei nämlich:

O-Ton: „Es ist das Kennzeichen des Fanatismus, dass man meint, die Geschichte zu kennen, das Zeitalter zu kennen und nunmehr zu wissen auch, wie es weitergehen muss (…) wenn ich mit ihm gehe, bin ich im Fortschritt, bin ich dabei, gehöre ich dazu, wenn ich dagegen bin, bin ich nichts wert, bin ich nichtig (…) Dieses Denken ist ein übermenschliches, es ist aber für einen Menschen ein nachweislich törichtes Denken, es ist unmöglich, diese Einsicht zu gewinnen.“

Autorin: ]Heute vor 50 Jahren, am 26. Februar 1969 ist Karl Jaspers gestorben, aber wenn ich ihm zuhöre, dann hilft er mir auch heute noch weiter. Hoffentlich auch denjenigen, die sich im Moment gerade auf die Abiturprüfungen vorbereiten.

(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und WDR 5)

Gerlinde Anders, Schulpfarrerin in Leverkusen.

(1) Jaspers, Karl, Wesen der Existenz, Gespräch 1960,

WDR-Archivnummer: 6122585101.1.01

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