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katholisch
Sonntagskirche | 10.03.2019 | 08:55 Uhr
1. Fastensonntag
Heute ist der erste Sonntag in der
Fastenzeit. Vielleicht haben auch Sie sich etwas vorgenommen für die nächsten
40 Tage? Ich persönlich verzichte auf Zucker, also auf Süßigkeiten, auf den
Zucker im Kaffee oder auch andere zuckerhaltige Lebensmittel. Mal schauen, wie
das klappt. Ja, ich gebe zu, damit möchte ich auch gerne das ein oder andere
Kilo wieder loswerden. Kein besonders frommes Motiv.
Aber ich habe einen Artikel gelesen, der mir
geholfen hat, meine Fastenzeit etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Beim
Fasten denke ich zuerst an Verzicht von irgendwelchen Dingen. Also Zucker z.B.,
oder Essen im Allgemeinen. Aber der Artikel hat mir zweimal den Blick aufs
Fasten geweitet. Zum einen setzt er mehr aufs Achtsam-Sein als aufs Verzichten.
Zum anderen geht es dabei nicht nur um Dinge, sondern auch um Gefühle,
Sinneseindrücke, Gedanken. Auch da mute ich mir ja, unachtsam, ne Menge zu im
Alltag.
Daher will ich mal bewusst Gefühle fasten.
Auf was könnte ich verzichten? Wut? Neid? Eifersucht? Vielleicht auch einfach
nur Neugier? Manche Gefühle fresse ich ja in mich hinein, wie Kalorienbomben und die
tun mir genauso wenig gut. Wut ist da ein gutes Beispiel. Ich kann mich echt
schnell aufregen und das Gefühl auch nur schwer wieder loslassen. Das belastet.
Mit dem einfachen Satz „Das hat er oder sie nicht mit Absicht gemacht“ komme
ich oft schon von meiner Wut runter. Der Drängler im Auto hinter mir hat
vielleicht einen familiären Notfall, die unfreundliche Kassiererin musste
vielleicht eine zusätzliche Schicht übernehmen, der Mann, der mich anrempelt,
war vielleicht wirklich tief in Gedanken und hat mich nicht gesehen.
Achtsam sein, auf Gefühle, das ist das eine
in der Fastenzeit. Und da ist noch was, was ich weniger zu mir nehmen will:
Informationen. Ja richtig, ich möchte mehr darauf achten, was ich lese, was ich
mir anhöre oder ansehe. Achte ich wirklich bewusst darauf was ich mir im
Fernsehen anschaue, oder lasse ich mich wahllos berieseln? Welche Musik gefällt
mir wirklich und wann habe ich meine Lieblingssongs zuletzt bewusst angehört
und nicht einfach nur nebenbei dudeln lassen?Sie merken, es gibt so viel, das man einmal
bewusster angehen kann – nicht nur das Essensverhalten. Und da bin ich dann
auch bei meinem Beziehungsverhalten zu Gott. Ich möchte Gott bewusster
mitnehmen in meinen Tag und das fängt morgens früh an. Wenn ich morgens zur
Arbeit fahre, schalte ich das Radio aus. Ich nutze die rund dreißig Minuten zur
Arbeit um mit Gott zu sprechen. Was steht heute an? Wie war meine Nacht? Für
wen möchte ich heute besonders beten? Plötzlich ist die Fastenzeit keine Zeit des Verzichts mehr, sie ist eine
Zeit des Gewinns. Ich gewinne mehr Aufmerksamkeit für mich selbst und für Gott.
Ich wünsche Ihnen eine bewusste, eine intensive Fastenzeit.