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Sonntagskirche | 17.03.2019 | 08:55 Uhr
St. Patricks Day
St.Patricks Day
Das Flugzeug ruckelt, die Anzeige, dass ich meinen Sitzgurt schließen soll, leuchtet immer wieder auf. Ich habe noch nie so einen turbulenten Flug erlebt wie den nach Dublin. Wir sind im Oktober nach Irland geflogen. Viele haben im Vorfeld gesagt „seid ihr verrückt, da ist doch eh immer schon schlechtes Wetter und im Oktober ganz bestimmt.“ Aber was soll ich sagen, es war einer der schönsten Urlaube, den ich je gemacht habe. Wir sind mit einem Mietwagen rund gereist. Den Start in Dublin fand ich nicht so schön, aber kaum waren wir aus der Stadt raus, hat mich die grüne Insel in ihren Bann gezogen. Es ist wirklich unfassbar schön, grün, teilweise einsam und ruhig. Und ja geregnet hat es auch. Aber irgendwie war das nicht schlimm, wir hatten uns ja quasi darauf eingestellt und zwischen den Schauern, waren viele trockene Phasen und teilweise schien sogar die Sonne. Wir haben so viele nette Menschen getroffen, sei es in Pubs, beim Bed and Breakfast oder wenn wir uns mal wieder verfahren hatten und nach dem Weg gefragt haben.
Warum
ich gerade heute an diesen Urlaub denke hat einen Grund: Heute ist ein
besonderer irischer Feiertag. Heute ist St.Patricks Day. Und St. Patrick ist
der Nationalheilige der Iren. Rund um den heiligen Bischof ranken sich viele
Legenden. Aber eindeutig ist wohl, dass er zunächst in Britannien aufgewachsen
ist und von dort als 16-Jähriger von Piraten nach Irland verschleppt
wurde.
Als Sklave hat er einige Jahre
auf der Insel gelebt. Mit 22 Jahren - nach
erfolgreicher Flucht in seine alte Heimat – hat er Theologie studiert und ist
zum Priester geweiht worden. Und dann hatte Patrick einen Traum: Gott hat ihn
zurück nach Irland gerufen. „Ich brauche Dich, Du sollst dieses Land
bekehren.“ Das muss doch erstmal ein Schock
gewesen sein. In das Land seiner Gefangenschaft zurückkehren? Vermutlich
ist Patrick da nicht gerade vor Begeisterung aus dem Bett gesprungen.
Aber vielleicht hatte ihn das Land auch so fasziniert, wie mich bei meiner Reise. Während seiner Gefangenschaft hatte Patrick die Sprache der Kelten gelernt, er kannte die keltischen Bräuche, ihren Glauben, der sehr mit der Natur verbunden gewesen ist. Das hat er für seine Missionsarbeit genutzt. Die göttliche Dreifaltigkeit zum Beispiel, die hat er den Menschen anhand eines Kleeblatts erklärt: drei Blätter und doch eins. Das Shamrock, das dreiblättrige Kleeblatt, ist heute ein Nationalsymbol Irlands. Heute würde man sagen „Er hat die Menschen da abgeholt wo sie standen“, er hat sich darauf eingelassen sie erst einmal zu verstehen.
Bischof Patrick ist so beliebt und erfolgreich gewesen, dass die Iren ihn noch heute als ihren Nationalheiligen feiern. Der St. Patricks Day ist heute mehr ein Folklore Fest mit vielen lustigen Bräuchen, Paraden, Kostümen und Bier, manchmal sogar grün gefärbt. Aber es ist eben auch ein Tag, der einen christlichen Bezug hat, der an diesen Heiligen erinnert, der ein ganzes Land missioniert hat, indem er sich auf die Menschen eingelassen hat.
Wenn man heute sagt „Da versucht mich jemand zu
missionieren“, dann ist das eher negativ besetzt. Missionieren, das klingt so
nach „aufzwingen“ oder belehren. Aber St. Patrick hat gezeigt wie es wirklich
geht: Ich muss mich einlassen auf den anderen, ihn verstehen und ihm zeigen wo
Gott schon längst in seinem Leben wirkt. Well, done! Und daher: Cherio, St.
Patrick! Segne weiterhin diese grüne Insel, die ich seit Oktober ins Herz
geschlossen habe....und wenn Regen wirklich Segen bedeutet, dann ist Irland eh
gesegnet in Fülle!