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Kirche in WDR 4 | 09.03.2019 | 05:55 Uhr
"Trautmann"
Vergebung befreit
1945. Der Krieg ist vorbei. In einem Gefangenenlager in der Nähe von Manchester sind deutsche Soldaten inhaftiert.
Während Eures Aufenthalts habt Ihr Arbeitsdienst zu leisten. Als Wiedergutmachung für die durch den Krieg verursachten Entbehrungen und Verluste. Ist das klar? – Ja, Sir!
„Trautmann“ heißt der Film, der am Donnerstag in die Kinos kommt. Benannt nach der Titelfigur, dem Fallschirmjäger Bernd Trautmann. Es geht um die wahre Geschichte eines Soldaten, der auch ein Ausnahme-Fußballer ist. Sein Talent ist selbst im Lager unübersehbar. Der Deutsche hält beim Kicken quasi jeden Elfmeter.
Hey! Der Blonde da im Tor, der ist nicht mal schlecht, … ziemlich gut sogar.
Jack Friar, Trainer der örtlichen Fußballmannschaft, ist spontan begeistert. Sein Team schwächelt gerade in der Liga und braucht dringend einen guten Torwart. Da kommt ihm dieser begabte Sportler wie gerufen. Doch Jack stößt auf vehementen Widerstand, und das nicht nur bei seiner Tochter Margret:
Der Junge kann uns vor dem Abstieg bewahren. – Hier geht’s nicht um Fußball, Dad, und das weißt Du auch. Er ist ein verfluchter Nazi. Er hat – wie alle – seine Hand zum Gruß gehoben und Heil Hitler geschrien.
Trotz aller Einwände holt der Trainer den Deutschen in sein Team. Trautmann macht seine Sache sportlich gut, kaum ein Ball gelangt bei ihm ins Netz. Dennoch prallt er auf viel Feindseligkeit, auch bei Trainertochter Margret:
Margret, bitte, ich bin doch kein Monster. – Denkst Du, Du spielst ein bisschen Fußball und alles ist vergeben und vergessen? Weißt Du, statt zum Tanzen zu gehen, mussten wir unsere Abende im Luftschutzkeller verbringen. Und hoffen, dass unsere Häuser noch stehen, unsere Familien und Freunde noch leben, wenn wir nach Hause kommen.
Die Deutschen haben Tod und Leid in viele britische Familien gebracht. Und Menschen fällt es schwer, anderen zu vergeben, gerade, wenn es um Gewalt und Krieg geht. Davon erzählt auch die Bibel. Saulus hat die ersten Christen systematisch verfolgt und ihre Gemeinden verwüstet. Dann kommt es zu seiner Bekehrung. Er bekennt sich zu Jesus. Diese Wandlung vom Saulus zum Paulus überfordert auch vor 2000 Jahren viele Zeitgenossen. Sie wollen den alten Saulus für seine Taten büßen lassen. Dem mordlustigen Mob kann sich Paulus, der spätere Apostel der Völker, nur durch Flucht entziehen (vgl. Apg 9,1-30).
Für den deutschen Torwart Trautmann kommt es anders. Denn trotz der belastenden Vorgeschichte kommen Margret und Bert, wie er inzwischen genannt wird, zusammen, sie heiraten. Nun setzt die junge Frau sich energisch für ihren Mann ein:
Ich habe Bert als Menschen kennengelernt, als Mann. Würdet ihr ihn als Menschen sehen und nicht nur als Deutschen, dann könntet ihr erkennen, wie sehr er sich bemüht, die Vergangenheit zu bewältigen.
Es imponiert mir, dass Margret am Ende ihren Hass überwunden hat. Richtet nicht, dann werdet auch Ihr nicht gerichtet werden, sagt Jesus in der Bergpredigt. Und: Vergebt einander, dann wird auch Euch vergeben werden (vgl. Lk 6, 37). Ich bin mir sicher: Wer einem anderen verzeihen kann, tut auch sich selbst etwas Gutes. Denn Vergebung befreit. Nur auf dieser Basis wird Margrets Liebesglück möglich. Und nur auf dieser Basis können zig tausend britische Fußballfans den deutschen Ausnahmetorwart Trautmann feiern, dem das Team von Manchester City 1956 den Sieg im englischen Fußball-Cup verdankt.
Die Man-City-Fans toben vor Begeisterung. Einfach
Großartig, herrlich. Und was für ein Spiel von Trautmann. Wahnsinn, dieser
Torwart. – Trautmann, Trautmann, Trautmann …