Beiträge auf: wdr4
Sonntagskirche | 19.05.2019 | 08:55 Uhr
DIESER BEITRAG ENTHÄLT MUSIK, DAHER FINDEN SIE HIER AUS RECHTLICHEN GRÜNDEN KEIN AUDIO.
Maria 2.0 Freiluft-Saison
Der Zusatz „2.0“ wird
ja mittlerweile überall drangehängt, wenn es um was Neues geht. „Essen 2.0“,
„Garten 2.0“ und im Netzt habe ich sogar „Sterben 2.0“ gefunden. Das mit dem
„2.0“ kommt eigentlich aus der Programmiersprache bei Computern und zeigt
an, dass es eine verbesserte Version ist. „2.0“
beschreibt in der Regel die aktuellste, die beste Version. „Up to date“ und
somit auch dass, was man heute wirklich braucht. „2.0“ ist dann umso dringender
notwendig, wenn eine „Version 1“ augenscheinlich nicht mehr funktioniert und
keine guten Dienste mehr leistet. Dann muss spätestens ein Update her
Jetzt ist das „2.0“ auch in der katholischen Kirchensprache angekommen – es herrscht Update-Stimmung. Jedenfalls herrschte die Anfang Januar in einem Lesekreis von Frauen in der Münsteraner Kirche Heilig-Kreuz. Die sieben Frauen waren der Meinung: Das Maß ist voll. Missbrauchsfälle in der Kirche, die andauernde Ausgrenzung von Frauen, das ständige „man müsste“, „man könnte“, „man sollte“... und so weiter, und so weiter... es braucht ein Update!
Und so haben die Frauen zu einwöchigen Kirchenstreik katholischer Frauen aufgerufen – nicht nur in ihrer münsteraner Gemeinde. Der Streik, der läuft gerade. Vom 11. bis 18. Mai haben sie keine Kirche betreten und keinen Dienst getan. In ihrem Aufruf heißt es:
Sprecherin:
"Wir alle wissen, wie leer dann die Kirchen sein werden und wie viel Arbeit unerledigt bleiben wird. Wir bleiben draußen! Wir feiern die Gottesdienste auf den Kirchplätzen, vor den Kirchentüren."
Der Name der Aktion lautet „Maria 2.0“ und lehnt sich damit an die Gottesmutter Maria an. Genauer: Es geht um Maria als eine Frau die angepackt, gehandelt und gelitten hat. Ohne diese Frau wäre vieles eben nicht so gekommen, wie es gekommen ist. Diesen Geist braucht meine Kirche und darum bin ich froh, dass ihr viele Frauen zurzeit eine Freiluft-Saison verordnen. Es muss sich was tun, sonst tut sich eben bald nichts mehr!
Offene Türen und
Fenster, und damit
frischer Wind in der Kirche. Freier Zugang für alle
Menschen. Eine dicke Brise Inspiration, Wahrhaftigkeit, Gleichberechtigung. Das
wünsche ich mir für den schweren Apparat der Institution Kirche.
Wie sie hören können: Ich bin ein Mann. Aber auch ich habe meine Anfragen an dieses System.- auch, wenn ich ein Teil von ihm bin. In Kevelaer am Niederrhein, wo ich arbeite haben wir übrigens in diesen Tagen auch die Freiluftsaison begonnen. Unter dem Motto „Wohin sollen wir gehen?“ pilgern in diesem Jahr wieder rund 800.000 Menschen hierher zu Muttergottes.
„Wohin sollen wir
gehen“, dass meint ja nicht zuletzt: „Welche Entscheidungen sind jetzt gerade
dringend dran?“ – „Was muss sich ändern?“ – „Welcher Weg führt wirklich zum
Leben?“ - Besser kann ein Motto in dieser Zeit nicht gewählt sein.
Eine Antwort für mich persönlich:
Es muss ein Update her! Und ich sage Danke an
alle, die in der Aktion „Maria 2.0“ darauf hingewiesen haben und es weiter tun.
Also, um es leicht
verändert mit einem aktuellen Filmtitel zu sagen: „Die alte Dame Kirche muss dringend
an die frische Luft!“