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Kirche in WDR 4 | 11.09.2019 | 08:55 Uhr
Gesandter der Liebe
„Das
ist doch sein Job. Dafür wird er bezahlt.“ Diese Haltung begegnet mir
regelmäßig, wenn ich als Pfarrer von meinem Glauben spreche. Für manche bin ich
sozusagen „Berufschrist“. Doch ich habe schon an Jesus Christus geglaubt, lange
bevor ich Theologie studiert habe und Pfarrer wurde.
Denn
Jesus, seine Art zu leben und mit Menschen umzugehen, berühren mich, überzeugen
mich. So lässt er sich beschreiben: Er ist einer, der sich nicht an die vorgegebenen
Platzanweisungen hält: hier ist oben, da ist unten. Oder: Das sind die
wichtigen und das sind die unwichtigen Personen. Er stellt die Kinder in
Mittelpunkt und segnet sie. Er achtet Frauen und bewegt Frauen und Männer. Er
heilt Leben. Er hat keine Berührungsängste, lässt Menschen an sich ran, lässt sich
von ihrem Schicksal berühren. Er geht respektvoll mit Andersgläubigen um. Er
überwindet Grenzen. Er gibt jedem eine zweite Chance, und dann immer noch eine
und noch eine und noch eine…
Jesu Worte sprechen mich an - zum Beispiel dieses: „Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.“ (Matthäus 5,5) Jesus unterbricht die Spirale von Gewalt und Gegengewalt. Er verändert die Welt mit sanftem Mut. Niemand soll dabei auf der Strecke bleiben. Und er sagt Nein zu den Besitzansprüchen der Mächtigen, die allein ihr Land großmachen wollen.
Ich glaube: Jesus zeigt, wie Gott ist. Er ist ein Gesandter der Liebe Gottes. Er lässt mich spüren: Gott ist an meiner Seite. Nicht nur mit mir allein, sondern genauso mit den Menschen, die zu meinem Leben gehören. Und mit denen, mit denen ich mich schwertue, die mir fremd sind. Gott ist mit den Sanftmütigen, den Friedensstiftern, den Barmherzigen und denen, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit (Bergpredigt). So steht es in der Bibel. Jesus hat einen Gegenentwurf zu den todbringenden Verhältnissen seiner Zeit, durch die Menschen ums Leben gebracht werden.
Ich glaube an Jesus. Er regt mich an. Wenn ich frage und suche, wenn ich Fehler mache und mich irre. Er ist an meiner Seite und bewegt mich, wenn ich festhänge. Er gibt mir Anstöße mit seinem Leben oder stellt mich in Frage. Er holt mich immer wieder aus eingefahrenen Gleisen raus. Ihm vertraue ich. Und ihm traue ich zu, Menschen und Verhältnisse zu ändern. Er ist einer von uns – er ist einer, der zu Gottes Welt gehört. Man nennt ihn auch: „Immanuel“. Das bedeutet: Gott ist mit uns, wenn wir seine Wege gehen!
Diese
Erfahrung wünscht Ihnen Präses Manfred Rekowski aus Düsseldorf.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze