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Kirche in WDR 4 | 17.12.2019 | 08:55 Uhr
Imagine there´s no hate
Die 46-jährige Witwe Magadalena Adamowicz glaubt an Gott. Zunächst konnte sie nicht begreifen, warum Gott den gewaltsamen Tod ihres Mannes zugelassen hat. Dann fand sie zwei Erklärungen: „Entweder brauchte Gott ihren Mann, um im Himmel einige Neuerungen durchzusetzen. Oder er wollte uns alle schockieren: So geht es nicht weiter."
So geht es nicht weiter – ist ihre Reaktion auf den Tod ihres Mannes. Sie zog sich in ihrer Trauer nicht hinter die eigenen Wände zurück, sondern fragte sich: Was kann ich tun gegen diese Gewalt? Sie wollte andere Menschen davor bewahren, so zu leiden wie ihre Töchter und sie selbst. (Quelle: https://www.dw.com/de/der-kampf-der-magdalena-adamowicz/a-49634739, letzter Abruf 10.11.2019)
Magadalena Adamowicz ist Jura-Dozentin und hat sich ins europäische Parlament wählen lassen. Hier setzt sie sich für ihre Kampagne ein. Imagine there´s no hate – Stell dir vor, es gibt keinen Hass. Drei Ziele will sie erreichen: Sie will mit EU-Mitteln Ausbildungs- und Aufklärungsprogramme entwickeln und fördern. Sie will, dass in die internationale Menschenrechtskonvention ein Abschnitt eingefügt wird, der Hassreden ächtet. Und sie will Opfern von Hassreden helfen.
Dass sie davon nicht nur
redet, sondern auch danach handelt, zeigt ihr Verhalten gegenüber dem
27-jährigen Mann, der sie zur Witwe gemacht hat. Inzwischen weiß man, dass er
psychisch krank ist. Was er getan hat, nennt sie einen politischen Mord, ihn
selbst aber bezeichnet sie nicht als Mörder. Er ist in ihren Augen ein Opfer
von Hassreden geworden. Dass er eine Gefängnisstrafe absitzen musste, hat er
dem Bürgermeister von Danzig persönlich vorgeworfen. Er hörte Hassreden über
den Mann, auf den er wütend war. Die Saat dieser Worte ging in ihm auf.
Darunter will Magadalena Adamowicz einen Schlussstrich ziehen. Sie will nicht
mit Hass auf Hass antworten, sondern mit ihrer Kampagne in Europa Räume ohne
Hass entwickeln. Wo Menschen lernen, einander auszuhalten, wenn sie anderer
Meinung sind. Wo Gegner einander ins Gesicht sehen können und Mitmenschen
erkennen. Wo um Kompromisse und gemeinsame Lösungen mit Worten, mit Herz und
Verstand gerungen wird.
Einen Tag ohne Hass wünscht Ihnen Pfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer aus Meschede.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze