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Kirche in WDR 4 | 27.02.2020 | 08:55 Uhr
Zuversicht
Autorin: Guten Morgen!
Zuversicht.
7 Wochen ohne Pessimismus.
Das ist in diesem Jahr das Motto der Fastenaktion „7 Wochen Ohne“.
Gestern hat sie begonnen. Und jetzt: 40 Tage ohne Pessimismus.
„Ganz schön schwer!“, sagen Sie vielleicht.
„Da
fängt’s schon an!“, sage ich. Also das mit dem Pessimismus.
Sprecher: “Aber glaubt mir, dass man Glück und Zuversicht selbst
in Zeiten der Dunkelheit zu finden vermag. Man darf bloß nicht vergessen ein
Licht leuchten zu lassen.“ (1)
Autorin: Weise Worte des Zauberers und Hogwarts-Schulleiters Albus Dumbledore aus dem Buch Harry Potter.
Nicht vergessen: ein Licht leuchten zu lassen.
Nicht vergessen, dass ich das Licht selbst aufstellen muss.
Und da gibt’s doch noch was,
also in der Bibel:
Sprecher: „Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (2)
Autorin: Lass Dein Licht leuchten, sagt Jesus in der Bergpredigt.
Wenn es stürmisch wird und schwierig.
Von Dir hängt ab, ob am Ende
von der guten Botschaft
noch was zu sehen ist.
Ich denke da an zum Beispiel an den Pfarrer Dietrich Bonhoeffer.
Er stand zu seinem christlichen Glauben – selbst im Gefängnis.
Und er ließ sein Licht für die gute Botschaft von der Liebe Gottes zu allen Menschen leuchten
bis die Nationalsozialisten es auslöschten und
ihn umbrachten.
Eine Frage bohrt sich tief in meine Seele hinein:
Lebenslicht leuchten lassen, bis es verlischt – könnte ich das auch?
Ich bin pessimistisch, was das anbelangt.
Die Dichterin Mascha Kaléko wusste dagegen zu halten:
Sprecher*in:
„Die Nacht,
In der
Das Fürchten
Wohnt,
Hat auch
Die Sterne
Und den
Mond.“ (3)
Autorin: Nicht vergessen ein Licht leuchten zu lassen.
Nicht vergessen, dass ich das Licht selbst aufstellen muss.
Das meint ein bisschen was anderes,
als neue Beleuchtungskonzepte in alten Kirchen-Gebäuden zu installieren
in der Hoffnung, dass die gute Botschaft dadurch mehr gesehen wird.
Und die Nächte, in denen mein Licht gefordert ist,
ja, die sind mitunter zum Fürchten.
Das Licht Jesu leuchtet da, wo Glaube ist.
Und damit Vertrauen und Zuversicht.
Wo Lichter leuchten;
wo sich Menschen für Menschen einsetzen,
wo Menschen für mehr Menschlichkeit auf die Straße gehen,
wo in Seenot Geratene gerettet werden,
wo ich auch mit einer anderen Meinung ernst genommen werde,
wo wir miteinander Reden und nicht mit Steinen nacheinander werfen:
Da ist Glaube.
Da leuchtet das Licht Jesu.
Da leuchtet mein Licht.
Da brennt mein Herz.
Da wachsen Vertrauen
und Zuversicht.
7 Wochen ohne Pessimismus.
„Hab Zuversicht!“. Das lasse ich mir gerne sagen.
Oder noch lieber, was meine Kollegin selbst mit tiefen Augenringen noch sagt:
„Hab‘ Gottvertrauen!“
Dann
klappt’s nämlich auch mit dem Leuchten und leuchten lassen.
Anmerkungen:
(1)
Zitiert nach: Harry Potter und der Gefangene von
Askaban: https://www.youtube.com/watch?v=dteSgH1_K7Q ab Min 02’44.
(2)
Die Bibel nach Martin Luther, Bergpredigt, Matthäus
5,14-16.
(3)
Zitiert nach: 7 Wochen Ohne, hg. vom Gemeinschaftswerk
der Evangelischen Publizistik, Frankfurt am Main: edition chrismon 2019,
21.03.20, aus: Mascha Kaléko, Mein Lied geht weiter. Hundert Gedichte.
Ausgewählt und herausgegeben von Gisela Zoch-Westphal, dt
München 2007, S. 71.
Mit Freundlicher Genehmigung von dtv Verlagsgesellschaft & Co. KG.
Redaktion:
Landespfarrerin Petra Schulze